Fähigkeit zur typischen Einzelentwickelung abzusprechen. Auch T-Riesen geh en ja ausnahmelos
in den mittleren Stadien der Ontogenese ein; wie d o rt,.so wäre auch bei den Einfachzwillingen
die frühe Sterblichkeit als accidentelles, durch schädlichen Einfluß der Konfigurationsstörung
auf die cytotaktischen Mechanismen, vielleicht auch durch angeborene
Schwäche der dispermen Eier bedingtes Ereignis leicht; zu entschuldigen. Der Nachweis
typischer Entwickelungsfähigkeit Jedes Einzelkeimes gälte vielmehr schon dann als. erbracht,
wenn sich zeigen ließe, daß ihre genealogische Entfaltung wenigstens noch um:J|in paar
Stufen vorschriftsmäßig von statt® ginge. Hierin aber versagt das Material. Die y ed äiSH g
der Zwillings-Individuen führt sehr |§|cj;eme derartig starke Dislokation der Elemente herbe
i, d a ß eine treffende Beurteilung des morphologischen W e r t s t und formbildnefisehen
Verhaltens aller einzelnen Zellen ganz unmöglich wird. Und es gelang mir nicht einmal,
festzustellen, was doch so wichtig wäre: ob die Entwickelung des Ektoderms an . jteiden
Einzelkeimen über seine vierzeilige Stufe hinaus typisch verläuft. Der früher (p. 277, Fig: SSSS)
erwähnte disperme Keim, dessen „Ektoderm“ auf einer der typischen Periode V 1J1.:-.\V 1
entsprechenden Teilungsstufe je einmal die vorschriftsmäßig inäquale Mitose der Zellen, a
und a .erkennen ließ, kann nichts beweisen. Denn das Gebilde enthielt eine Keimbahnzelle
zuviel, und darum blieb, trotz seiner zwillingsähnlichen Gestalt, zum mindesten zweifelhaft,
ob es überhaupt als echte Zwillingsbildung betrachtet werden durfte.
Nach diesem Mißerfolge bauen wir unsere ganze Hoffnung auf die andere Möglichkeit,
aujgder Geschichte der Einzelzwillinge analytischen Vorteil zu ziehen: a ä f d a s P r o b l em
d e r A c h s e n s t e l lu n g . Zur Beantwortung der Frage, ob die Achsen typisch entwickelungsfähiger
Zwillingsbrüder immer genau p a r a lB zur Eiachse' gerichtet sind, oder aber divergieren
dürfen, ohne daß die Fortentwickelung darunter litte, bedarf es ja zum Glück der
älteren und allzuschwer zu kontrollierenden Zwillihgskeime nicht. Im Gegenteil, die erste
Klüftungsperiode, die auf das zweimal-zweizeilige Stadium fo lg t , ist hierzu am allergeeignetsten;
muß doch die Achsenrichtung eines jeden Individuums, falls überhaupt die*'
Entwickelung typisch weiter geht, an der „axialen“ Spindel seiner unteren Zelle Pi unmittelbar
zum Ausdruck kommen.
1 2 t t t t . 3 4
Vier konservierte Einfachzwillinge. Von einem feivaZens-Weibchen.
B o v e r i bezeichnet die Spindelstellung der beiden Zellen als „ungefähr radial".
A uch ich fand zahlreiche Zwillinge, bei denen die Spindeln der unteren Blastomere einen
Winkel miteinander bildeten, oft 900 und mehr (Fig. T T T T ) . Und man könnte meinen, daß
damit die Achsendivergenz entwickelungsfähiger Zwillinge entschieden sei. Allein so einfach
ist das nicht. Zwischen dem Ende der Vierteilung, die das Zwillingspaar geliefert hat, und
der Mitose seiner beiden unteren Zellen liegt eine Spanne Zeit, in der das ursprüngliche
Stellungsverhältnis der Achsen sich leicht durch Gleiten g e ä n d e r t haben könnte. Wenn
man bedenkt, daß die aus parallelachsiger Vierteilung entstehende genau quadratische A n ordnung
dem Plateauschen Prinzipe sehr wenig entspricht, so wird man den Übergang derartig
geborener Keime zur günstigeren Tetraederstellung sogar für recht wahrscheinlich
halten. Jedenfalls beweist die radiäre La ge der beiden unteren Spindeln noch lange nicht,
daß die individuellen Achsen der Zwillingsbrüder v o n j e h e r schief zueinander gerichtet
waren. Und da die Verdrehung der Achsen sogleich nach der Doppelmitose, ja selbst in
deren letzter Phase geschehen sein könnte, so wäre der Nachweis eines unmittelbaren U r sprunges
schief gestellter Zwillingsachsen aus der Mitose erst dann erbracht, wenn man die
schiefachsige Vierteilung des betreffenden Keimes selber beobachtet hätte. Hierzu fand ich
niemals Gelegenheit. Und ob B o v e r i einen solchen Zusammenhang direkt gesehen hat, ist
aus der Fassung seiner Schriften nicht zu entnehmen.
Andererseits gibt es Zwillinge von ausgezeichneter Entwickelungsfähigkeit, bei denen
die Spindeln der beiden Zollen Px n i c h t radial, s o n d e r n s e h r g e n a u p a r a l l e l z u e in a n d e r
u n d z u r u r s p r ü n g l i c h e n E i a c h s e g e r i c h t e t s in d . Solcher Zwillinge fand ich bei
einem und demselben univalens-Weibchen drei. Sie hatten im Vierzellenstadium die Form
eines regelrechten Quadrates, lieferten darauf durch je zwei horizontale und vertikale Mitosen
eine allerliebste Zw illings-T-Figur, an der sogar die ungewöhnlich starke Dottergehalts-
1 U U U U . 2
2 Stadien eines Einfachzwillings. Nach dem Leben.
differenzierung des Eimaterials sich zwerghaft wiederholte (Fig. UUUU), behielten noch während
der ganzen Ruheperiode die winkelrechte Anordnung bei und gehoben ihre Zellen erst beim
Eintritt der folgenden Klüftungen unregelmäßig übereinander. Möglich, daß diese drei
hübschen Zwillingsbildungen durch irgend eine besonders kräftige, selbstordnende Tätigkeit
ihrer ersten Zellen das übliche Zusammengleiten zum Tetraöder vermieden hatten.
Also auch in diesem Punkte Enttäuschung. D aß Zwillingskeime, deren Ventralfamilie
sich bis zur nächsten Stufe typisch fortentwickelt, aus parallelachsigen Doppelmitosen hervorgehen
k ö n n e n , ist g ew iß ; daß a l l e zu solcher Entwickelung befähigten Zwillinge, auch
die späterhin schiefachsigen, den gleichen Ursprung haben, muß wenigstens als' möglich zugegeben
werden. Demnach scheint es, als sei die primäre Parallelstellung der Zwillingsachsen
die Vorbedingung der typischen Entwickelungsfähigkeit. Wenn aber in der T a t die
als „Zwillinge" bezeichneten Spalthälften eines dispermen Eies n u r i n s o w e i t n o c h
typische Formbildung zù leisten vermöchten, a l s d i e d a z u b e n ö t i g t e p l a s m a t i s c h e
O r g a n i s a t i o n d u r c h e in f a c h e s Z e r s c h n e i d e n d e r E i o r g a n i s a t i o n a u f s i e ü b e r g
e h e n k a n n , so deutete dies darauf hin, daß e in e w i r k l i c h e , d em S c h n i t t v o r a u s