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 feil.  Während  der Reis  gekocht  wurde,  liess  ich  mir  von  der  
 weissen Pagode Schwemuto  erzählen,  die abseits  in  der Wildniss  
 stehen  soll,  auf der Stelle  einer  grossen  Stadt  aus  alten Zeiten.  
 In  der  Umgegend  spuckt  ein  Nat - tzo  (böser Dämon)  und  das  
 Volk fürchtet und  verehrt  ihn, als  einen Nat-gyi  (grossen Dämon).  
 Als Noatasa*)  das  jetzt nur in der Regenzeit mit Wasser gefüllte  
 Bassin  bauen  liess, das damals mit den künstlichen Seen Yaykan’s  
 (Wasser-Reservoir) communicirte, liess er, um die Deiche zu sichern,  
 seine Königin  (Mih-payah)  dort  ertränken.  Sie  ist  jetzt  zum  
 Dämon geworden, Menschen  und Vieh mit jähem Tode fortraffend.  
 Ihr Natsehin, stand  unter  einem Baume,  aber ohne Dach,  das  eingefallen  
 war.  In  der Pagode  fand  ich  die Figuren mit frischen  
 Blumen  umsteckt.  In  dem Zayat hatten wir  bei  unsrer Ankunft  
 einen  gefüllten Wasserkrug gefunden,  der dort für Reisende  hingestellt  
 war,  und  ein  Mann,  der  nachher  aus  dem Dorfe  kam,  
 Hühner zum Verkaufe bringend, machte  uns  darauf aufmerksam,  
 dass  er  der  wohlthätige Heber  sei.  Wahrscheinlich  dachte  er  
 durch  dieses Verdienstwerk den  sündvollen Verkauf aufzuwiegen.  
 Hühner hatten wir nun  zwar,  aber Niemand zum Schlachten, denn  
 der octroyirte  Koch,  der  zu  jeder  sein Departement  betreffenden  
 Handlung  etwas  gewaltsam  gedrängt  werden musste,  wies wenigstens  
 den  Stand  eines Gurgelabschneiders  ebenso  entschieden  
 als  bestimmt  zurück.  Auch Moung Sbhweh  hatte  einige  alberne  
 Einwendungen,  und wollte  von mir wissen,  was  zu machen  sei.  
 Ich  überliess  es  aber  meiner  Gesellschaft  zu  handeln,  wie  es  
 ihnen  beliebe:  sie  möchten  die  ihnen  am meisten  convenirende  
 Methode  wählen,  das  Huhn  vom  Leben  zum Tode  zu  bringen, 
 *)  Yaywaydih  heisst Flussverzweigung,  und  von Noatasa wird  erzählt,  dass  
 er bei  dem  Dorfe Kojajain versucht habe,  die Nebenflüsse  desSaman  oder  Samaun  
 (Samomiet)  abzudämmen,  um  die am  Fusse  des .alten  Krater Paopataun  gelegene  
 Stadt Kionkzook  oder Tschautje  (Kiaukzauk)  zu  bewässern.  Die  alte  Stadt  der  
 Pagode  Schwemuto  mag  Mienzain  bedeuten  sollen,  wo  die Armee  der  zur Einsetzung  
 Kyozua’s  herbeigezogenen  Chinesen  einen  Canal  grub,  den  Thengdue-  
 myaung,  der mit dem Zo-Flusse  commnnicirt. 
 unter allen Umständen  aber verlange ich  es  beim Abendessen  auf  
 meiner Tafel  zu  sehen.  Und  siehe  da,  es  erschien  in  ein Ragout  
 verwandelt,  ohne  dass  ich  mich  um  die Art  der Metamorphose  
 weiter  zu  kümmern  brauchte.  Indess  bezweifle  ich  fast,  dass  
 nur die Aufopferung für  ihren Herrn  das Gewissen meiner treuen  
 Diener betäubt hat.  Leider mag ihnen  die  selbstsüchtige Berechnung  
 nicht  fremd  gewesen  sein,  dass,  wenn  sie mir keinen Braten  
 vorsetzten,  für  sie  keine Reste  bleiben  würden.  Wenn  der  Befleckung  
 mit Blut  scheuende Birmane  nicht weiss,  welchen Weg  
 er  einschlagen  soll,  so  legt  er wohl  das  gebundene Huhn  auf die  
 Erde,  und  setzt  sich  ihm  aus Verlegenheit  auf den Hals,  da er  
 nicht zu wissen  braucht,  dass  die  durch  die  Schwere  seines Körpers  
 verursachte  Dispnoe  zur  Erstickung  führen  könnte,  aber  
 nachher  doch  froh  ist,  wenn  es  so  geschehen.  Um  im Homa  ein  
 Thier  zu  opfern,  stopfen  die Brahmanen  alle  seine Oeffnungen  zu  
 und  warten  mit  dem  Kopfabschlägen,  bis  es  gestorben  ist  (nach  
 dem Dabistan). 
 Wir quälten  uns wieder durch  den  tiefen  Sand hin,  aus dem  
 niedrige  Büsche  in Büscheln, hervorstanden,  und kamen  an  der  
 Pagode  Schwedaunde  vorbei,  von  dem Könige  auf  einem  Platz  
 gebaut,  wo  ein  Feldarbeiter  einen  alten  Schatz  gefunden haben  
 soll.  Die  Nacht  überraschte  uns  auf  dem Wege  und  ich  liess  
 den Zug dichter  zusammenscliliessen,  die Ochsen  nach Möglichkeit  
 antreibend.  Im  Dorfe  Payabhiu  nächtigten  wir  in  dem  
 Hause  des Thougyi,  doch  zog ich  vor,  in dem Karren  zu  schlafen".  
 Wasser war wenig und  schlecht.  Es musste  aus  einer Entfernung  
 von mehr  als  einer Meile  herbeigeholt werden.  Mein Wirth  erzählte  
 mir,  ilass  das Dorf auf einem  Platze  erbaut ist,  wo  in  alter  
 Zeit Mihn Alaun  den Grund  zu  einer weissen Pagode  legte.  Phiuh  
 heisst  weiss,  könnte  aber auch  eine Beziehung  zu den Pyu  (Pri  
 oderMyu),  den alten Ureinwohnern des Landes,  gehabt haben, wie  
 die  in dem Gebiete der Waldbewohner gegründete Stadt Tongu von  
 den  Brama-  oder  Byahma-Königen  beherrscht  wurde.  Auch  
 auf der Sclavenkarte  (Hamilton’s) werden  die Brahmans  auf  das  
 rechte  Ufer des Sittang versetzt,  wo noch jetzt in  den versteckten  
 Schluchten Reste  der versprengten  Pyu  sich  aufhalten  sollen.