äußere Mundhöhle morphologisch zum Pharynx gehört oder nicht, so müssen wir P o c o c k
darin jedenfalls folgen, wenn er den Mund der Scorpione und Amblypygen, Opilionen etc. für
den u r s p r ü n g lic h e n Mund hält, wie er ja auch bei Limulus gefunden wird, und den eigentlichen
Mund der Thelyphonen etc. durch Ausbildung der äußeren Mundhöhle zu einer ,,inneren
Mundöffnung“ werden läßt.
2. Der Mitteldarm und seine Differenzierungen.
Der Mitteldarm der Pedipalpen sondert sich, wie bei den meisten anderen Arachniden,
in einen p r o - und einen o p i s t h o s o m a l e n Abschnitt. W a s seinen histologischen Bau betrifft,
so bietet er, soweit meine Kenntnisse reichen, keinerlei Verhältnisse, die von den z. B.
von Scorpionen und Araneen bekannten abweichen; wir treffen hier die gleichen Zellenelemente
wie bei jenen an. Nichtsdestoweniger ist sein anatomischer Bau von einigem Interesse, da
wir innerhalb der Gruppe der Pedipalpen Formen vereinigt finden, die systematisch-phylogenetisch,
wie auch theoretisch-morphologisch uns manchen Aufschluß bieten. Allgemein
bekannt sind die „ C h y l u s - D i v e r t i k e l “ des Arachnidendarmes, und nicht selten sind sie
schon Gegenstand besonderer Forschung gewesen. Daß wir in ihnen kein „leberartiges“ ,
sondern das eigentlich „ v e r d a u e n d e “ Organ der Arachniden zu erblicken haben, haben
uns vor allem B e r t k a u ’ s schöne Untersuchungen (8, 9) klargelegt, und wie e r , so werde
auch ich nicht von der „ L e b e r “ , sondern stets vom C h y lu s d a rm sprechen. A ls einfache
Ausstülpungen angelegt, erlangen sie meist im ausgereiften Zustande durch eine weitgehende
Lappenbildung einen recht komplizierten Bau; und wenn wir bei Koenenia den „embryonalen“
Charakter gewissermaßen zeitlebens erhalten sehen, 1 so können wir bei den anderen
Formen nur auf Grund der Zahl der Hauptmündungsgänge der Divertikel das embryonale
Bild rekonstruieren.
a. D e r p r o s o m a l e M i t t e l d a rm .
Der prosomale Mitteldarm, welcher sich hinten unmittelbar an den Vorderdarm anschließt,
stellt ursprünglich ein einfaches gerades Rohr dar, welches nur 1 P a a r e in fa c h e r
D i v e r t i k e l entsendet. Ein derartiges Verhältnis treffen wir tatsächlich bei Koenenia und Tri-
thyreus an. Das prosomale Darmdivertikel (ps. dv) von Koenenia wird zuerst von R u c k e r (57)
erwähnt, aber in seiner Grö ß e nicht richtig abgebildet; es geht vom Darm etwa zwischen
den Coxen der 4. und 5. Extremität aus und stellt jederseits einen einfachen, ungelappten
S a ck dar, der im Leb en des Tieres fortwährende, ziemlich rhytmische Kontraktions- und
Expansionsbewegungen ausführt (Textfig. 39— 41). E r ruht auf dem Entosternit, was übrigens
in gleicher Weise auch für einen großen Teil der Vorderdarm-Divertikel der übrigen Arachniden
zutrifft. Bei Trithyreus (cambridgei) finden wir ebenfalls nur einen einfachen, im seitlichen
Anblick bimförmigen (Textfig. 42) Divertikel jederseits.
1 Einen noch einfacher gebauten Mitteldarm scheint die jüngst von C. W i t h (78) beschriebene Milbe Eucarus
zu besitzen, an dem sich, soweit sich bis jetzt sagen läßt, außer einem Paar prosomaler Divertikel (wie bei Trithyreus und
Koenenia) keine eigentlichen opisthosomalen Divertikel nachweisen lassen; dieser Darmabschnitt stellt ein etwa in der
Mitte des Hinterleibes ampullenartig erweitertes Rohr dar, welches nach Passierung eines seitlich gelegenen Bogens (der
noch entodermal ist) durch das Rektum nach außen mündet.
Bei den ü b r i g e n P e d ip a l p e n treffen wir einen weit komplizierteren Bau an. Bei
ihnen ist kein einheitliches Divertikel vorhanden, statt dessen aber eine S e r i e v on 4 P a a r e n ,
die sich erst bei näherem Zusehen als Abkömmlinge des einen der erst genannten Formen
zu erkennen geben. Bekanntlich besitzen die Scorpione im Prosoma nur 1 Paar in viele kleine
Läppchen zerteilter Divertikel, die Araneen dagegen 4 Paar langer, bei vielen Formen bis
Fig. 39. Fig. 40. Fig. 41.
Koenenia mirabilis (Gr.) $.
39 schematische Darstellung des Körpers mit eingezeichnetem Darmsystem, Coxaldrüsen und Herz, zur besseren Orientierung
sind auch die Dorsoventralmuskeln (dvm) dargestellt; die Peltidia des Prosoma sind entfernt worden und das
prosomale Darmdivertikel in ausgedehntem Zustande abgebildet. Rückenansicht.
40 dasselbe von der Seite, doch sind die Peltidia wohl, das Herz aber nicht gezeichnet.
41 schematische Darstellung eines durch die Mitte des Tieres geführten Sagittalschnittes', seitlich von Innen gesehen.
Außer dem Darm, in dessen weite Divertikelräume man hineinsieht, ist noch das Zentralnervensystem und ein Teil der
opisthosomalen Muskulatur nebst dem Entosternum (ntst) eingezeichnet, die Coxaldrüse dagegen nicht.
in die Trochanterglieder der 4 hinteren prosomalen Extremitäten verlaufender schlanker,
schlauchartiger Divertikel, die radiär vom „Zentralmagen“ ausgehen (cf. B l a n c h a r d (10),
W a sm a n n (72), P l a t e a u (48), B e r t k a u (8, 9) u. a.). Die Kluft zwischen diesen beiden
verschiedenen Gestaltungen des prosomalen Mitteldarmes überbrücken meiner Ansicht nach
die Thelyphonen, während die Amblypygen in dieser Hinsicht t y p i s c h e Araneen sind.
Abzüglich der irrtümlichen Angabe vom Vorhandensein salivärer und tubulöser, in den