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 bekannt war,  wollte  man  eine  von Rangun nach  Tongu bestimmte  
 Truppenabtheilung  den  Seeweg  nehmen  lassen,  aber  
 die ganze Expedition kam um, zusammt den birmanischen Schiffern,  
 die  das Unglück vorausgesagt hatten. 
 In Wimbedoh liess ich mir in der Polizei Tana ein Nachtquartier  
 durch den Sergeanten  geben undmiethete  einen Bootsmann,  einen  
 tölpelhaften und ungeschliffenen Bauernlümmel, aber jung undkräf-  
 tig, damit er wo möglich für  zwei rudere und dem  ausgemergelten  
 Buffondie Arbeit abnehme. Unter strömendem Regen*)  fuhren wir  
 am nächsten Morgen in den Wimbedoh-Bach hinein, ein Wässerchen,  
 so  eng  und  schmäl, dass  sich  begegnende Kähne nur  an bestimmten  
 Stellen  ausWeichen konnten,  und  deshalb  im Voraus  durch  
 Schreien Nachricht geben,  damit  gewartet  würde.  Dann  hatten  
 wir uns durch einen Wqld von Schilfgewächsen durchzuwinden und  
 kamen,  auf überschwemmten Wiesen weiterfahrend,  zu  dem  zum  
 Frühstück bestimmten Haltepunkt der Pagode Kjeik-that,  die  über  
 den Gebeinen  eines Büffel Weibchens  als Reliquie gebaut  sein  soll.  
 In  dem nahegelegenen  Jungle will man  ausgedehnte  Spuren  von  
 einer  grossen  Stadt  in  ihren Ruinen  gefunden haben.  Ich hatte  
 Mühe, mich  auf dem morastigen  und halbübersehwemmten Boden  
 durch  das  verwirrte Dickicht zu der mit Moos  überwachsenen Pagode  
 des Büffelheiligen **)  durchzuarbeiten,  die  jetzt verlassen 
 *)  Der  durchschnittliche Regenfall wird  von Morton  auf 216*/2 Zoll berechnet.  
 Das Nonplusultra der Regenmenge  auf  der Erde  fällt  in  der  südlichen  Seite  des  
 Himalaya  (sagt Mühry)  zu Dscherrapondschi,  bei  den Kassia-Bergen,  als Wirkung  
 des  Südwest-Monsun,  sie  beträgt  610  Zoll  im  Jahr.  Malcolm  giebt  den  Fall  in  
 der Regenzeit  (von  Mai  bis  September)  auf  150—200  Zoll  in  Birma. 
 **)  Nach Marini  glaubten  die Lao,  qu’vn  Buffle  qui  nasquit  autrefois  le plus  
 défectueux qui  se  soit  iamais  vue,  boiteux,  mal  fait,  timide,  extrêmement  foible  
 et  ombrageux  extraordinairement,  estoit  tombé: du  Ciel  dans  la mer  et  qu’il-se  
 remplit  l’imagination  de  tant  d’espèces  differentes  que  sans  autre  accouplement  il  
 conceut  vn Monstre  et  que  peu  de  temps  après  il produisit  vne  citrouille,  remplie  
 d’hommes  blancs  et noirs,  qui  y  estoient  renfermez  comme  autant  de  poussins  et  
 qui  en  sortirent.  Der Büffel  ist  das Attribut  des Vasupujva,  des  12.  Heiligen  der  
 Jaina’s  (nach  Colebrooke).  Des  bösen Kansa Kraft war  gebrochen,  als  seih  äüs  
 einem Büffelhorn  gearbeiteter Wunderbogen  in  den Händen  Krischna’s  zersprang. 
 und  unbesucht  auf einem terrassenartigen Unterbau  steht.  Darum  
 herum finden  sich  die Trümmer vieler kleinerer Pagoden,  die  sie  
 früher in zwei Reihen  umgeben  zu haben  scheinen. 
 Im Regen über Felder hinfahrend, von  denen in der Ferne  der  
 Berg Kynoataungaung  sichtbar war,  kamen wir am Abende in  der  
 StadtKjeiktoh  an und noch zu rechter Zeit, denn das Boot  leckte  so  
 stark, dass wir  es kaum  durch Ausschöpfen flott  erhalten konnten.  
 Der Sayin  (wie  der  eingeborene Sergeant durch  corrumpirte Aussprache  
 genannt wird)'brachte mich  nach dem Circuithause,  einem  
 bei  dem  fortdauernden Regen  sehr  erwünschten Absteigequartier,  
 und  liess  mein  durchnässtes  Gepäck  dorthin  schaffen.  In  der  
 Nähe  desselben  fand  sich  eine.  Gruppe  vieler  kleiner  Pagoden  
 mit  einer grösseren  im Centrum,  und der Myothougyi, der  mich im  
 Laufe  des Abends besuchte, ^ sagte,  dass  die mittlere  durch  einen  
 Gouverneur  aus der birmanischen Zeit gebaut sei, und seine Söhne  
 die kleineren hinzugefügt hätten. 
 Am  ändern  Morgen  fuhren  wir  mit  dem  reparirten  Boot  
 weiter,  erst  durch  den  Cadat-Bach  und  dann  über  die  Kwin  
 (überschwemmte Ebenen)  nach  dem Hnet-tein-Flusse,  wo  immer  
 gerade  durchgeschnitten werden konnte,  ohne  sich  an  die Windungen  
 den Ufer zu kehren.  Die dortige Pagode  stand im Wasser.  
 Zum  Frühstück hielt ich in dem Hause  eines Talein-Fischers,  am  
 Fusse bewaldeter Hügel mit der Theiletah-Pagode  auf der Spitze,  
 die,  wie  er sagte,  durch Min Taudenu  gegründet sei,  den  Sohn  
 des Königs Teitudama von Martaban  Ein  alter Arzt,  der gegenüber  
 wohnte, kam zu seinem Nachbar herüber  und holte  auf meinen  
 Wunsch  seine Bibliothek  herbei,  in Bündel  zusammengeschnürt.  
 Eines  der Bücher  war  ein Wuttuh,  der Minteit-Wuttuh,  den  die  
 Talein Tamintitot  nennen;  ein  anderes  ein Werk medieinischen  
 Inhalts  und  das  dritte  die Lokanidi  (Lokawituh  der Talein),  die  
 den Pali-Sentenzen  das Anet (im Talein) beifügte. 
 Beim Weiterfahren kamen wir durch Salz verfertigende Dörfer  
 und traten dann in  den Youngkama-Bach ein, mit dem Wind entgegen  
 und dem Regen in Strömen fällend. Ueberall standen die Dörfer  
 ti ef in Wasser, das gerade bis an das Stockwerk d er auf hohen Pfählen  
 stehenden  Häuser  reichte,  so  dass  man  beim Vorbeifahren  mit