V III. D a s Darm sys tem .
.-Das IJarmsvatem der Pedipalpen zeigt uns den typischen Bau, wie wir ihn bei den
Arachniden anzutreffen gewohnt sind. Im spezielleren bictc! es uns Verhältnisse, wie sie/sehr
ähnlich bei den Araneen zu finden sind, eine T a tsa ch e , die bei der nahen .Verwandschaft
beider Ordnungen wohl nicht ..überrascht, und wieg in|Ho vielen anderen Punkten bilden
namentlich wieder die Tarantuliden das zwischen beiden vermittelnde Glied. Ektodermaler
Vorderdarm, entodermaler Mitteldarm und wieder ektodermtller Enddarm setzen die Hauptabschnitte
des Darmtraktus dieser Arachniden, wie ja bekanntlich auch anderer Arthropoden,
zusammen.. Die sogenannten Malpighischen Gefäße münden an der Ü b e rgan gSs |f® zwischen
Mittel- und Enddarm, der opisthosomale Mitteldarm bildet die zahlreichen Chyluslappen, die
unter dem unrichtigen Terminus der „L e b e r “ allgemein g e k a n n t sind, der prosomale Mäiiel-
darm ein |j|er. mehrere Divertik el, welche als Saugmagen fungieren und, nach B e r t k ià f i
(8 , 9) u. a. auch Verdauungssekrete liefern dürften. Der Vorderdarm, der in ¡pfin J igän zen
Ausdehnung mehr oder weniger stark chitinisiert ist, zerfällt seinerseits in eine äußere Mundhöhle
(Pharyngealhöhle), die bei den Tarantuliden fehlt und bei den geschwänzten Pedipalpen
an der Bildung des folgenden Abschnittes, des praecerebralen Saugapparates, teilnimmt; dann
folgt der enge, das Zentralnervensystem d u rchM ijen d e j^ so p h a gü s .a in d sp lie ß lic h die, bey
sonders bei Tarantuliden staik entwickelte „postcerebt ale Schlmulpumpo“ ;) welche]Tb
phoniden und (?) Schizonotiden fast ganz rückgebildet worden ist.
Da bekanntermaßen die Hüftglieder des 2. Extremitätenpaares (mit Ausschluß von
Koenenia und dem fossilen Stcrnarlhron Haase) in Beziehung zur Bildung des Mundes getreten
sind, wiifjgder Bau desselben manchmal ziemlich kompliziert, u n d S hai la n ^ ^ R d a u e ;iS B is
die erste richtige Beschreibung der Mundbildung der Pedipalpen (TJtelyphmiden und Tarantu-
lidcu) Eigentum der zoologischen Literatur geworden ist. Dieselbe verdanken wir R J P o c o c k ;
doch darf ich wohl bemerken, daß mir alle von ihm gemachten Angaben bereits j^ r dem
Erscheinen seines verdienstvollen Aufsatzes, bekannt waren, und auch die .Zeichnungen, \vr$t!he
sich auf dies Organ beziehen, sämtlich fertiggéstellt waren). P o ^ c k s Darstellung; deckt sich
fast ganz mit dér, welche ich zu geben beabsichtigte, sodaß ich 'Seine WortÉÉvièlfach z it ifftn ”
kann. Ich bin erfreut, daß dieser-Au to r bereits die unrichtigen Angaben von l .a u r i e (41)
und B e r n a r d (5) kritisiert hat,- auf welche ich deshalb nicht abermals einzugehen brauche.
Neue Tatsachen bringt meine Darstellung daher nur noch mit Bezug auf die SclMwk
pcltidia und au f einige unwesentliche Punkte in der Mundbildung der änderen Pedipalpen,
von denen ich einige, schon früher bekannt gemacht habe (14).
Hinsichtlich des Mittel- und Enddarmes vermag ich aber noch verschiedene Berichtigungen
und Zusätze i.% den Angaben - älterer Autoren und auch denen P o c o c k s zu geben.
seitlicher (und zugleich vorderer) und ein Paar (resp. einen verschmolzenen) medianer (und zugleich hinterer) Nervenstränge
unterscheiden. Während die mittleren wohl p r im ä r von Ganglienzellen begleitet werden, dürfte dies bei den
seitlichen ein s e k u n d ä re s Verhalten darstellen. Entgegen der von Loman(76)in seiner neuen verdienstvollen Arbeit ausgesprochenen
Ansicht möchte ich aber glauben, daß diè opisthosomale Nervenkette der Lanialores ursprünglicher ist als
die der Palpatores. Die Bildung elliptischer, abgeschlossener Ganglien an den einzelnen Nerven und gar die Paarigkeit
des Ganglions der mittleren (hinteren) Nervengruppe erscheint mir als die phylogenetisch jüngere Gestalt der aus dem
Verbände des Unterschlundganglions wieder losgelösten Centren. So würde sich auch leicht die Paarigkeit dieser Ganglien
erklären.
i. Der Mund, die ihn umschließenden Organe und der ektodermale Vorderdarm.
Es sei hier zunächst die eigentliche Mundbildung, der Bau des Labrums (Camarostome),
der als Kauladen fungierenden Coxalteile des 2. Extremitätenpaares (die bei Koenenia fehlen),
der äußeren Mundhöhle, die bei den Tarantuliden nicht entwickelt ist infolge der (sekundären?)
gegenseitigen Unabhängigkeit der besagten Coxen und des bei Thelyphoniden und
Koenenia ausgebildeten labialen Sternums geschildert.
a. D ie B i ld u n g d e s M u n d e s (b is zum E in g a n g in d e n e i g e n t l i c h e n P h a r y n x ) .
Die einfachste Mundbildung treffen wir unter den Pedipalpen bekanntermaßen bei den
Palpigraden an. Die Arbeiten von G r a s s i , H a n s e n u n jk ä S ö r e n s e n , und M is s R u c k e r
haben uns den Bau des Mundes bei Koenenia kennen gelehrt. Ich selbst (1 1) konnte nur
einige ganz unwesentliche Zusätze zum feineren äußeren Bau des Mundhügels der Koenenia
mirabilis, die morphologische Deutung des „ H y p o s t o m a “ von H a n s e n und S ö r e n s e n
als „ l a b i a l e s P r o s t e r n u m “ , sowie die Angabe vom Vorhandensein der oberen und unteren
Pharynxlamelle, welche die „äußere Mundhöhle“ begrenzen, bringen (12).
Die Mundöffnung befindet sich bei Koenenia auf einem frei zwischen den Grundgliedern
der beiden ersten Extremitätenpaare hervorragenden „Mundhügel“ , welcher vom Labrum (Oberlippe)
. und dem labialen Prosternum, . diè seitlich in ihrer basalen H ä lfte . etwa mit einander
verwachsen sind, gebildet wird, ähnlich wie das '„Rostrum“ der Solifugen. Ein breiter, bei
Koenenia mirabilis. von 5 Barthaareri* jederseits überhangener Querspalt stellt die eigentliche
äußere Öffnung des Mundes dar, die zunächst in einen flachen, nach innen etwas aufsteigenden
und sich stark verschmälernden Raum führt, der oben und unten von 2 zarten, zum Teil
gefalteten Lamellen, den beiden sogenannten P h a r y n x l a m e l l e n oder G a u m e n l e i s t e n ,
bedeckt wird und äußere Mundhöhle genannt worden ist. Dieselbe geht innen unmittelbar
in den engen, vierkantigen Pharynx über, dessen vorderstes Ende die „ in n e r e “ M u n d ö f fn u n g
ist. Die Coxen der 2. Extremität sind frei und ohne Kauladen, sodaß keinerlei Komplikation
im Bau des Mundes eintritt (Taf. IV, Fig. 42. 43, Textfig. 81).
Dies ist nun tatsächlich bei den Uropygen der Fall, von denen in gewisser Hinsicht die
Schizonotiden ursprünglichere Verhältnisse zeigen wie die Thelyphoniden, die im allgemeinen
aber eine recht ähnliche Mundbildung aufweisen.
Ta f. IV, Fig. 44 zeigt uns die Ansicht der Oberlippe und der mit ihr verwachsenen
Coxen des 2. Extremitätenpaares von Trithyreus Cambridgei (THor.), und zwar von der Ober-
V o r d e r ) Seite. Das L a b r u m ist langgestreckt und endwärts in charakteristischer Weise
oben und an der Seite mit.Haaren besetzt; in seiner hinteren Hälfte ist es mit der Innenfläche
der. besagten Coxen längs der Linie x verwachsen, während es vorn frei in die zwischen
jenen Hüftgliedern vorhandene Rinne hineinragt und direkt mit der seine untere Wand
bildenden „ o b e r e n P h a r y n x l a m e l l e “ in Verbindung steht. Diese ist, wie bei àtn Thely-
phoniden, durch eine Serie zum Teil sehr langer, feiner und dicht stehender Haare ausgezeichnet,
die das Vorderende des Labrums überragen und in der aus Taf. V, Fig. 51 ersichtlichen
Weise angeordnet sind; sie dienen nach Ansicht verschiedener Autoren bei der Nahrungsaufnahme
als eine A r t Sieb. Gegenüber dieser oberen liegt die „ u n t e r e “ G a u m e n p la t t e ,
jener im Ganzen ähnlich gestaltet, jedoch mit einer medianen, das vordere Ende der Ober