
 
        
         
		des Ektoderms.  Ich wusste, wie gesagt,  nicht,  ob  diese  v ier Zellen  dem  einen  oder dem anderen  
 Zwilling  zugehörten,  aber  soviel  scheint mir  sicher  zu  sein,  dass  sie  u n t e r e in a n d e r   v e rw a n d t   
 waren;  daraus  ergibt  sich  natürlich  die  gleiche  Forderung  für  die  noch  übrig  bleibenden  
 Elastomere,  die  neben  der  geraden  Reihe  in  weniger  regelmässiger  Gruppierung  lagen  und  
 e b e n f a l l s   heranreichten  bis  an  das  Ektoderm. 
 Demnach  erkennen  wir,  dass  eine  eigentümliche  und  wichtige  Modifikation  der  L a g e beziehungen  
 eingetreten war.  Gleich nach der Amputation hatten  die  beiden  dotterreichen,  ento-  
 mesodermalen Gruppen,  die  der monströse Zellkomplex ausser seinem Ektoderm  enthielt,  h in t e r e 
 in a n d e r   gelegen,  dergestalt,  dass  nur  die  eine  von ihnen,  nämlich  die  von Rechtswegen  dazu  
 bestimmte,  mit  den  Zellen  des  Ektoderms  in  Berührung  stand.  Jetzt  aber  lagen  die  nunmehr  
 vierzeiligen  Gruppen  n e b e n e in a n d e r ,  und  b e id e   berührten  das  Ektoderm.  —   Es   w a r   klar,  
 dass  unter  so  veränderten Umständen  die  Gegenwart  der  überzähligen  Blastomere  den  A b la u f  
 der  Entwickelung  wreit  tiefer,  als  ich  früher  dachte,  beeinflussen  musste. 
 Während  der nächsten T a g e   entwickelte  sich  der  ektodermale Bezirk  zu einem A g g re g a te   
 heller Furchungskugeln,  das  immer kleinzeiliger wurde und einen wachsenden Hohlraum gewann,  
 bis  schliesslich  eine  dünnwandige,  ringsum  halsförmig  abgesetzte  Blase  zur  Ausbildung  kam  
 (Fig.  58  bis  61).  Es  w a r   dies  dieselbe  A rt,  in  der  das  Ektoderm  der  T-Riesen  vom  ersten  
 Typ us   sich  zu  entfalten  pflegt.  Uns*er  Z w i l l in g   w a r   a l s o   zum   T -R ie s e n   g e w o r d e n ,   
 nicht  etwa,  wie  die  ändern,  weil  er  die  Orientierung  im  Stadium  IV   versäumt  hätte,  sondern  
 weil  die  fremden  Zellen,  die  sich  mit  seinem  Entomesoderm  verklebt  hatten,  ihn  nachträglich  
 hinderten,  die  typische  Lagebeziehung  zwischen  seinen  beiden  Hälften  herzustellen. 
 Inzwischen  wa r   innerhalb  der  dotterreichen Region  infolge  neuerlicher  Zellverschiebung  
 das  reihenweise Arrangement verloren  gegangen.  A ls   dann  die Klüftung  auch hier von Stufe  zu  
 Stufe weiter  schritt,  d r ä n g t e n   s i c h  d i e  E l e m e n t e   z u  e i n e r  e i n z i g e n  g e s c h l o s s e n e n   
 M a s s e   z u s a m m e n ,   die  etwa  die  Form  einer  kurzen  W a lze   besass  und  nur  am  kaudalen  
 Ende  —  d.  h.  im  Gebiete  der  Schwanzzelle  —   eine  geringe  Erweiterung  zeigte  (Fig.  59,  60).  
 A b e r   von  irgend  einer Duplizität  der  Entwickelungsweise,  wie  ich  sie eigentlich erwartet  hatte,  
 e tw a  von  einer  längsverlaufenden  Einschnürung  oder  sonstigen  Demarkation,  die  das  Gebiet  
 der  beiden  homodynamen Gruppen  voneinander geschieden  hätte,||§  keine Spur.  D a s   G a n z e   
 w a r   v i e lm e h r   s o l i d   u n d   v o n   g l a t t e n   U m r i s s e n ,   a l s   w e n n   d a s   a l l e s   r e c h t m 
 ä s s i g   z u s a m m e n g e h ö r t e ;  -fj^^und  mir  dämmerte  eine  Ahnung  auf,  was  für  ein  seltsames  
 Produkt  hier  im  Entstehen  war. 
 Am  sechzehnten  Beobachtungstage  hatte  der  „Embryo“  folgende  Form  und  Bildung  
 erreicht (Fig.61):  Der hintere Abschnitt des Leibes w a r  noch immer walzenförmig gestreckt.  A b e r   
 er  bestand  nicht mehr,  wie  früher,  aus  einer  gleichartigen Masse  dunkelkörniger Zellen,,  sondern  
 die  peripherste  Schicht  w a r   lichter  geworden.  Besonders  am  Hinterende  überzog  ein  deutlich  
 abgesetzter,  aber  unregelmässiger  heller Saum  die  dunkle  Innenmasse,  —   genau  so,  wie  in  der  
 normalen  Entwickelung  der  dotterreiche  Komplex  der  inneren  Organanlagen  rückwärts  vom  
 „sekundären Ektoderm“  umkleidet wird.  Das  ansehnliche,  au f den vorderen Bereich des Körpers  
 beschränkte  Blastocoel  wa r   leer.  Und  so  würde  denn  die  Ähnlichkeit  des  Ganzen  mit  einem  
 Riesen  vom  I.  Typ us   eine  weitgehende gewesen  sein,  wenn  eben  nicht  inbezug  au f  die G r ö s s e   
 zwischen  dem  doppelwertigen  hinteren  Abschnitte  des  Körpers  und  der  ektodermalen  Blase  
 ein  so  handgreifliches  Missverhältnis  bestanden  hätte. 
 Dieser  sechzehnte  T a g   war,  wie  ich  schon  erwähnt  habe,  der  T odestag  meines  Dreifachriesen. 
   Ich  hatte  im  Aussehen  seiner  Zellsubstanz  mir  nur  zu  wohl  bekannte  Anzeichen  
 einer  beginnenden  Degeneration bemerkt  und  entschloss mich,  ehe  grösserer Schaden  entstehen  
 mochte,  ihn  unverweilt  zu  konservieren  und  zu  färben.  Wirklich  war  das  Präparat,  das  ich  
 erhielt,  soweit  die  feinere  Struktur  des  Chromatins  -—  besonders  auch  der  Richtungskörper —   
 in  F ra g e   kam,  nicht  mehr  tadelfrei.  A b e r   die  Zellgrenzen  traten  vollkommen  scha rf hervor,  
 und  da  auch  die  Form  der  Kerne  und  die  Plasmabeschaffenheit  offenbar  kaum  gelitten  
 hatten,  so  w a r   das  gefärbte  Objekt  immerhin  geeignet,  au f  die  vorausgegangenen  Entwickelungsprozesse  
 so  viel  Licht  zu  werfen,  als  man  bei  einer  derartig  monströsen  Bildung  
 erwarten  darf. 
 An  dem  seltsamen  Gebilde  (Tafel  V ,  F ig.  62  und  63;  Fig.  64  stellt  einen  stärker  ver-  
 grösserten  optischen  Durchschnitt  dar)  fällt  zunächst  die  e k t o d e rm a l e   B l a s e   ins  A uge ;  sie  
 ist  tiefrot  gefärbt,  einschichtig  und  sitzt  mit  ihrer  weiten  Öffnung  gleich  einer  hohen,  etwas  
 schiefgezogenen  Mütze  über  dem  Vorderende  der  kompakten  Leibesmasse.  Wie  aus  der  
 Beschaffenheit  der  Kerne  hervorgeht,  befindet  sich  das  Ektoderm  in  einer  Ruheperiode,  und  
 da  die  Zahl  seiner  Zellen  sicher  sehr  viel  mehr  als  64  beträgt,  so  ist  anzunehmen,  dass  der  
 gesamte  Familienbestand  au f  128  Glieder  gekommen  war.  Die  Grenze  des  Ektoderms  w a r   
 gegen  den  Rumpf  hin  nicht  überall  scha rf markiert;  sondern  stellenweise  schien  die  dunkle,  
 aus  rundlichen Elementen erbaute Epithelschicht  kontinuierlich  in  eine  superfizielle L a g e   flacherer  
 und  hellerer  Zellen  überzugehen.  Es  liegt darin  nichts programmwidriges;  denn,  wie  die Arbeit  
 von H. M ü l le r   zeigen wird,  ist in  der T ha t  das primäre Ektoderm älterer Embryonen  in  analoger  
 W e ise   an  der  Bildung  der  hellen  Oberflächenschicht  beteiligt. 
 Gleichsam  den  Kern  des  walzenförmigen  Rumpfabschnittes  bildete  ein  A g g re g a t  von  
 sechzehn  ziemlich  grossen  Furchungszellen  (Fig.  64,  E),  das  ringsum  von  kleineren  und  meist  
 auch  flacheren  Elementen  schalenartig  überzogen  wurde,  an  einer  beschränkten  Stelle  jedoch  
 unbedeckt  zu  T a g e   trat.  Es   war  leicht,  in  dieser  Gruppe  von  Blastomeren  mit  ihrer  kaum  
 gefärbten,  eigentümlich  homogenen  Plasmasubstanz,  den  relativ  kleinen  Kernen,  ferner  nach  
 ihrer  ganzen  L a g e   und  dem  Umstande,  dass  eben  diese  Zellen  bei  Lebzeiten  des  Embryo  bis  
 zuletzt  mit  dunklem  Dotter  beladen  waren,  das  E n to d e rm   zu  erkennen.  Auffallend  wa r   nur  
 die  grosse  Zahl  dieser  Zellen.  Normalerweise  beträgt  au f  einem  Stadium,  das  dem  unsrigen  
 entspricht,  die  Zahl  der  Darmzellen  nicht  sechzehn,  sondern  nur  acht,  und  geht  erst  zu  einer  
 v iel  späteren Zeit  zur  sechzehnzeiligen  Stufe  über.  Wenn man  aber,  um  das  Plus  zu  erklären,  
 e twa  eine  verfrühte Klüftung  bei  unserem Riesen  annehmen  wollte,  so  liesse  das  wiederum  die  
 G r ö s s e   der  Zellen  nicht  zu.  Denn  jede  von  den  sechzehn  Zellen  besass  einen  Umfang,  wie  
 er,  mit  dem  Ektoderm  verglichen,  au f  der  achtzelligen  Stufe  für  sie  passend  gewesen  wäre.  
 S o   la g   es  denn  au f  der  Hand,  dass  unser  Embryo  in  der  T ha t  mit  einem  doppelten  Bestände  
 von  Darmzellen  gesegnet  war,  —   entsprechend  der  doppelten  Abstammung  des  seinen  Rumpf  
 bildenden Z e llm a te ria ls .Und  b e id e   P o r t io n e n   v o n   E n to d e rm   h a t te n   s ic h   zu   e in em   e in h 
 e i t l i c h e n   K om p le x ,  e in e r   e in z ig e n   D a rm a n la g e   z u s am m e n g e s c h lo s s e n . 
 Dort, wo  der Rand  der ektodermalen B lase sich an die H auptmasse  des Körpers schmiegte,  
 la g   in  der  Tiefe  ein  Nest  von  einigen  dreissig  dunkleren  Zellen,  zum  Teil  zwischen  den  Darm  
 und seine Umhüllung  eingezwängt,  zum Teil bildeten  sie mit abgerundeten Oberflächen,  nach A r t  
 eines  holperigen  Pflasters,  den  Boden  der  Furchungshöhle.  Von  dieser  Abteilung  fiel  eine