Ponas verstehen aus den Linien der Hand zu wahrsagen, aber
der Zayagyi, wie er mir sagte, übte diese Kunst nicht. Kreise
an den Fingerspitzen gelten in der Chiromantie für Glück bringend.
An den Festtagen wäre oft eine sogrosse Versammlung des Volkes,
dass der Gott nach der offenen Halle herausgebracht werden müsse.
Auch Kathay’s kämen dann zuweilen. Ausser mit ihren Kuh-
heerden beschäftigen sich die Ponas mit Weben.
Die kriegsgefangenen Kathay, die entweder Schmiede oder
Weher sind, leben meistens in der Colonie Kiaedun, amFusse des
Mandalay-Htigels. Einige derselben sind von den Pona’s abgefallen
und haben die birmanische Art der Religionsverehrung angenommen.
Einer dieser letztem schimpfte auf die Ponas als ein Gesindelpack.
Sie wären von Tiho gekommen und würden jetzt
nach den Ländern, wo sie sich niedergelassen, unterschieden als
Kathay-Pona, birmanische Pona u. s. w. Ursprünglich theilten
sich die Ponas in vier Klassen, nämlich Biimanah oder Prediger,
Kattiah oder Herrscher, BischadahoderKaufleute und Tottiah oder
Bettler, jetzt aber behaupteten alle, Biimanah zu sein und nehmen
den Titel, als den ehrenvollsten, für sich in Anspruch.
Die Kathay sagten mir, dass sie nach Mandalay in drei verschiedenen
Perioden gekommen seien; einige vor 70 Jahren,
andere vor 40 Jahren, und die letzten erst vor einigen Generationen.
Nach ihren Gebräuchen muss stets die ganze Reihe
Schwestern geheirathet werden, und eine jüngere wird nicht vor
der älteren fortgegeben. Sie zeigten mir von ihren in der Ka-
thaysprache und mit Kathaybuchstaben geschriebenen Büchern,
von denen das eine Haram-schitta genannt, und als Yama-Yasuen
übersetzt wurde, also die (Charitra) Geschichte Rama’s. Den
Titel des anderen, das von Karitha-pasa verfasst sei, nannten sie
Lekko-nunkarum, oder die Schöpfungsgeschichte der Welt. Sein
Beginn war: „Lasst uns preisen Lajintung, den König derNats,
der niemals stirbt, dessen Glorie gleich dem Wasser ist.“ Ich
kaufte dieses Buch, sowie ein anderes in der Juthia- (Siamesischen)
Sprache, das ein Mann, der nicht wusste, was es sei,
herbeibrachte, vermisse aber leider beide. Ein junger Birmane,
der während unseres Gesprächs lautlos dabei gesessen und uns
zugehorcht hatte, kam mir auf der Strasse nachgelaufen, und bat
bei mir bleiben zu dürfen, um, nach dem birmanischen Ausdruck,
Weisheit (panja) zu lernen. Doch hatte ich vorläufig schon Leute
genug um mich. Beim Rückweg gingen wir Uber denBazaar der
Siamesen (Juthia), wo einige der Verkäufer sich mit der Instandsetzung
von Theater - Costumen beschäftigten. Sie wurden besonders
durch die Könige Zinpyuschin und Badosachen gebracht
und verstehen noch etwas Siamesisch. Zuweilen kommen
Priester von Siam, um sie zu besuchen. Einer wäre kürzlich im
Yahainszay - Kyaung gewesen. In Amarapura hatte ich neben
den Häusern der Kathay die Pinsing-Pflanze bemerkt, die sie mit
Wasser besprengen und durch angezündete Kerzen verehren.
Eine Colonie der Talein befand sich in Madeyah, und eine andere
in Sägain, wo indess die Sprache fast schon ganz durch die
birmanische ersetzt ist.
In der Umgebung Mandalay’s steht vom Wege abgelegen
der Gothinnajun, wo die Sterbescene Gautama’s durch grosse
Holzfiguren dargestellt ist. Das Sterbelager ist erst von einem
Kreis von Schülern, dann von einem Kreis von Königen, dann
von Belus, Kalongs, Nats, Gabongs, Rakchasas u. s. w. umgeben.
Anderswo sitzt eine Gruppe von Königen, weinend und klagend,
da der vor ihnen stehende Pungyi ihnen den Tod des Lehrers
angezeigt hat. Gautama’s Lebensbeschreiber bemerkt, dass als
Kassyapa durch, einen von Kusinagara kommenden Reisenden über
seines Meisters Tod benachrichtigt wurde,'die nur in die beiden
ersten Wege der Vollkommenheit eingetretenen Rahan klagten und
weinten, während die Ändern im Hinblick auf das Gesetz der
Vergänglichkeit ruhig und fest blieben. Eine Nonne bittet in
einer Scene um die Aufnahme in die Priesterschaft, und wird in
der ändern geschoren. Niti-Ananda (Ananda’s jüngerer Bruder)
sitzt in einer Kapelle mit dem Almosentopfe auf den Knieen.
I In einer Bambuscheune sass zwischen ändern Figuren (von Menschen
und Hunden) die berüchtigte Shinsasua mit einem Säugling
auf dem Schoos. Sie war die Tochter eines Jägers, zog sich in
den Wald zurück, um Einsiedlerin zu werden und ging dann als
Nonne in ein Kloster. Aber der Glanz ihrer Schönheit war so