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 unter den Aethiopiern  eine Klasse naseloser Geschöpfe beschreibt,  
 die, mit  zugewachsenem Mund;  nur  durch  eine  ganz kleine Oeff-  
 nung  atlimen  und  ihre Nahrung  durch einen Haferhalm  einziehen.  
 Vielleicht haben  die Yankee,  wie  die.spiritualistische Zukunfts-  
 Religion,  auch  das Schlürfen des Mint-j ulep  aus der Negerweisheit  
 Afrika’s importirt. 
 Als wir bei  einem verfallenen Zayat anhielten  und  nach  dem  
 kleinen Kyaung gingen,  der nahe  dabei  lag,  fanden wir Niemand  
 zu Haus,-  da der Pungyi  nacb  Tongu gegangen  und  seine Abwesenheit  
 durch  zwei  im Kreuz  vor die  Thür  gesteckte Stöcke  bezeichnet  
 hatte.  Der Fluss strömte hier durch eine ununterbrochene  
 Wildniss,  und  die Nacht  überfiel  uns  zwischen morastigen  und  
 mit hohem Schilf bewachsenen Ufern.  Da mit Donnern und Blitzen  
 ein  furchtbares Unwetter  losbrach,  legten  wir  uns  neben  zwei  
 grosse Kähne,  die  dort geankert hatten,  aber  die Muskitos  fielen  
 in  solchen  Schwärmen  über  uns  her,  dass  kein  Bleiben  war.  
 Diese Blutsauger waren nicht die  scheuen,  flüchtigen lnsecten,  die  
 die  leichteste Bewegung  verscheucht,  sondern  sie  krochen  bedächtig  
 und  systematisch  an  den Tüchern, worin man  sich  eingewickelt  
 hatte,  herum,  bis  sie  den Eingang  fanden  und  dann  in  
 Bataillonen  an dem Halskragen  hinein  und  am Rücken  hinunter  
 marschirten,  jeden  Schritt mit  einem  Stich  begleitend.  Vertilgung  
 war  nutzlos,  da wie  bei  den Köpfen  der Hydra  aus jedem  
 Ermordeten  sieben Rächer erstiegen.  Die  Birmanen  haben  eine  
 bewundernswürdige Geschicklichkeit,  diese Thiere,  auf welchem  
 Theil  ihres  nackten Körpers  sie  sich  auch  finden  mögen,  durch  
 einen Klaps  mit  der Hand  sicher  zu  treffen  und  zu  tödten.  Sie  
 thun  das  so mechanisch,  dass  sie  sich  in  ändern Beschäftigungen  
 dadurch  in  keiner Weise  stören  lassen,  und  meine  Bootsleute  
 gaben  umschichtig  sich  einen Klatsch  und  der Schaufel  ein  paar  
 Stösse  und  umgekehrt.  Diese Nacht indess  wollte Alles  nichts  
 helfen,  obwohl  sie  still  lagen  und  sich mit beiden Händen ver-  
 theidigen  konnten.  Im  Gegentheil,  meine  Diener  baten  mich  
 flehentlich,  sie weiter  rudern  zu  lassen,  um  nur von  dieser Mördergrube  
 fortzukommen,  und  ich  gab  es  zu.  Sobald  sie  aber in 
 die  frische Prise  der Strommitte  gekommen  und weniger gequält  
 waren,  fiel Einer  nach  dem Ändern  in  Schlaf,  so  dass  ich  die  
 ganze Nacht  genug  zu  thun  hatte,  sie  anzurufen  und  wach  zu  
 halten,  da  bei  den  im  Wasser  versteckten  Baumstämmen  die  
 Schifffahrt  auf dem Sittang keine  unbedenkliche  ist.  Eine  andere  
 Gefahr  droht  von  dem  Einstürzen  der  hohen Bänke,  die  durch  
 den  Wechsel  des  Strombettes  unterminirt  werden,  so  dass  
 darunter  hinfahrende  Boote  verschütten.  Auch  fürchten  die  
 Schiffer  die  plötzlichen  Wirbel,  die  kleine  Fahrzeuge  hin-  
 unterreissen  können.  Am  ändern Tage  ereignete  sich  noch  ein  
 Accidenf,  indem  der  an Schiffsarbeit nicht sehr gewöhnte Rechtsgelehrte  
 in  seinem  Eifer  mit  der  Schaufel  am  Wasser  vorbei-  
 stiess,  und  statt  deren,  er  selbst mit  einemBurzelbaum kopfüber  
 hineinschoss.  Doch  halfen  wir  ihm  bald  sich  wieder  herauskrabbeln. 
 Um  Mittag* sahen  wir  die  malerischen  Hügel  Schwegyin’s  
 vor  uns,  die  ein fruchtbares Kesselthal  in ihren bewaldeten Armen  
 umfingen.  .Wir  glaubtennschon  angekommen,  aber  der  Fluss  
 ist dort  so  gewunden,  dass  er mit Recht  den Convulsionen  einer  
 s i c h  krümmenden Schlange verglichen  ist.  Da blieb stets eine neue  
 Ecke  zu  umfahren,  und  als  *wir  schliesslich  ankamen,  war  der  
 Nachmittag  schon  ziemlich vorgerückt.  Durch  falsch  gegebene  
 oder falschverstandene Directionen verlor ich viel Zeit, um Adressen  
 nachzusuchen,  die  sich hei  schliesslichem Auffinden  noch als  abgereist  
 erwiesen,  und  da die Nacht nicht warten wollte,  so  richtete  
 ich  mir  durch  absperrende  Vorhänge  ein  Zimmer  auf  dem  
 schon  stark mit Reisenden  gefüllten Zayat  ein. 
 Als  ich  am  nächsten Morgen  Capitain Watson  in  den Can-  
 tonnements  aufsuchte,  hatte derselbe  ein  leeres Haus neben dem  
 seinigen  für mich  in Bereitschaft und  stets  einen Platz  an  seinem  
 gastfreien Tisch.  Der  tägliche Umgang  mit  ihm  und  seine  aus  
 dem Leben  gegriffenen Mittheilungen  machten  mir  den Aufenthalt  
 in Schwegyin  ebenso  angenehm,  als  instructiv.  Der Dritte  
 im  Bunde,  und  ein  in  jeder  Beziehung  nur  wünschenswerter  
 Gesellschafter  war  Capitain  Dickey,  der  wegen  einiger  durch  
 Irrsinn  ihres  eingebornen Commandanten unter den Seapoys  aus