Innere Morphologie,
In der vorliegenden Schrift die ganze innere Morphologie der Pedipalpen erschöpfen zu
wollen, hat mir nicht als Ziel vorgeschwebt, wie ja auch im vorhergehenden Abschnitt nur
einige Punkte behandelt worden sind, deren Klarstellung von Interesse schien, oder welche
aus anderen Gründen dort eine Darstellung erfahren haben.
Von der inneren Morphologie möchte ich nur das bringen,, was gerade den P e d i p a l p e n
eigentümlich ist, den Bau der verschiedenen Organsysteme, die bekanntlich mehr oder weniger
erhebliche Unterschiede den übrigen Arachniden gegenüber ebenso aufweisen, Sowie der äußere
Körperbau.
Histologische Angaben sind nur zerstreut eingeflochten; teils genügte mein Untersuchungsmaterial
(mit Ausnahme der Palpigradi) nicht, um in dieser Hinsicht eine fehlerfreie
Darstellung geben zu können, teils wären Mitteilungen über den histologischen Bau mancher
Organe unnötiger Ballast geworden, da die Pedipalpen als nächste Verwandte der Araneen,
über deren Histologie schon zahlreiche Schriften in der Literatur niedergelegt worden sind,
diesbezüglich keine Besonderheiten darbieten.
Die Muskeln, der Darmtraktus, die sogenannten Malpighischen Gefäße, das Zwischen-
und F ettgeweb e, um nur einige Punkte zu nennen, zeigen in ihrer Histologie alle typischen
Charaktere der Arachniden. Ganz unberücksichtigt ist der Bau der Augen gelassen, einmal
aus Mangel an geeignet konserviertem Material, dann auch aus dem G ru n d e , weil uns die
Entwicklungsgeschichte der Pedipalpen (cf. G o u g h , 24) gelehrt hat, daß bei ihnen die
gleichen Verhältnisse wie beim Scorpion und den Araneen obwalten, und daher auch der
feinere Bau der Sehorgane der ausgebildeten Tiere mit dem dieser Formen im Prinzip übereinstimmen
dürfte.
T ro tz des ziemlich großen Materiales, das meinen Untersuchungen zu Grunde gelegen
hat, konnten vereinzelte Fragen nicht ganz gelöst werden. Die empfindlichste L ü ck e befindet
sich meiner Ansicht nach in der Darstellung des Genitalsystems der Schizopeltidia, wo sie
durch den Mangel eines männlichen Untersuchungsobjektes entstanden is t, auf deren A u s füllung
wir aber hoffentlich nicht mehr allzulange zu warten brauchen. Sodann ist das Blutgefäßsystem
fast ganz vernachlässigt worden. Zwar hat B l a n c h a r d demselben eine Beschreibung
gewidmet, ich möchte aber glauben, daß allein lebende Tiere, in geeigneter W eise
behandelt, ein erfolgreiches Studium derselben ermöglichen können, und solche standen mir
leider (mit Ausnahme der winzigen Koenenia) nicht zur Verfügung.
V . D ie H y p o d e rm is und einige Differenzierungen derselben.
Die Hypodermis: zeigt im allgemeinen den gleiöiifen Bau wie bei den übrigen Arachniden,
sie erleidet ferner an gewissen Stellen, so an Muskel-Insertionsstellen und dort, wo ihre Zellen
teilweise in kleine Hautdrüsen umgewandelt sind, wie z. B. im Uterus externus der weiblichen
Tiere und an ändern Punkten des Kö rp e rs , eine Umbildung, wie sie, auch sonst bei den
Spinnentieren und anderen Arthropoden beobachtet wird, und die uns hier nicht weiter in-
teressiert.
Entsprechend dem bedeutenden Größenunterschied zwischen den Thelyphoniden und
Amblypygen einer- und den Palpigraden andrerseits ist die Dicke der Hypodermisschicht bei
den ersteren weit stärker als bei den letzteren. Sind bei jenen die Kerne der Hypodermiszellen
mehr rundlich und nur ausnahmsweise flach (Taf. III. IV, Fig. 25, 27, 37, 38), so ist das
letztere bei diesen gerade die Regel (Taf. V, F ig. 69. 72). Hier ist die Hypodermis überhaupt
meist so niedrig, daß man von ihr selten mehr als die leicht färbbaren Kerne auf Schnitten
zu sehen bekommt. Die Sckizonotiden ( Trithyreus) halten in der normalen Stärke der Hypodermis
die Mitte zwischen Thelyphoniden, Tarantuliden und den Koenenien (cf. Taf. III, Fig. 26).
Zwei verschiedenartige Differenzierungen der Hypodermis sind es, auf welche ich noch
mit wenigen Worten eingehen möchte. ■
Die „ e in e derselben sind die sogenannten „Ocellen“ , welche eine A r t der Schizonotiden
(Trithyreus cambridgei [Thor.]) nach Angabe ihres Autors T h o r e l l (67), dessen Mitteilung
sich b e i späteren Pedipalpen-Systematikern kopiert findet, besitzen soll. Dieselben liegen zu
beiden Seiten aut dem Propeltidium und zwar in seinem vorderen T eile; ihre La g e könnte
am ehesten mit der der Lateralaugen der sehenden Pedipalpen verglichen werden (cf. T ex t-
fig. 1. Diese .vermeintlichen „O ce llen “ sind nun zwei (jederseitS- 1) länglichrunde helle,
fleckenähnliche Stellen, die nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit Ocellen haben. Das Integument
setzt sich mit .seinen beiden Schichten kontinuierlich über sie fort und selbst die
gefelderte Struktur der äußeren Schicht (Cuticula, chal) ist dort nicht unterbrochen. Nur
die bräunliche Pigmentierung des Chitins fehlt, und so kommt es auch, daß die in Alkohol
aufbewahrten T ie r e diese beiden hellen, ocellenähnlichen F le ck e zeigen (Textfig. 1 , ,,oc“ ).
Ein eigenartiges Bild gewährt ein Schnitt durch einen dieser Flecke. Unter ihm liegen eine
geringe Anzahl, einen kleinen hervorstehenden Hügel bildender Zellen, deren Grenzen ich
nicht sah, - deren Kerne aber das in Fig. 26 wiedergegebene Aussehen hatten. Unmittelbar
unter dem Chitin fanden sich einige flache Hypodermiszellen und deren Kerne (hypk). Ich
möchte in jenen Zellen mit den chromatinarmen Kernen umgewandelte Hypodermiszellen erblicken,
da sie in innigem Kontakt mit dieser Schicht stehen und nach innen zu von der
gleichen Basalmembran abgegrenzt werden. Ob es aber die Degenerationsreste von den ehemals
hier vielleicht gelegenen Augen sind, wage ich nicht-zu vermuten.
Die andere Hypodermalbildung ist das sogenannte „Caudalorgan“ , wie L a u r i e (41)
es genannt hat. K r a e p e l i n braucht neuerdings für diese Organe den Terminus „Omma-
tidien“ , der jedoch irreleitend ist und daher besser nicht mehr verwendet wird. Sie liegen
bekanntlich auf dem 12. Hinterleibsringe in der Zwei- oder Vierzahl, und in der Einzahl vom
zweiten ab auf jedem Gliede der Schwanzgeißel und erscheinen von außen betrachtet als
Zoologica. Heft 42. ^