Material und Methoden.
Die zur Untersuchung verwendeten Eier wurden in der von z u r S t r a s s e n (4), angegebenen
Weise konserviert und gefärbt. Hirsekorngrosse Eiklümpchen kamen 24 Stunden
lang in ein Gemisch von Alkohol (96 °/0) und konzentrierter Essigsäure 4 :1, darauf 24 Stunden
in reinen Alkohol (96%); dann folgte 24 ständiges Färben mit alkoholischem Salzsäure-Karmin
(Grenacher-Mayer), 24 ständiges Verbringen in Alkohol (96%) + 1% Salzsäure und zuletzt beliebig
langes Aufbewahren in reinem Alkohol. Zum Zwecke der Untersuchung wurden sie
dann in Glycerin übergeführt. Dies geschah am besten in der Weise, dass man die Eier in
schwach mit Glycerin vermischten Alkohol brachte und diesen in flacher Schale im Brutofen
der Verdunstung aussetzte, worauf sie dann in reinem Glycerin zurückblieben.
Zur Züchtung empfahl es sich, die aus der vaginalen Uterushälfte ausgestrichenen Eier
in einer mässig feuchten Kammer langsam, am besten bei Zimmertemperatur oder nur schwacher
Erwärmung heranreifen zu lassen. Infolge auftretender Fäulnis, die sich durch ihren spezifischen,
säuerlichen Geruch kenntlich machte, wurde die den Eiern anhaftende, Ciweissreiche Uterusflüssigkeit
ziemlich beseitigt. Diese nämlich war es, die am häufigsten die mikroskopische
Untersuchung der Objekte unmöglich machte, da sie dieselben gleich einer trüben Wo lke umgab
und ausserdem leicht das Drehen unter dem Deckglas verhinderte. Ein mässiges Zurückbleiben
von Uterusflüssigkeit hatte andrerseits wieder den grossen Vorteil, dass die benachbart
gelegenen und daher in der Regel gleichaltrigen Eier in leichtem Verbände an einander hängen
blieben. Bei Untersuchungen an vorgeschrittenen Eiern wäre es sonst ausserordentlich schwierig,
ja fast unmöglich gewesen, gleiche und ähnliche Altersstufen ausfindig zu machen. F a s t überraschend
wa r es manchmal, wie in einem Klümpchen von einigen hundert Eiern die Bilder sich nahezu
wiederholten. Gerade hierdurch- aber gelang Cs verhältnismässig leicht, die geringsten F o rtschritte
in der Entwickelung aufzufinden.
Eins st jedoch vor allem notwendig, will man sich vor unerwünschten Enttäuschungen
bewahren, dass man nämlich die Eier au f ihre normale Entwicklung hin prüft, bevor man sie
zum Gegenstand der Untersuchung macht. Schon B o v e r i (2. pag. 4) beobachtete, dass die Eier
des einen Wurmes ein ungestörtes Wachstum zeigten, die eines anderen aber schon sämtlich
a u f dem 2- oder 4-zelligen Stadium abstarben. Bliebe es nur bei diesen beiden Eventualitäten,
so hätte man leichtes Spiel. Doch es giebt noch eine ganze Reihe von Zwischenstufen, deren
pathologischer Charakter nur bei sorgfältiger Untersuchung auffällt. So sind besonders Eier,
die sich sehr ungleich entwickeln, d. h. von denen nur vereinzelte zu höheren Stadien gelangen,
.als offenbar krank auszumerzen. In gefärbtem Zustande zeigen sie meist als charakteristisches
Zeichen, überall in den Zellen zerstreut, grössere oder kleinere Chromatinbrocken. Es gibt
nun Fälle, in denen diese Erscheinungen wohl in jüngeren Stadien vorhanden sind, in höheren
aber fehlen sie, und nur bei aufmerksamer Beobachtung wird man dann an den fremdartigen
Zellbildern die Abnormität erkennen. Auch ich habe anfangs solche unliebsame Erfahrungen
machen müssen, da ich mich längere Zeit an krankhaft entwickelten Eiern eines Wurmes abmühte,
die mir damals wegen der Gleichmässigkeit, mit der sich dieselben Bilder vorfanden,
normal zu sein schienen. Erst spätere Vergleiche mit den Eiern anderer Würmer belehrten
mich, dass ich mich in falscher Richtung bewegte. Immerhin erscheint mir dieser Fall, der
sicher einer der schwierigst erkennbaren ist, der Erörterung wer t zu sein. Ich werde daher
zum Schlüsse meiner Abhandlung in einem „Beitrag zur Teratologie“ besonders auf ihn zurückkommen.
Die Untersuchungen wurden fast durchweg bei 1200facher Vergrösserung angestellt.
Künstliches Licht, das ich meist dabei verwendete, hatte den Vorteil einer besseren Durchleuchtung
des Objektes und w a r daher dem Tageslicht vorzuziehen. Insbesondere liess es die
.Zellkerne deutlicher hervortreten, die ja überhaupt die besten Richtpunkte darstellen.
F ü r die Benennung der Zellen hat sich B o v e r i ’ s Nomenklatur als die einfachste erwiesen,
und sie werde ich auch überall beibehalten, bezw. in gleichem Sinne fortführen, ausgenommen
bei den Gliedern des primären Ektoderms. Hier hielt ich es für notwendig, vorerst nicht von
z u r S t r a s s e n s Bezeichnung abzugehen, um möglichst vor Verwechslungen sicher zu sein.
D a sich diese jedoch bald zu kompliziert gestaltete, so zog ich es vor, weiterhin von Vereinfachungen
Gebrauch zu machen.
Auch die Farben der Zellgruppen habe Ich denen der trefflichen Abbildungen B o v e r i s
angepasst. Nur die „Bauchzellen“ sind jetzt statt ihrem bisherigen Englischrot, das fortan ausschliesslich
den .,Schwanzzellen“ verbleibt, durch ein weinrotes Aussehen gekennzeichnet.