2. Tergosterna lmuskeln (Musculi dörsoventrales).
Die Muskeln, welche mitten durch den Körper vom Rücken zur Bauchseite ziehen, gehören
sämtlich dem Opisthosoma an, wenn ihr vorderstes Paar auch seine ventrale Haftfläche auf
das prosomale Entostemum verlagert hat. Eigentliche Dorsoventralmuskeln fehlen im Prosoma,
wenn wir als solche nicht etwa die Muskelbündelpaare auffassen wollen, die in die Apophysen
des Entosternums übergehen; diese werde ich in Absatz 3 beschreiben, von pr.osomalen Muskeln
hier nur noch diejenigen aufführen, die zwischen dem Carapax und seinem vorderen Umschlag
oder dem labralen Apodem ausgespannt sind. Sodann gehören in dies Kapitel noch gewisse
zarte laterale Muskeln, die sowohl im Pro-, wie auch im Opisthosoma angetroffen werden.
a. Die medianen Tergosternalmuskeln.
P r o s o m a .
Thelyphoniden (Taf. II, Fig. 7). Zwischen dem Carapax und seinem vorderen „Umschlag“
finden wir verschiedene Muskeln, deren Fasern dorsoventral gerichtet sind; sie sind, entsprechend
dem geringen Raume, der zwischen dem Umschlag und der Rückendecke vorhanden
ist, sehr kurz und zumeist in 3 Gruppen angeordnet (x, Textfig. 22).
Dicht hinter dem Hinterrande des „Umschlages“ ist in der Mitte am Carapax ein Muskelpaar
(1) inseriert, das ventral einen großen Teil der oberen Fläche des labralen Apodemes
einnimmt. Zwischen diesen beiden Muskeln nehmen, wie wir später noch sehen werden, die
beiden medianen Augennerven ihren Weg.
Trithyreus und Koenenia. Auf Querschnitten durch das Prosoma eines Trithyreus fand ich
zwischen dem Carapax und dessen Umschlag die oben von den Thelyphoniden beschriebenen
Muskeln (x); ferner ist bei dieser Form auch jenes Muskelpaar vorhanden, welches vom Carapax
nach dem labralen Apodem zieht. Bei Koenenia habe ich den letztgenannten Muskel ebenso
wenig gefunden, wie die mit x bezeichneten der Thelyphoniden.
TarantuHden (Taf. II, Fig. 10. 11). Gemäß dem Fehlen eines für die geschwänzten Pedi-
palpen charakteristischen vorderen „Umschlages“ fehlen hier auch die entsprechenden kleinen
Muskeln. Dagegen ist der Carapax mit dem labralen Apodem durch 2 Muskelpaare verbunden,
deren vorderes, an Gestalt fast zylindrisch (1 a), dicht neben den beiden Medianaugen am Carapax
befestigt ist und an der Hinterseite der Chelicerenscheidewand abwärts steigt, um ventral nahe
an der Basis des labralen Apodemes zu inserieren. Das hintere Paar (1 b) wird von 2 flachen,
mit ihrer Breitseite der Längsachse des Tieres gleichgestellten Muskeln gebildet, deren
Insertionsfläche genau in der Mittellinie des Carapax gelegen ist und hier mehr als die Hälfte
derer Länge einnimmt; die Fasern sind unten auf der vertikal gestellten breiten Fläche des
labralen Apodemes befestigt. Beide Muskeln dürften dem Muskel 1 der Thelyphoniden gleichwertig
sein.
O p i s th o s o m a .
Thelyphoniden (Taf. III, Fig. 13 ¿ Textfig. 19). 8 Paar echter Dorsoventralmuskeln (91
bis 98) finden wir im Hinterleib der Thelyphoniden. Ihre Lage ist aus der Figur 13 auf
Tafel III und der Textfigur 19 genügend ersichtlich. Dorsal inserieren die hinteren 7 Paar
etwa in der Mitte der entsprechenden Tergite, nur das vorderste am Vorderrand des ersten.
Ventral bieten die Insertionen der Dorsoventralmuskel kompliziertere Verhältnisse. Die hinteren
4 Paare (95—98) stehen auf den zugehörigen Sterniten gleichfalls etwa in der Mitte;
für die vorderen 4 Paare (91—94) trifft dies aber nicht zu. Das 4. Paar (94) ist auf dem
seitlichen Lappen des vorderen Apodemes des 4. Urosternits befestigt, von dem wir oben
schon öfter gesprochen haben. Das 3;. Paar (93) sitzt auf den oben beschriebenen hohlen
opsl2 - -
flgl -
Fig. 19. Fig. 20.
Mastigoproctus giganteus (H. Luc.). Trithyreus cambridgei (Thor.).
Ganzes Tier nach Abtrennung der distalen Beinglieder der 2.— 6. Extremität und
des Schwanzendes (Fig. 19), von der Seite gesehen, schematisch, zur Demonstration
der opisthosomalen Dorsoventralmuskeln (dvm 1 — 8 [bezw. 7]) und die
Verschiebung der ventralen Insertionspunkte der beiden ersten nach vorn um
1 Segment; der erste sitzt folglich auf der Hinterfläche des prosomalen Entosternums
(ntst).
Fig. 21.
Koenenia mirabilis (Gr.).
Dasselbe, doch sind außer den Dorsoventralmuskeln
die wichtigsten Hinterleibsmuskeln
und einige Muskeln des
Prosoma gezeichnet.
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. - s t I I I + I V
Apodemen des Uterus externus innenseitlich des 1. Lungenpaares; das 2. Paar (92) auf den
Seitenflächen des 1. Urosternits und das 1. Paar (91) auf der hinteren halbkreisförmigen
Endplatte des prosomalen Entosternums (cf. Fig. 8 auf Taf. II und Textfig. 15. 16). Betrachten
wir nun ein Bild, welches diese 8 Dorsoventralmuskelpaare in ihrer natürlichen Lage
von der Seite gewähren (Textfig. 19), so fällt uns auf, daß während die 4 hinteren Paare
regelmäßig von den Rückenplatten zu den entsprechenden Bauchplatten ziehen — bei dem
2 . - 4 . Paar eine derartige Verschiebung die ventrale Insertion betroffen hat, daß das 2. Paar