arme der Limuliden, Scorpione und Chelonethen (auch wohl von Crypiostemma) nicht nur, sondern
gleichfalls derjenigen zahlreicher Crustaceen, vorzüglich aus der Gruppe der Dekapoden,
gestattet; dann aber auch das völlige Fehlen einer Patella, die doch den anderen Beinpaaren
fast durchweg zukommt.
3. Da s 3. Extremitätenpaar.
Das 3. Extremitätenpaar ist bei allen Pedipalpen durch seine eigenartige Insertion nahe dem
Seitenrande der Ventralseite des Prosoma und durch seine mehr oder weniger weitgehende
Verlängerung ausgezeichnet, welche als eine F o lg e seiner „Antennenfunktion“ aufzufassen ist.
Diese Verlängerung resultiert aus einer Größenzunahme einzelner Glieder, und ist bei
den Tarantuliden von einer weitgehenden sekundären Zergliederung von Tibia, Basitarsus und
Tarsus II begleitet, die zwar auch bei Koenenia und den Uropygen zu beobachten ist, sich
bei diesen aber auf den Tarsus beschränkt.
Einem Laufbein am ähnlichsten ist diese Extremität wieder bei Koenenia, bei der
sie aus Coxa, Trochanter, Femur, Patella, Tibia, viergliedrigem Basi-(Meta)tarsus, dreigliedrigem
Tarsus II und zweiklauigem Praetarsus (Textfig. 12)
besteht. Diese Glieder sind miteinander durch die
typischen Gelenke verbunden. Patella und Tibia sind
von nahezu gleicher Stärke und Grö ß e ; eigenartig ist
nur das Gelenk zwischen den beiden ersten Metatarsalgliedern,
die mit ganz schrägen Endrändern aneinander
stoßen.
Bei den Uro- und Amblypygen stimmt bis zum
Grunde der Tibia, resp. Patella die Gliederung dieses
Beinpaares mit der der drei folgenden Paare überein
(wie ja auch bei Koenenia), alsdann treten aber A b weichungen
und Unterschiede zwischen den beiden
Gruppen auf. Bemerkenswert ist, daß ein e c h t e r
P r a e t a r s u s n i r g e n d s mehr gefunden wird, daß
wir Reste desselben vielleicht in einer eigenartigen
Haarbildung an der Spitze des kleinen Endgliedes bei
den Amblypygen erblicken dürfen, wie bereits H a n s e n
vermutet hat (cf. Taf. III, F ig. 19J. Eine Patella ist
bei den Tarantuliden in durchaus typischer Weise vorhanden,
bei den Uropygen dagegen nicht, was schon
B l a n c h a r d und neuerdings T h o r e l l (1888), M a r x
(1886) u. a. hervorgehoben haben.
Genau wie bei den Mundbeinen der Hexapoden
sehen wir auch bei dieser Extremität der Pedipalpen
infolge der Funktionsänderung die Gelenke, namentlich
Fig. 12.
Koenenia mirabilis (Gr.) O.
Die 3 letzten Glieder der 3. Extremität, zur
Demonstration des 2klauigen Praetarsus.
der endwärtigen (jlieder undeutlich werden. Während sonst zwischen Tibia und Tarsus noch
ein deutliches Scharniergelenk ausgebildet ist, ist das hier nicht mehr der F all; dies Gelenk
entspricht (vornehmlich bei den Uropygen) vielmehr eher den Gelenken einer Antenne, die
meist eine allseitige Rotation des distalen gegen das proximale Glied ermöglichen. Die
Gelenke der sekundären Glieder sind nur schwach und irgend welche Condyli fehlen. Ähnlich
verhält sich das Gelenk zwischen Metatarsus und Tarsus II1.
Eine Beschreibung der spezielleren Gliederung dieses Beinpaares ist hier überflüssig, da
man-sie in den systematischen Werk en zur Genüge nachlesen kann.
Die Muskeln stimmen zum Teil mit denen der echten Laufbeine überein, so die der
C o x a , des Trochanter und Femur, und ich verweise auf die nachfolgende Beschreibung derselben
bei Besprechung jener Extremitäten; zum Teil sind sie infolge der Rückbildung der
distalen Gelenke und des Fehlens der Klauen abweichend. Bei den Thelyphoniden finden wir
endwärts vom Femur Muskeln aus der Tibia an den Grund des Basitarsus und aus diesem
an den des 2. Tarsale ziehend, die in der W e ise inserieren, daß ihre Ansatzpunkte kreuzweise
einander gegenüberliegen und zufolge des Fehlens eines eigentlichen Condylus eine
allseitige Rotationsbewegung des entsprechenden Gliedes herbeiführen können. Die Muskeln
sind zart und offenbar dem F le x o r und Extensor tarsi I und tarsi II der anderen Beine
gleichwertig. Zwei zarte Fasern gehen auch aus dem 1 . in das 2. Tarsale, wo man sie bis
an die Spitze des Endgliedes verfolgen kann; diese dürften wohl die Reste des F lex o r und
Extensor praetarsi darstellen. — Bei Trithyreus habe ich die bezüglichen Beinmuskeln leider
nicht untersuchen können. — Bei den Tarantuliden ziehen ähnlich wie bei den Thelyphoniden
zwei zarte Fasern aus der. Patella durch die Tibia an den Grund des Metatarsus, an die
kurz vorher noch neue Muskelfasern herantreten. Zwei weitere zarte Sehnen laufen aus der
Tibia durch den Basitarsus und Tarsus II bis an den Grund des oben erwähnten Doppelhaares,
das an der Spitze des Endgliedes steht. Bezüglich der Länge und der Zahl der besagten
Fasern sind jedoch noch neue Untersuchungen erwünscht.
4. Da s 4. bis 6. Extremitätenpaar.
Dank den zahlreichen Arbeiten einer Reihe von Systematikern und Morphologen ist
die Gliederung der hintersten drei prosomalen Beinpaare gleichfalls schon seit geraumer Zeit
bekannt geworden. Diese gliedern sich in C o x a , T r o c h a n t e r , F em u r , P a t e l l a , T ib i a ,
B a s i t a r s u s , T a r s u s II und z w e i k l a u i g e n P r a e t a r s u s , von denen Tibia und Tarsus
nicht selten sekundär gegliedert sind.
Zwischen C o x a und Trochanter liegen die Condyli vorn (oben) und hinten^(unten) und
gestatten eine mehr oder weniger vertikale Bewegung des Trochanter gegen die Coxa, die
durch kräftige Levatores und Depressores trochanteris vermittelt wird, deren Fasern meist
zu zwei Bündeln angeordnet sind, teils aus der C o x a kommen, teils vom Entosternum ausgehen
(Taf. II, Fig. 8. 9. 1 1 . 12).
Zwischen Trochanter und Femur sind die Gelenkhöcker auf der Ober- und Unterseite
des Beines gelegen, bisweilen ein wenig nach vorn resp. hinten verschoben. Der Endrand
des Schenkelringes ist schräg, sodaß seine Vorderseite kürzer als seine Hinterseite ist.
1 Wenn aucli bei den Uropygen der Praetarsus an der 3. Extremität fehlt, so dürfen wir doch nicht annehmen, daß
nun deren Tarsus II ein Telotarsus sei; vielmehr erscheint es im Hinblick auf die Tarantuliden wahrscheinlich, daß ihr Praetarsus
rückgebildet und nicht etwa mit dem Tarsus II verschmolzen ist. Wir müssen also von Fall zu Fall untersuchen,
ob eine Extremität k e in e n P r a e t a r s u s (mehr) o d e r ob s i e e in e n T e l o t a r s u s b e s i t z t .
Zoologica. Heft 42. 3