zelnen Epithelzelle trägt zur Kausalität ihres Verhaltens an sich nichts b e i: die Zelle würde
im Zustande der Isolation die gleiche anisotrope Reizbarkeit besitzen und brächte vielleicht
die gleichen chemotaktisch wirksamen Stoffe an ihrer Oberfläche zur Ausscheidung, wie im
normalen Keim. A ber wie bei der Komplexbildung, so setzt auch hier der programmgemäße
E r f o l g des „Epithelbildens“ d ie G e g e n w a r t u n d M i tw i r k u n g v o n N a c h b a r z e l l e n
voraus. Und M a s s e n k o r r e l a t io n m it d e r U m g e b u n g bestimmt ganz allein, ob die auf
Grund ihrer ererbten Beschaffenheit zu jeder Art von Epithelbildung qualifizierte Zelle als
Baustein eines soliden Komplexes oder eines starkgewölbten oder flachen Epithelstückes
Verwendung finden wird.
S i e b e n t e s K a p i t e l .
Spezialordnung der Zellen und Spezialgestalt
Wenn die Anordnung der Zellen im Ascariskeim und ihre Gestaltung ausschließlich
von den beiden bisher analysierten Arten cytotaktischen Geschehens bestimmt würde: der
komplexbildenden Tätigkeit im allgemeinen und der epithelbildenden im besonderen, so
stünde es im voraus fest, daß die Gesamt-Formbildung des Keimes auf folgende Art von
statten gehen müßte. Diejenigen Keimbezirke, die n i c h t mit dem Mechanismus der
Epithelbildung ausgerüstet sind, würden auf jeder Stufe der Entwickelung zu einem kompakten
Klumpen zusammengleiten; die Form aller dieser Zellen, die Stellung der Kontaktflächen
und die Größe der Kantenwinkel entspräche dem P l a t e a u sehen Prinzipe ebenso
genau, als handelte es sich um einen Seifenschaum. Bei den e p i t h e l b i l d e n d e n Zellfamilien
wäre die Gültigkeit des Prinzips auf zwei Dimensionen: die Flächenrichtung der
Zellenschicht eingeschränkt. I n n e r h a lb dieser Fläche aber müßten wiederum die Zellen
so gruppiert, ihre Scheidewände so geordnet sein, daß die Summe aller Oberflächen, wie
beim flüssigen Lamellensystem, ein Minimum wird; wobei die regelmäßige Form und Ve r teilung
der Elemente die Entstehung einer runden, dem soliden Klumpen angehängten Blase
bedingen müßte. In beiden Bezirken würde das endgültige, dem Plateauschen Prinzip
genügende Arrangement der Zellen, soweit es nicht unmittelbar von der Furchung geliefert
wird, durch besondere Form- und Ortsveränderungen des frischgeklüfteten Materials, d ie
m i t e in e r k o n t in u i e r l i c h e n V e r k l e i n e r u n g d e r G e s a m t - F l ä c h e n s u m m e v e r b
u n d e n s in d , herbeigeführt werden. Zellbewegungen aber, denen dieses Merkmal fehlt,
kämen außerhalb der Klüftungsperioden bestimmt nicht vor.
In Wirklichkeit ist das alles, wie schon früher hervorgehoben wurde, nicht der Fall.
Sowohl in den kompakten, als in den epithelialen Bezirken finden sich Zellformen, Kantenwinkel,
Gruppierungen, die dem Seifenschaum fremd sind; wie ja auch die Gesamtgestalt
des normalen Keimes mit fortschreitender Entwickelung sich von der Klumpen- und Blasenform,
die dem Prinzip der kleinsten Flächen entspräche, in immer steigendem Maße entfernt.
Diese abweichenden Konfigurationen aber nehmen ihren Ursprung auf mehrfache, anscheinend
heterogene Weise. Erstens dadürch, daß m a n c h e B l a s t o m e r e in d e r j e n i g e n ,
d em P l a t e a u s c h e n P r in z ip e w i d e r s p r e c h e n d e n A n o r d n u n g , in d e r s i e g e b
o r e n s in d , b e h a r r l i c h l i e g e n b l e i b e n , anstatt zu gleiten. Sodann durch typische
und oft sehr ausgiebige D i s lo k a t i o n v o n Z e l l e n , d i e a b e r n i c h t z u e i n e r V e r k
l e in e r u n g d e r ' F lä c h e n s u m m e , s o n d e r n o f f e n k u n d i g zu ih r e r V e r g r ö ß e r u n g
d ie n t . Ferner kann mit der Dislokation noch eine starke, aber v o r ü b e r g e h e n d e V e r ä
n d e r u n g d e r i s o m e t r i s c h e n Z e l l g e s t a l t , z. B. eine Streckung und Krümmung, verbunden
sein. Endlich erhalten viele Blastomere eine a n i s o m e t r i s c h e , v om P l a t e a u -
Zoologlca. Heft 40. 2 4