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 und  gelehrtestes Haupt,  in  ihre Fesseln  fiel,  und  aus  
 dem Priesterstande  in  die Welt  zurücktrat,  um  sich  verheirathen  
 zu können.  Eine  ähnliche  Sache  ereignete sich während meines  
 Aufenthaltes.  Schon  in Rangun  und  später  auf dem ganzen Wege,  
 ja   in Mandalay-selbst,  hörte  ich  von Nichts  reden  als  dem  gelehrten  
 Priester  eines Kyaüng  von Ranguu,  dem Nachfolger Ba-  
 reah’s ,  auf  den  immer  gern  in  zweifelhaften  Fällen verwiesen  
 wurde.  Ein paar Wochen,  ehe ich  von Mandalay  abreis’te,  langte  
 dieser Stolz des Landes  in Mandalay in Begleitung  einer jungen  
 Dame an, mit der er aus Rangun entlaufen war.  Jetzt wird die Welt  
 untergehen, klagte mir einBirmane, als sich dieseKunde verbreitete.  
 Nach  demDhammasat waren Menu undMeno von  einem  frommen  
 Eremiten  geboren,  der  im Walde Himavun  eine  an  seiner Thür  
 klagende Himmelsfee  eingelassen  und  in  der Nacht  der Verführung  
 nicht hatte widerstehen  können.  Dasselbe, geschah  einem  
 Einsiedler  auf  dem  Kazbek.  Die  Zeit  in Mandalay wird  nach  
 der Wasseruhr  des  Palastes  regulirt.  Die  durch  einen  Schlag  
 angegebene  Zeit  des  Sonnenaufgangs  bis  zu  der  durch  drei  
 Schläge  angegebenen  Zeit  des  Sonnenuntergangs  wird  durch  
 die zwei  Sehläge  des Mittags  getheilt und Mitternacht wird durch  
 4 Schläge bezeichnet  als das lautere Ende von 44 vorhergehenden.  
 Wie die birmanische Construction die  entgegengesetzte  der unsri-  
 gen  ist,  so  beginnen  sie  auch  die Kreise  von  der  entgegengesetzten  
 Seite  und  schreiben  unter der Linie  statt darüber.  Beim  
 Ausgehen kam  ich  durch  eine  festlich  mit Teppichen  behangene  
 Strasse  und  in  der  Mitte war  ein  von Zweigen  gebildeter Gang  
 für die Priester mit Tüchern belegt. Auf der Verandah birmanischer  
 Häuser  sieht man  oft Hähne  angebunden,  um für Wettkämpfe  zu  
 dienen.  In  der Nähe  des Dorfes Phaya-gelay  sitzt Kin-Nat-gyi,  
 um  die Strasse  zu bewachen, mit gekreuzten Beinen in der Stellung  
 Buddha’s,  aber  mit einem Haarknoten  und  Ohrringen,  ein  
 Schwert in  der Hand haltend.  . 
 Die  armenische  Gemeinde  in  Mandalay,  so.  klein  sie  
 war, war damals  in Spaltungen  zerrissen.  Ein  ehrwürdiger Bischof  
 hatte  seine  Erscheinung  gemacht,  mit  langem  Bart  und 
 weitem Talar,  vom Patriarchen von Etschmiadzin  geschickt  und  
 mit Briefen  dieses  höchsten Papstes  versehen.  Solche  reisende  
 Priester  ziehen  seit den  ältesten Zeiten, wo  sie  die Kirche St. Thomas  
 gründeten,  vielfach  in  Indien  herum,  und  besuchen  dann  
 auch mitunter ihre bis nach Birma weiterhin versprengten Brüder.  
 Die Freude  und Begeisterung,  einen  so heiligen Herrn  unter sich  
 zu  sehen,  war  gross  in  den  Häusern  der Armenier.  Täglich  
 nahm  er den Ehrenplatz  an  der Tafel meines Wirthes  ein,  die  von  
 Allem  strotzte,  was Küche  und Keller Bestes  auftreiben konnte,  
 die Frauen wetteiferten  mit  einander ihn  zu bedienen,  alle  seine  
 Wünsche errathend, und schliesslich, mit reichen Geschenken wohlbeladen, 
   kehrte  er  nach Rangun  zurück,  um  sich  nach Calcutta  
 einzuschiffen.  Die Abschiedsthränen waren kaum getrocknet,  als  
 Bischof No. 2  seine Erscheinung machte,  noch langer an Bart und  
 Talar, noch salbungsvoller in Sprache und Geberde. Die Heerde der  
 frommen Schafe  stutzte und um so mehr,  als  der neue Hirte  seinen  
 Vorgänger verketzerte,  ihn  einen Apostaten  und Betrüger nannte,  
 seine  Papiere  für  gefälscht  erklärend.  Das  Lager  theilte  sich  
 jetzt in zwei Parteien,  und während  sie  sich  feindlich  gegenüberstanden  
 *  kam  der  frühere Bischof  zurück,  der  sich  noch  etwas  
 Taschengeld für die Ueberfahrt  von Rangun nach Calcutta holen  
 wollte, und es Schade gewesen wäre, die schon zusammengepackten  
 Geschenke wieder  anzubrechen.  Für  einige Tage herrschte peinliches  
 Schweigen  und Dunkel lagerte  auf der Zukunft,  dann  sah  
 man  plötzlich  die beiden  frommen Herren  Arm  in Arm  hervortreten  
 und  sich  gegenseitig  mit Complimenten und. Ehrenbezeugungen  
 überhäufen,  da  sie  gefunden hatten,  dass  genug für zwei  
 zu  scheeren  blieb,  und  ein Aei'gerniss  einen bösen Präcedenzfall  
 hätte abgeben können.