a n s p r u c h n a h m e c h e m i s c h - p h y s i k a l i s c h e r F a k t o r e n mit äußerster Zähigkeit festzuhalten.
Denn offenbar ist eine maschinelle, den sicheren Boden der Physikochemie nicht
verlassende Erklärung selbst bei beliebig hoch gesteigerter Komplikation immer noch ökonomischer,
als die Neueinführung einer selbständig - vitalistischen Wirkungsweise. Und g è rade
hier wird von einigen Autoren gegen das Sparsamkeitsprinzip gefehlt: „sie resignieren
zu früh“ , wie Roux einmal sagt, und rufen schon den Vitalismus zu Hilfe, ehe sie ernstlich
versucht haben, einen hinreichend hoch komplizierten und leistungsfähigen Mechanismus
auszudenken.
Im speziellen aber ergibt sich...-für den Bereich der p h y s i k o c h e m i s c h e n E r k
l ä r u n g s v e r s u c h e folgender mödus pfocèdehdi.
Zu allererst wird immer probiert, ob der zu analysierende Formbildungsvorgang sich
etwa o h n e jede Vermehrung der strukturellen Komplikation über das Sichtbare hinaus und
o h n e Zuhilfenahme von Wirkungsarten, die in irgend einer Weise hypothetisch sind, erklären
läßt. Dieser günstigste aller Abschlüsse würde dann erzielt, wenn es gelänge, den
betreffenden Vo rg an g als r e in m e c h a n i s c h e n E f f e k t auf Zug- odèr Drückzustände zurückzuführen,
d e r e n U r s p r u n g , t y p i s c h e L o k a l i s a t i o n u n d R i c h t u n g in d e r
s i c h t b a r v o r h a n d e n e n M a n n i g f a l t i g k e i t d e s ti K e im e s ihre Begründung fänden.
Mechanisch differenzierenden Wirkungen solcher Art könnte die Zelle in zweifacher Weise
unterworfen sein. Erstens v o n ih r e r U m g e b u n g h e r : indem die Berührung zwischen
Keim und Schale oder das innige Nachbarschaftsverhältnis der Zellen untereinander einen
Dru ck, vielleicht auch einen Zug bedingte, oder indem Von Zelle zu Zelle wirkendér
Druck und Zug mit den Klüftungsvorgängen oder den Zelldislokationen verbunden wäre.
Sodann aber a u c h in n e r l i - c h ; denn wie gesagt sind die Döttermasseri aüf diè Bè-
zirke ' des Embryo und sogar innerhalb gewisser Zellen typisch ungleich verteilt, so daß aus
einer mechanischen Wechselwirkung zwischen dem Dotter und dèn plasmatischen Tèilungs-
organen typische Differenzierung entstehen könnte. tr- .Formbildùngsvòrgànge der hier
skizzierten allereinfachstén Art, bei denen die lebendigè Zelle wie ein totes Objekt in ihr
besonderes Schicksal hineingetrieben wird, bezeichnen wir als „passive“ .
Wenn nun ein bestimmtes Geschehnis durch keinerlei mechanische,' in der sichtbaren
Mannigfaltigkeit des Keimes begründete Faktoren erklärt werden kann, sö tritt als nächste
Hauptstufe der ökonomischen Skala die Hypothese ein, d a ß a u ß e r d e r s i c h t b a r e n
K o m p l ik a t io n im E m b r y o n o c h u n s i c h t b a r e vorhanden sei: feinste Strukturen der
Plasmasubstanz und chemische Differenzierungen, deren zur Zeit noch ungelöstes Dunkel das
mechanistische Uxsacherigetriebe in sich aufnimmt und unserem Einblick entzieht. Wir
wollen alle solche Geschehnisse, bei denen die unbekannte Komplikation des lebenden Protoplasma
den E ffek t ganz oder zum T e il bestimmt, „aktive“ nennen; ohné daß natürlich mit
dieser sprachlichen Unterscheidung die Existenz einer scharfen Grenze zwischen aktiven und
passiven Vorgängen präjudiziert werden sollte.
Unter allen aktiven Geschehnissen aber sind diejenigen wiederum die sparsamsten, bei
denen die sichtbar vorhandene Mannigfaltigkeit wenigstens z u r M i tw i r k u n g in G e s t a l t
v o n R e i z e n herangezogen' wird; denn in dem Maße, wie dies geschieht, kann die neugeförderte
unsichtbare Plasmakomplikation entlastèt werden. .Solcher möglichen Reizwirkungen
gibt es zweierlei: entweder stimmt die Zelle, die etwas äktiv: Formbildendes vollbringt,
m ihrer Beschaffenheit mit anderen überein und wird durch den empfangenen Reh
aus der Korona der Gleichbefähigten zu ihrer besonderen Leistung ausgewählt — „format
i e r R e i z 'B S o-dtiödie Zelle trägt von Geburt an die strukturellen Gründe ihres Aktiven
Sonderverhaltens in sich selbst, bedarf aber zur vorschriftsmäßigen Betätigung zeitlicher
oder ..räumlicher . O n e n t ie ru n g sm i l* j|^ i^ fe . der sichtbaren Komplikation des Embryo entnimmt.
Es ist klar, daß die zuerst genannte A r t von Reizwirkungen eine größere Gleichartigkeit
des K e im s tg zu f# t, d. h.. ökonomischer ist, als die zweite. Darum sind wir zu dem
Bestreben v e r p f l ic h t e t ,.^ t^ a ls aktiv erkannte Geschehnis der Formbildung womöglich - auf
das. Spiel f t o rm a t iv e r R e i z . | :zurückzuführen. Gelingt es nicht, so sehen wir zu, ob der
sichtbar vorhandenen Mannigfaltigkeit nicht wenigstens in der bescheidenen Rolle von z e i t l
i c h a u s l ^ ^ d i j j öder R i c h tu m g ^ s i . z e n ein Anteil an der Kausalität des Gescheh-
M | gesichert werden käns.\
Allein „es besteht die Möglichkeit, daß diese haushälterischen Versuche wiederum vergeblich
sind, und daß wir ,uns> daheigjuguterletzt entschließen müssen, den' g a n z e n A u fwand
an Komplikation, des®)!;ein Vo rg an g zu!seiner Einleitung und Durchführung bedarf,
a p hypothetisches Novum in die Mannigfaltigkeit desgStecariskeirnes hineinzutragen. Hierbei
konnte der geforderte Mechanismus :sam! a llen |§ :in en , Deiailbesümimmgen in e i n e r
e in , z i g e n . Z ig l lc ; enthalten sein. Anderefeeitsii^chlössö.,aber, die Sachlage eine Ve r teilung
der Kausalität auf zwei oder mehrere Zellen, d. h. die V e rw e n d u n g ä u ß e r e r
Reize^fjä^ch jetzt nicht au]f: nur eben mit dem Unterschied gegien früher, daß diejenigen
igtrükturen und Komplikationen, von denen der Reiz geliefert werden soll, nicht s i c h t b a r
vorhanden.:wären; und unter Umständen könnte, ein Erklärungsversuch dieser Art von
ökonomischem Werte sein.
^ Wenn en d liij. alle .. je n e ^ r le bm ^ y ^ ü r c h deren Eintritt» ■ a.e i es während oder nach
der: Geburt - eine , bestimmte ^Sfcät|zelle von anderen verschieden wird, im Sinne unseres
Programmes physj3 | | is c h gekennzeichnet, sind; wenn überdies erörtert ist, inwieweit etwa
die Zustände der Umgebung die R o lle^ o n V o r b e d in g u n g e n spielefts und wenn diese
Einzclanalyi^ so weit äis .nötig und möglich auf sämtliche Elastomere des Stammbaumes
Ijgjsgedehnt Werde||konnte: dann erstzgeiangt die allgemeine Hauptfrage zur Entscheidung,
ob und in welcheM. Giade: die Entwickelung des ^Asekriskeimes'. S e l b s t d i f f e r e n z i e r u n g
genannt zu werden verdient.
A n geeigneter Stelle wird auch die Wichtige F ra ge nach dem Vorkommen r e 'g u la -
t o r i s e h e r P ro z e ß 's e zu beantworten/,sein.
2.
Nachdem wir die Ziele unserer Analyse dargelegt haben, betrachten wir kufz die vorhandenen
Mittel zu ihrer Durchführung.
Von der pirwendba rkejt n o rm a l - d e s k r i p t i v e r Tatsachen für analytische Zwecke
halten die Entwickelungsmechaniker'zumeisj ,nicht Wiel,' Bei Ascaris bedingen jedoch die
Umstände, daß die .deskriptive Methode in manchen Fällen Er fo lg verspricht, besonders
da, wo.es gilt,¿fein passive Zusammenhänge ausaisehließen. Die M ö g l i c h k e i t mechanischer
Bewirkung von Formbildungsvorgängcn ist für den Ascariskeim von vornherein ziemlich be-
Zoologica. lieft 40.