Einleitung.
Im Frühjahr 1900 legte mein hochverehrter Lehrer, Herr Professor Dr. E. K o r s c h e l t ,
mir die Notwendigkeit einer erneuten Untersuchung der von B a t t i s t a G r a s s i und C a la n -
d r u c c io entdeckten Koenenia mirabilis Gr. nahe und verhalf mir auch in liebenswürdigster
W eise zu. einer namhaften Unterstützung von Seiten der Gesellschaft zur Beförderung der
gesamten Naturwissenschaften zu Marburg für eine Sammelreise nach dem südlichen Italien
und Sizilien, auf der ich eine leidlich große Zahl der G r a s s i s c h e n Koenenia erbeutete und
auf verschiedene Weise konservierte. Es war der Wunsch meines Lehrers, die Anatomie
und systematische Stellung dieser kleinen Geißelspinne unter Berücksichtigung der Pedipalpen
bearbeitet zu sehen, eine Aufgabe, die von anderen Forschern bisher nur unvollständig gelöst
worden war. Beim Studium der entsprechenden Literatur mußte ich aber bald einsehen,
daß dies Thema eine ebenso gründliche Neuuntersuchung der Hauptvertreter der Pedipalpen
erforderte, und wieder war es Herr Professor K o r s c h e l t , der mir ein reiches Material
dieser, in den meisten zoologischen Sammlungen doch nur spärlich vertretenen Arachniden
verschaffte. Die größte Anzahl und zugleich best konservierten Thelyphonen erhielt ich von
Herrn Dr. A . S t r u b e l l (Bonn), der mir einen großen Teil seiner Thelypkonus caudatus-Ausbeute
von Java zur Verfügung stellte. Ebenso unterstützten mich in dankenswertester Weise
mit Material des Hamburger Naturhistorischen Museums Herr Professor Dr. K. K r a e p e l in ,
des Berliner Zoologischen Museums Herr Professor Dr. .F. D a h l , deren Sendungen zahlreiche
Thelyphoniden, Tarantuliden und ®i|g Exemplare des Schizonotiden Trithyreus cambridgei
(Thor.) enthielten. Sehr gut erhaltene Tarantuliden, die mir in mancher Hinsicht von großer
Bedeutung gewesen sind, schenkte mir für meine A rb eit ferner Herr Professor Dr. A . B r a u e r ,
und einige Thelyphoniden übermittelten mir noch die Herren Dr. S a r a s in (Basel) und Herr
Professor Dr. M. W e b e r (Amsterdam). Während des Winters 1902/1903 war es mir schließlich
vergönnt, an dem Material der Arachnidensammlung des Berliner Zoologischen Museums
meine in Marburg gewonnenen Resultate in einigen Punkten zu erweitern und zu ergänzen.
Allen eben genannten Herren möchte ich für ihre bereitwillige Unterstützung, die sie mir
haben zu Teil werden lassen, auch meinen wärmsten Dank hier aussprechen.
Im Laufe meiner Untersuchungen, die ich als Hauptarbeit erst im Hochsommer 1901
begann, stellte sich leider sehr bald heraus, daß die von mir auf meiner ersten Reise vornehmlich
in Sublimat-Alkohol und Osmiumgemischen konservierten Koenenien zur Lösung
einer Reihe von wichtigen Fragen ihrer Anatomie nicht geeignet waren, und so entschloß
ich mich nach langem Schwanken im Frühjahr 1902 zu einer zweiten Reise nach denselben
Gegenden Süditaliens, zu der mir Herr Professor E. K o r s c h e l t abermals eine erhebliche
Zoologica. Heft 42. «