sicht*) kenntlich, als Phaya Alaun eingeflochten war. Indrastellen
die Hinterindier immer grün dar. Dem Mahavira wird nach den
Jainas ein Goldteint gegeben, sein Vorgänger Parsvanatha wird
blau gebildet, Padmaprabha roth u. s. w. Die- Figuren waren
mit, bunten Farben gemalt und reich vergoldet. Unten war ein
kurzer Text für jede Seite beigefügt.
Eine Gantapatantadzat genannte Erzählung wiederholte die
aracanesische von den Balabrüdern. Die heimlich aufgezogenen
Söhne der im einstöckigen Palaste bewachten Prinzessin erschlagen,
zum Faustkampf herbeigelockt, den König und erobern,
durch Bemeisterung des Belu, die zu einer Insel in der See fortfliegende
Stadt. Auf Rath des sich wahnsinnig stellenden und
den Hasen im Monde verlangenden Gantapatanta wird die Vorhersagekunst
des Yathay durch einen als schwangere Frau verkleideten
Knaben auf die Probe gestellt und dadurch der Untergang
des Geschlechts herbeigeführt. Die buddhistischen Märchen
beginnen gewöhnlich mit der Pathama oder Pathomma-Kalpa,
dem ersten oder dem Lotus-Zeitalter, was unserem „Es war einmal
in alter Zeit“ entspricht.
Die Birmanen nennen Sprüchwörter Lugyi dzaga (Worte
grösser Männer) und haben deren viele, wie z.B.: Weisheit hütet
das Leben. Dem Geschick kann Niemand entrinnen. Wer schnell
gehen will, muss die alte Strasse gehen. Der mit Weisheit Begabte
wird nicht in Ruhe gelassen. Im Vergleich mit dem Geier ist
jeder Vogel hübsch. Ein Berg wird allmälig erstiegen, Eigenthum
allmälig erworben, Weisheit allmälig erlernt. Weisheit
kann nicht gestohlen werden. In den buddhistischen Märchen
ziehen die Söhne der Adeligen und Reichen nach der Stadt Tak-
kasinla (Taxila), um dort die Sinlaprasat zu erlernen, die für
sie, da sie die Stufe der Magie noch nicht überschritten haben,
den Inbegriff der Naturwissenschaften bildet. Die Yathay oder
Rüsi (Rishi) sind bewandert darin, wie in Japan die Jamabusi.
*) Nach dem King-te-tchoun kinglou wurde Shakya’s Hauptschüler, Mahakaya,
der Goldfarbige (Kin se) genannt, weil von einer Frau geboren, die zur Zeit des
Buddha-Vipasi ihr letztes Gold zur Verschönerung eines Bildes verwandt hatte,
und deshalb während 91 Kalpen mit einem goldenen Gesicht geboren war.
Die birmanischen Maler zeigen viel Geschick in der Behandlung
des Colorits, und obwohl ihre Perspective europäischen Ansprüchen
nicht genügt-, beweisen sie doch ein weit grösseres
Verständniss für dieselbe, als andere Orientalen, denen es unmöglich
ist, ein Schiff von einem Pferde zu unterscheiden, oder die das
gesehenkteBild der portugiesischen Königin mitdemKopfe abwärts
aufhingen, ohne den Irrthum zu bemerken. In der schlanken
Contourenzeichnung sind die Siamesen sehr vollendet, wiederholen
aber stets stereotyp gewordene Form Verbindungen, und wegen
dieses Schablonen-Arbeitens hatte ich viel Schwierigkeiten in Kam-
bodia, die eingeborenen Künstler zum Wiedergeben des auf den
Tempel - Sculpturen in bestimmter Verschiedenheit markirten
Ra§en-Typus zu veranlassen. Im Allgemeinen vermeiden sie überhaupt
das Gesicht in die Umrisse hinein zu zeichnen, und ein jedes
Paar Augen kostete mir einen besonderen Befehl, dem nur ungern
gehorcht wurde. Die Chinesen beleben ihre Bilder, indem der
Priester den Augenkern zufügt, und die Mohamedaner vermeiden
Figuren zu zeiohnen, da diese am Tage des Gerichts eine Seele
verlangen würden. Der Häuptling der Rothhäute dagegen fürchtete,
dass Catlin mit dem Portrait auch seine Seele fortführen
möchte.
Schnitzereien führen die Birmanen in geschmackvollen Arabesken
aus und verzieren damit die Thüren und Plafonds der Klöster,
oft mit Einschluss jener komischen Scenen, wie man sie den
Sculpturen mittelalterlicher Kathedralen gelegentlich eingefügt
findet. Auch in Verfertigung von Goldstickereien zeigen sie sich
geschickt. In den ersten Tagen meines Aufenthalts inMandalay
hatte ich eine junge Armenierin auf Bitten ihrer Verwandten
in Behandlung genommen, und der Gemahl dieser Dame war
so überschwänglich in seinen Dankesbezeigungen, dass er mir
stets eine neue Ueberraschung ausdachte. Bei meinem letzten
Besuche vor der Abreise nach Kabain entrollte er vor mir einen
Vorhang aus schwerem Teppichtuch, worauf ein Pfau in fast
Lebensgrösse gearbeitet war, umgeben von Blumen und Blättern,
alles in den lebhaftesten und glänzendsten Farben. Es sei das
schönste Kunstwerk seiner Art, das inMandalay fabrizirt worden.