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Unser drittes Stadium H a f . II, Figl 17 und 18) Halte ich für b e so n d tìg ' instruktiv. E s
besteht aus zweiundfünfzig Blastomeren und w a r das Vorgeschrittenste, bei dem m irB - infolge-
einer überaus glücklichen Kombination ruhender und mftötisdier Zustände seiner F u rch u n g s kugeln,
die über die ’gruppenweise Zusammengehörigkeit nirgends" einen Zweifel liess — e s
noch gelang, jede einzelne Zelle au f das normale Schema zurttckzuführen.
Das ohne weiteres kenntliche E k t o d e rm ist zweiunddreissigzellig. Streng zu einem
einschichtigen Epithel geordnet bauen die Blastomere eine hohe, gewölbte H 4 ü b iT a u j|; die
an der einen Seite - nennen wir Sie deshalb die vordere (Fig. 17| B i n ® r M itte des Em bryo
mit der unteren Gruppe zusammenstösst, hinten aber (Fig. einen tiefer hinabreichende|) ;
Zipfel bildet. D e r weite Innenraum der Blase is t leer. Nur gattz am unteren Ende nehmèri
ein p a a r Zellen der ventralen Gruppe an seiner Begrenzung beschränkten Anteil.
Nun a b er gilt es, die .bereits zwanzigzellige, darum auch re ch t komplizierte und, wie immer,
zu einer soliden Masse zusammengedrängte untere Zellfamilie zu analysieren.
Bei d e r Betrachtung von der „vorderen“ Se ite h e r (Fig. 17) sind wir zunächst nicht
lange im Zweifel, wofür w ir die viergliedrige Gruppe stattlich er (hier hellblau gehaltener)
Furchungskugeln erklären sollen, die, zu einem R h om b ü fto d e r schon mehr einem -'Schielen
T e tra ed e r geordnet, eine breite Verbindung bilden zwischen dem Ektoderm und dem v e rb
re ite rten Hinterteil. Ihre Z ahl und L age, vor allem a b er die eigentümlich helle, fa st homogene
Beschaffenheit ihres Zellprotoplasma macht es unverkennbar, dass wir in cieStir Gruppe die
vierzeilige D a rm a n l a g e vor uns haben.
Wenn man sich hiervon überzeugt hat, so ist es auch nicht mehr allzu schwierig, den
morphologischen W e rt einer Anzahl kleinerer, d. h. in der Klüftung weiter vorgeschrittener
Furchungszellen (hier grün und lila) zu begreifen, von denen das Entoderm an seinem oberen
Ende und in der linken F lanke begleitet wird. Diese Zellen sind in zwei Gruppen gesondert
und ziemlich weit getrennt, die eine links vom Darm, die andere rechts. TieideV/sind ungleich
in ihre r K onfiguration, ab e r sie stimmen darin überein, dass jede von ihnen erstens ein fertiges
etwa senkrecht gelagertes Zellenpaar mit ganz kleinen, jungen Kernen enthält, und zweitens
je eine Furchungskugel in vorgeschrittenem ab er noch unvollendetem Teilungsstadium. Und
nun die Deutung. Eines ist zunächst kla r: dass nämlich diese ganze, zwischen Darmanlage und
Ektoderm eingesprengte Kategorie von Zellen unter allen Umständen die Nachkommenschaft
einer einzigen, gemeinsamen Urzelle umfassen muss ; und diese Urzelle k ann n u r die Schwester
d e r Urdarmzelle gewesen sein. F e rn e r besteht in Anbetracht der räumlichen Trennung der
beiden kleinen Sondergruppen g a r kein Zweifel, dass immer die Zellen einer solchen Gruppe
u n t e r s i c h verwandt sind, also je ein fertiges grünes Zellenpaar mit der ihr benachbarten
violetten Furchungskugel. — Dann aber gieb t es n u r e in e fje u tu n g für den morphologischen
W e r t aller dieser Elemente. Die Schwester, der Urdarmzelle ist MSt, die Stammzelle des
Schlundes, und des Mesoderms). Dieselbe teilt sich normalerweise in eine linke und eine
re chte Hälfte, die sich bald- d a ra u f völlig voneinander zu trennen pflegen. Jede Hälfte liefert,
in der Reihenfolge von vorn nach hinten eine Urschlund- und- eine Urmesodermzelle, und ganz
konstant ist es die erstgenannte, die v o r ih re r Schwester zur nächsten Klüftung schreitet.
Wenn wir daraufhin die grünen, bereits durchgeschnürten Zellen als beiderseitige S to m a -
t o b l a s t e n (st und or), ihre, violetten Begleiterinnen als U rm e s o d e rm z e ile n ansprechen, so
ist diese unsere Deutung so zuverlässig, als handelte es sich um Bausteine eines normalen
Embryo,.
' An diese ganze aus Mesoderm, Schlund und Da rm bestehende mittlere Abteilung, die
.also die vollständige .Nachkommenschaft der zweiten Ursomazelle (EMSt) in sich vereinigt,
schliesst sich nach unten ein breiteres Konglomerat grösse r und kleiner Furchungszellen. Es
ist ohne weiteres klar, dass diese unterste Zellfamilie die Deszendenz der S c h w e s t e r jener
Ursomazelle, d. h. der im T-förmigen Vicrzcllenstadium u n t e r s t e n Furchungskugel P , enthalten
müs3).-l->;,;,-
W ir erkennen zunächst mit Leichtigkeit in dem iveiss gehaltenen, ziemlich horizontal
g e lag e rten Zcf.pnpaare an der rechten Seite des Embryo diè aus P., hervorgegangene zw e i
z e l l i g e G e n i t a l a n l a g e ‘). Ihre)Kerne trä g en den echten Keimbahntypus und sind, wie immer
bei Riesen, etwa® g rö s se r als die analogen Kerne der normalen Entwickelung.
Nun vermuten wir in unmittelbarer Nachbarschaft der Geschlechtsanlage die D e s z e n d
e n t e n d e r v i e r t e n U r s o m a z e l l e D zu finden, die eine Schwester der Urgenitalzelle war.
Als solche könnten zwei P a a re g rösser Furchungskugeln in Betracht gezogen werden, von
denen -das. eine (braune) in inniger Berührung mit den Geschlechtszellen au f der VOrderseite
des Embryo, das andere (rote) inehr abseits auf-der Rückenseite g elegen ist. Die Entscheidung
zwischen ihnen ist diesmal nicht ganz leicht. Man wird zwar in der genannten Situations-
verschiedenlieit H denn normalerweise- befinden ‘ sich die D-zellen au f der Vorderseite — sowie
in der ungleichen Berührung mit der Genitalanlage: einen Fingerzeig zu Gunsten des vorn
gelegenen P a a re s erblicken dürfen. Allein dies ist in Anbetracht der herrschenden Konfusion
noch kein Beweis. . Darum fjih e n wir die Kernverhältnisse der vier Zellen jiu Hilfe und finden
folgendes. Das rückwärtige P a a r enthält in seinem Plasma nur spärliche, blasse Spuren einer
offenbar weit zurückliegenden Diminution. Andererseits lassen die dicken, lielrot gefärbten
Chromatinbrocken im Protoplasma beider vorderen Zellen keinen Zweifel, dass dieses P a a r direkt
aus einer Diminutionsteilung hervorgegangen ist. Demnach können nur die zwei vorderen
Zellen a ls die von uns gesuchten Töchter der Ursomazelle D, als d und i> betrachtet werden.
So bleiben noch die beiden anderen grossen Furchungskugeln und auf der linken Seite
des Embryo v ie r kleinere, über deren paarweise Zusammengehörigkeit die Spuren der eben
vollendeten Mitose Auskunft geben, zur Deutung übrig. Eins ist nunmehr sicher: dass alle
Sechs Zellen Nachkommen der „Schwanzzelle“ C sein müssen, die im achtzeiligen Stadium das
Ende der vierzeiligen Säule'bildete. W ir erinnern uns, .dass diese Schwanzzelle in der normalen
Entwickelung sich symmetrigeh teilt, und dass -darauf durch transversale Mitosen eine vier-
zeilige; quadratisch geordnete Gruppe zustande kommt (z u r S t r a s s e n , '96 a. p. 75). Von diesen
Zellen sind es fast regelmässig die am meisten 4 ? t sal gelegenen, die zuerst zur Teilung schreiten,
und zwar ist ihre Mitose in a c q u a i , derartig, dass die eine Tochterzelle doppelt so « ro s s ausfällt
als ihre S chwesteriille. — Vergleichen wir nun mit diesem Schema den relativen Zustand
-der in Betracht kommenden sechs Zellen unseres Riesenembryo, so erblicken wir ohne Zögern
.1 I) In der Deutung dieser Zellen besieht zn-ischcn B o v e r i fon) und mir (’95, '96a) noch Immer eine Differenz, B o v e r i hält
die Töchter von P4 noch nicht ihr die definitive Genilnlaniage, sondern meint, dass die hintere von ihnen als letzte Ursomazelle auizulässen
s o f f— Demnächst erscheint eine Arbeit ton H. M a ile r , einem Schule, des Leipziger Instituts, durch «eiche die treitfiage im Sinne
.meiner Darstellung erledigt wird.