Der Zufall wollte es, dass ich an solchen Embryonen meine Untersuchungen begann.
Ich hielt sie zuerst für normal. Denn, so viele ich auch ansah, stets fanden sich die gleichen
Bilder. Als ich aber dann an die Analyse höherer Stadien herantrat, standen diese im offenbaren
Widerspruch hierzu. Ich vermochte nicht auiklärende Zwischenbilder zu erlangen und
versuchte, ob ich sie vielleicht unter den Eiern eines anderen Wurmes fände. A b e r siehe da,
hier lagen die Verhältnisse ganz anders, und Nachprüfungen an Embryonen einer weiteren Anzahl
von Würmern ergaben übereinstimmend das gleiche. A ls dadurch die Richtigkeit meiner
ersten Feststellungen in Zweifel gezogen wurde, sah ich mich veranlasst nach A ufklärung zu
suchen. Eine Betrachtung jüngerer Stadien desselben Wurmes liess diese klar als krank erscheinen,
während andrerseits die Bilder sehr hoher Stadien wieder mit denen von Eiern der
übrigen Würmer übereinstimmten und folglich als gesund gelten mussten. Mit der Erkenntnis
dieser Tatsachen glaube ich auch des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Offenbar hatte die
■Krankheit einen hemmenden Einfluss au f die Entwicklung der Eier ausgeübt. Nur den vollkräftigsten,
ohne Zweifel den ältesten, d. h. aus dem Endteil des Uterus stammenden, w a r es
gelungen sich zu normalen, hohen Stadien zu erheben. Die anderen blieben au f mehr oder
weniger niedrigen Stufen stehen. Eine Anzahl blieb vollständig im Wachstum zurück, eine
andere vermochte sich zw ar zu entwickeln, aber nur langsam und in fehlerhafter Weise. Diese
letztere Kategorie ist es, der im nachstehenden einige W o rte gewidmet werden sollen.
W ie schon gesagt, sind es Teilungsverzögerungen der Stammzelle und ihrer nächsten
Verwandten bei vorgerücktem Stande des Ektoderms, die uns auffällig werden. A ls unmittelbare
Fo lge stellen sich aber notgedrungen Störungen in der Gastrulation ein, denn die V e r engerung
der Bauchspalte ist bereits zu weit vorgeschritten. Sehen wir uns z. B. Taf. V ,
Fig. 23a“ c an. Das Ektoderm l geht bereits zur Teilung au f 128 Blastomeren über. Die Geschlechtszellen
befinden sich gleichwohl noch in stark vorspringender La ge , d und b haben die
Spindeln eingestellt, und ist ihnen wohl infolge ihrer Masse das Eintreten in die Furchungshöhle
erschwert. Am merkwürdigsten jedoch verhält sich der Bauchzellenbogen. Seine äusseren
Glieder liegen in normalen Eiern anfänglich stets etwas höher als die inneren. Nach dem V e r sinken
des D-Bogens treten sie dann nach vorn an G I I heran. Dies ist hier unmöglich. Die
Grösse der Zellen d und b ist ihnen ein unüberwindliches Hindernis. A b e r unaufhaltsam drängt
das Ektoderm heran, und nun ist der W e g verlegt. Der Bogen krümmt sich daher nach oben
um die Schwanzzellen herum und dies wird no'ch deutlicher bei der Teilung, die jetzt nach
oben parallel zur Mittellinie e r fo lg t .' c I I I und t i l i stellen zw ar die Spindel regelmässig schräg
nach vorn und aussen ein, aber wie sich aus F ig. 24c, Taf. V , erkennen lässt, erfahren ihre
äusseren Tochterzellen c l l l " und t i l i " abermals eine V erla gerung nach hinten und oben. Die
Makromeren sind geteilt und zählen vier. Die Mikromeren teilen sich in der üblichen Weise.
Die Durchschnürung der unteren y-Zellen hingegen ist eine ungleiche, u y l ist umfangreicher
als ihre untere Schwester und drängt sich in ihrer ganzen Breite zwischen die Grosszellen
a und b ein. Deren Berührung wie im normalen Zustand, unterbleibt. Es rührt dies gewiss
daher, dass u y resp. ihre Töchter nicht au f ihren richtigen Platz zu gelangen vermögen.
Es leuchtet au f den ersten Blick ein, dass eine Umformung in den normalen Zustand
ausgeschlossen ist, und wird dies besonders durch Nachprüfung eines höheren Stadiums, wie
es in Fig. 24a_d, Taf. V , gegeben ist, erwiesen. Zu diesem Zw e ck e empfiehlt es sich, den etwa
gleichaltrigen Embryo au f Taf. III, F ig. 11, hiermit zu vergleichen. In F ig. 24 hat das Ektoderm
bereits einen Bestand von 128—256 Zellen, die Makromeren sind au f 8 herangewachsen, und die
Mikromeren stehen schon in Teilung; dennoch ist kein wesentlicher Fortschritt an der Bauchspalte
zu bemerken. Ebenso stark noch ragen die Geschlechtszellen und namentlich die hintere
hervor. Nur d und b haben sich geteilt und ihre äusseren Tochterzellen sind teilweise in die
Furchungshöhle getreten. E s macht den Eindruck, als hätte es erst einer Verschmälerung des
gewaltigen Zellleibes bedurft, die ja durch die Teilung erzielt wurde, um das Eindringen in das
Innere zu ermöglichen. dH und b ll sind unverdeckt und berühren sich noch in der Mittellinie, während
sie sonst um diese Zeit schon längst in den Seitenteilen der Furchungshöhle versteckt liegen.
D e r Bauchzellenbogen mit seinen 8 Blastomeren ist noch ebenso nach oben gekrümmt, wie in
dem vorbeschriebenem Stadium. Das Interessanteste aber finden wir bei den Mikromeren.
Dem Beispiel des Doppelbogens folgend, unterlässt auch die Zelle n ihre Wanderung, und sie
teilt sich soeben mit ihren Geschwistern, wa s wir von ihr nicht gewöhnt sind. Im übrigen
machen derartige Eier einen vollkommen gesunden Eindruck. Gleichwohl unterliegt es keinem
Zweifel, dass ihre Lebensdauer nur au f die embryonale Entwicklungszeit beschränkt ist.