erkennen läßt, sind weit geringer, als die, welche das Entosternum zwischen den geschwänzten
und ungeschwänzten megoperculaten Lipoctena zeigt.
Die G e n i t a l o r g a n e sind bei Palpigraden und Pedipalpen nach demselben Grundschema
gebaut, wie oben dargetan ist, und die Verschiedenheiten, welche sich in ihnen zwischen
diesen Gruppen finden, werden zur Genüge durch die zwischen den einzelnen Vertretern der
alten Pedipalpen vorhandenen aufgehoben. Das einzige für die Koenenien spezifische Merkmal
ist die Ausbildung . von 2 Gonopodenpaaren (je 1 am 2. und 3. Segment : des Hinterleibes),
deren die anderen Formen nur 1 Paar (am Genitalsegment) besitzen, falls sie ihnen
nicht etwa ganz (weibliche Thelyphoniden) fehlen.
Die C o x a l d r ü s e n münden bei allen fraglichen Formen gleichmäßig an der Basis der
Co x a der 3. Extremität auf deren inneren Seite, und die eigentümliche Tatsache, daß dieselben
bei Koenenia in das Mesosoma hineinreichen und überdies in 3 hintereinander liegende
Abschnitte zerfallen, deren bei Uro- und Amblypygen nur 2 unzweifelhaft nachzuweisen sind
(wie bei den meisten anderen Cheliceraten exclusive der Opilione-ii) hängt wahrscheinlich mit
dem Verlust der M a lp i g h i s c h e n G e f ä ß e zusammen, der aber ebenfalls an systematischer
Bedeutung verliert, wenn wir bedenken, daß dieselben auch manchen Milben fehlen, anderen
dagegen in normaler Weise zukommen. In der Lagerung der Coxaldrüsen im Prosoma stimmen
sodann die Palpigraden im Gegensatz zu den Amblypygen ganz mit den Uropygen überein.
Bezüglich der R e s p i r a t i o n s o r g a n e nehmen die Schizonotiden wahrscheinlich den Platz
einer die holopeltiden Pedipalpen mit 2 Paaren, mit den Palpigraden mit fehlenden Atmungsorganen
verbindenden Gruppe ein, indem ihnen nur noch das vordere Lungenpaar eigen ist»
das überdies von geringer Größe ist.
Schließlich kann man zum Beweise des , ,Pedipalpenchdachk.tQrsa der Palpigraden noch
das Vorkommen a u s s t ü lp b a r e r V e n t r a l s ä c k c h e n p a a r e am Mesosoma bei Koenenia
(in 3 Paaren am [2. und 3.,] 4.— 6. Segment) und einigen Amblypygen (in 1 Paar am 3. Segment),
die in beiden Fällen durch gleichartige Muskeln retrahiert werden, heranziehen, da
solche von anderen Arachniden nicht bekannt geworden sind.
Ein nennenswerter U n t e r s c h i e d zwischen Palpigraden und Pedipalpen ist endlich
d e r . völlige Mangel von P o r e n k a n ä l e n und den mit diesen in genetischer Beziehung
stehenden S p a l t o r g a n e n bei Koenenia, die den Pedipalpen, wie allen stärker chitinisierten
Arachniden in typischer Ausbildung eigen sind. E s steht dieser Unterschied wohl unmittelbar
mit der Zartheit des Chitins bei den Koenenien in Zusammenhang und verliert an Bedeutung
nicht nur durch die Tatsache, daß es unter den Milben Formen mit und ohne
Hautporen und Spaltorgane gibt, sondern auch durch jen e, d a ß .umgewandelte Porenkanäle
bei Koenenia im Uterus externus der Weibchen nachgewiesen werden konnten, die uns an-
zeigen, daß bei den Ahnen dieser kleinen Geißelspinnen die fraglichen Organe weiter v e r breitet
waren. —-
So sehen wir denn, daß außer den Merkmalen, welche für jede der drei Gruppen der
Palpigraden} Uropygen und Amblypygen spezifisch sind, eine nicht geringe Anzahl solcher vorhanden
ist, welche teils die Palpigraden mit den Uropygen, teils diese mit den Amblypygen
derart nahe verbinden, daß eine Trennung dieser drei Formenkreise in dem von G r a s s i ,
H a n s e n , S ö r e n s e n und ihren Nachfolgern gewollten Sinne unmöglich wird, wenn wir ihre
g e s a m t e Organisation im A u g e behalten und uns nicht durch das eine oder andere untergeordnete
Merkmal beeinflussen lassen. Ä h n l ic h w ie d ie Amblypygen zw is c h e n den Uropygen
u n d Araneeny so v e rm i t t e ln d ie Uropygen zw is c h e n je n e n und d en Palpigraden, im
e n g e r e n d ie Schizonotiden zw is c h e n Thelyphoniden und Koenenien, und es ist schwer zu sagen,
welche der 3 Gruppen näher miteinander verwandt sind. Ich möchte sie als die gegenwärtigen
Enden dreier, bereits in praecarboner Zeit herausdifferenzierter, gleichwertiger Entwicklungsreihen
dieser ältesten uns bekannten Lipoctenen Ordnung auffassen, welche in einer
gleichfalls vor der Steinkohlenformation gelegenen Erdperiode zur Stammordnung der übrigen
lipoctenen Arachniden geworden ist.
Eines seltsamen Arachnids muß hier noch gedacht werden, für welches T h ö r e l l (68)
die Ordnung der „Meridogastra“ errichtet hat, und welches K a r s c h (33) als letzten Ausläufer
der fossilen Anthracomarti auffassen und unter den recenten Arachniden den Pedipalpen
am meisten nähern möchte. In der T a t schließt sich Cryptostemma durch mehrere Merkmale
eng an die Pedipalpen an: so durch die Gestaltung des Labrums und der Hüften des 2. E x tremitätenpaares,;
sowie deren gegenseitige Verbindung an die Uropygen, an dieselbe Gruppe
durch den Besitz einer Schere an der 2. Extremität, durch die lateroventrale Insertion der
3. Extremität, durch das Fehlen einer den 4 letzten Beinpaaren zukommenden Patella an der
2 . Extremität an die Pedipalpen im allgemeinen. Folgende Charaktere t r e n n e n die Merido-
rastra aber deutlich von den Pedipalpen und machen ihre systematische S e l b s t ä n d i g k e i t
n o tw e n d ig : Die Form der Chelieeren, die Zweigliedrigkeit des Femur der 2.,'5. und 6 . E x tremität
die speziellere Gestaltung des Telopodits der 2. -Extremität, das Fehlen des Prae-
genitalsegmentes, sowie des für die Megoperculaten typischen großen Genitaloperculums, die
eigenartige Gliederung des Ca rap ax und endlich die Gliederung des Hinterleibes. Von der
inneren Anatomie der Cryptostemmen ist mir leider nichts bekannt, auch vermag ich nichts
über ihre Atmungsorgane auszusagen, doch könnte deren Gestaltung vielleicht eine weitere
Annäherung der fraglichen Gruppe an die Pedipälpen, niemals aber eine Einreihung derselben
in diese Ordnung gestatten. Aus diesem Grunde erschien es mir auch gegeben,
Cryptostemma in dieser Schrift nur vorübergehend in den Kreis der Betrachtung hereinzuziehen.
Der Übersicht halber möge noch eine kurze Diagnostik der Pedipalpi und ihrer Unterordnungen
folgen, an die weiter einige Bemerkungen über die Verwandtschaft der Unterfamilien
der Tarantuliden angeschlossen seien.