eigentliche Dislokation den nach dem Plateauschen Prinzipe wirkenden Faktoren der Epithelbildung
und Massenkorrelation überlassen bleibt. A uch über die Orientierung des Ektoderms
im Stadium X I I bestehen in dieser Hinsicht noch Zweifel; ich selbst habe sie für aktiv
angesehen, B o v e r i erklärte sie auf Grund seines Materials für rein mechanisch. Wenn nun
irgend einer von diesen zweifelhaften Fällen bei T-Riesen sich wiederholen sollte, so wäre
seine aktive Natur endgültig festgestellt.
Darüber hinaus aber dürfen wir hoffen, daß E i n z e lh e i t e n derjenigen Vorgänge der
spezialisierten Zellenordnung, die bei den T-Riesen etwa wiederkehren, uns Anhaltspunkte
zu einer Hypothese über die s p e z i e l l e B e s c h a f f e n h e i t der zur Verwendung kommenden
Mechanismen liefern werden.
Und endlich verspricht uns die Geschichte der Riesen Auskunft über die Frage, ob
die normale Umgebung einer Zelle als a u s l ö s e n d e r R e i z für ihr spezialisiert-cytotaktisches
Verhalten notwendig ist, oder ob die Zelle die Gründe ihrer Tä tigkeit von Geburt an in
sich trägt.
Nun aber bereitet die analytische Ausbeutung der T Riesengeschichte für unseren
gegenwärtigen Zweck gewisse Schwierigkeiten, über deren Wesen und Umfang wir uns zur
Vermeidung späteren- Aufenthaltes vorweg verständigen wollen.
Zunächst: was verstehen wir unter der „Wiederkehr“ eines Vorganges der typischen
Spezialordnung bei den T-Riesen? In der deskriptiven Entwickelungsgeschichte von Ascaris
verwendet man, um ein bestimmtes Geschehnis dieser Art in Kürze zu beschreiben, willkürlich
irgend eine auffallende räumliche Beziehung der Zellen,- an denen die aktive Ordnung
sich abspielt, zu ihrer Nachbarschaft. Man sagt z. B., im Stadium V I I I gleitet die
vordere rechte Ektodermzelle a aus der quadratischen Anfangsstellung nach hinten, bis sie
die Schwanzzelle G, von der sie früher um eine volle Zellenbreite entfernt war, erreicht
(Fig. T T T ) . Aber das ist nicht die einzige
deskriptive Möglichkeit: ebensogut kann man
sich auf die A ngabe der etwas minder auffallenden
Tatsache beschränken, daß die wandernde
Zelle mit der linken hinteren E k to dermzelle
ß, die sie nach Abschluß der Klüftung
nur eben berührte, eine breite Kontaktfläche
bildet. Beide neugeschaffenen Kontaktverhältnisse
stellen typisch-deskriptive Merkmale der
Stadium VIII nach der Orientierung; von oben. I -tr , ■> ö genannten Verlagerung dar.
Nun kann bei den T-Riesen, wenn die Konfiguration des Keimbezirkes, um den es
sich handelt, abnorm verändert ist, die lückenlose Wiederkehr a l l e r typisch-deskriptiven B e ziehungen
eines Vorganges direkt unmöglich sein. A b e r das schließt im Rahmen einer k a u s a l e n
Untersuchung noch nicht aus, daß die Art, wie der V o rg an g sich abspielt, dennoch als „typisch“
bezeichnet wird. E s steht ja noch keineswegs fest, daß sämtlichen deskriptiven Merkmalen
einer Spezialordnung a u c h w i r k l i c h e in p h y s i o l o g i s c h e s G e s c h e h e n e n t s p r i c h t ;
daß also in unserem Beispiele etwa die Zelle a sowohl von G,- als von der linken hinteren E k to dermzelle
ß aktiv herangezogen würde. Sondern n u r die eine oder n u r die andere Erscheinung
könnte durch eigene Ursachen bedingt und für den typischen Ablauf des Vorganges
unentbehrlich sein. Für die von uns angestrebte Beweisführung aber haben offenbar nur
die selbständig bedingten, kausalen Beziehungen Interesse, auf sekundäre Nebenerscheinungen
— mögen sie in deskriptiver Hinsicht noch so auffällig sein — kommt nichts an. Wenn
nun von allen deskriptiven Merkmalen eines Zellenordnungsvorganges bei T-Riesen a u c h n u r
e in e in z e ln e s a u s n a h m e lo s w i e d e r k e h r t ; wenn beispielsweise im Stadium V I I I die
Zelle a zwar nie mit C, aber immer, mit ß in Verbindung tritt, so b e t r a c h t e n w i r d i e s e s
e in e D e t a i l a l s d a s a l l e in k a u s a l e , als den vollgültigen Vertreter des ganzen Normal-
Vorganges, und erklären, das Geschehnis sei bei dem Riesen vorschriftsmäßig wiedergekehrt.
Beide Aufgaben unserer Analyse : die Enthüllung der eigentlich kausalen Bestandteile typisch-
deskriptiver Spezialordnungsvorgänge und der Nachweis ihrer Wiederholung bei T-Riesen
können eben nicht anders als gemeinsam erledigt werden. Und darum liegt in dieser Besonderheit
unseres Materials, die auch im Kapitel über die Teilungsrichtungen bereits zur
Geltung kam (p. 80), schließlich gar keine Erschwerung, sondern fast ein Gewinn.
Bedenklicher ist die zweite Schwierigkeit; sie kann den Wert der T-Riesen für die
Analysé der uns beschäftigenden Geschehensart in der T a t stark verringern oder selbst
illusorisch machen. W ie immer der Mechanismus der aktiven Zellenordnungsvorgänge im
speziellen beschaffen sein möge, so ist doch — besonders nach unseren Erfahrungen über
die Physiologie der Komplex- und Epithelbildung — äußerst wahrscheinlich, daß in irgend
einem Grade m e c h a n i s c h e M a s s e n k o r r e l a t io n e n m it d e r U m g e b u n g für Einzelheiten
des deskriptiv-normalen Ablaufs nicht zu entbehren sind. Fassen wir wiederum die
Orientierung des Ektoderms im Stadium V I I I als Paradigma ins Auge, so wird möglicherweise
nur das Hauptereignis, nämlich das Rückwärtsgleiten der Zelle a, vielleicht auch die
vorschriftsmäßig gerichtete Drehung des ganzen rechten Paares gegen das linke, eventuell
sogar noch die Loslösüng der Zelle b von ß durch irgend eine besondere Kausalität gewährleistet
sein. A ber auf s ä m t l i c h e D e t a i l s der typischen Konfiguration erstreckt sich die
Aufgabe der aktiv ordnenden Mechanismen wohl kaum : vielleicht ist die Art, wie das linke
und rechte Zellenpaar windschief gegeneinander verdreht liegen bleiben, der genaue A b stand,
zu welchem b und ß auseinanderrücken, nur das Ergebnis von Massenkorrelationen
mit der sprenkelförmig gekrümmten ventralen Zellfamilie. Entzöge man dem Ektoderm das
vierzeilige Stützgerüst, auf dem es sich normalerweise bewegt, so könnte wohl das Rückwärtsgleiten,
die Drehung der Paare, selbst eine Scheidung von b und ß, schwerlich aber
— so vermutet man — das ganze deskriptiv-normale Bild der schiefen T-Figur zustande
kommen.
Wenn nun die Annahme der Mitwirkung von Massenkorrelationen richtig ist, so
müssen wir uns darauf gefaßt machen, daß a u c h m a n c h e r w i r k l i c h a k t i v e S p è z ia l -
o r d n u n g s v o r g a n g b e i d e n T - R i e s e n in s t a r k v e r ä n d e r t e r F o rm , o d e r , w a s
s c h l im m e r w ä r e , d a ß e r g a r n i c h t w i e d e r k e h r t . Denn auch für den Eintritt der selbständig
bewirkten Hauptereignisse könnten gewisse Massenkorrelationen V o r b e d in g u n g
sein. Alle ¡¿¿Ursachen“ eines typischen Vorganges sind vielleicht zur Stelle, die Blastomere,
die an ihm kausal beteiligt sind, stehen in vorschriftsmäßiger Ausrüstung zur Aktion bereit;
aber es geschieht nichts, weil die mechanischen Bedingungen, unter denen die ordnenden
Mechanismen typisch wirken könnten, nicht vorhanden s i n d l U n d aüch das Umgekehrte
ist zu besorgen : bei einem T-Riesen könnte die Konfiguration derartig verändert sein, daß