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 Birmanische  Lieder 
 (zum  Theil  schon  im  Bremer  Sonntagsblatt  veröffentlicht). 
 Denk’  ich  deiner  Schönheit Ruhme, 
 Ferne,  deiner Huldgestalt, 
 Wie  der Schmetterling  zur Blume, 
 Fliegt zu  dir mein Herz  alsbald. 
 Friih’re  Sünden muss  ich  biissen, 
 Dass  ich  also  schmacht’  im  Bann  
 Und,  mein  Schicksal  zu  versüssen, 
 Nicht  einmal mich  rächen  kann. 
 Der,  dem  dn die Hand  gegeben, 
 Ach,  ich  kenn’  ihn nicht  einmal, 
 Aber  denk’ ich  sein,  durchbeben  
 Schon mich  Hass  und  Zornesqual. 
 Denn noch immer liebefodernd  
 Ist mein Herz  dir  zugewandt, 
 Heiss  in wilden  Flammen  lodernd  
 Gleich  dem grossen Weltenbrand. 
 Zum heiligen Berge komm mit mir,  
 Seinen Gipfel  zu  ersteigen, 
 Gar herrlich  ist’s  auf der Höhe hier, 
 In  des Waldes hehrem  Schweigen. 
 Hier sind wir Bruder und  Schwester nur,  
 Nie  feindlich  bedräut von Ändern, 
 Und jeden Schmerz  heilt  die Natur —  
 Lieb Schwesterchen,  lass uns wandern. 
 Ha,  sonst war ich  deine liebe,  kleine,  
 Wunderschöne,  prächt’ge Königin, 
 Doch wenn jetzt in Himmelsfreud’  ich  weine,  
 Wehmuthsvollen  Sinnes  schmelze  hin. 
 Dann  da kommt der  stojze Herr Gebieter,  
 Brummet,  dass kein Reis  gekochet  ist, 
 Schilt und  zürnt und  schlägt und  schreiet wieder:  
 „Essen will  ich !“ Wüthi'ich,  der  du  bist. 
 Birmanische  Lieder 
 Ja ,  nur wenn  den Leib  du vollgeschlagen,  
 Kannst  du  lächeln mir und  freundlich  sein.  
 Nein,  nicht kann  ich  länger  sie  ertragen  
 Solche Ehequal und Höllenpein. 
 Zum Gebet  ein  schmerzlich  liebes  Sehnen  
 Ziehet  schmachtend durch mein  armes Herz,  
 Und  die  ganze Nacht mit bittersüssen Thränen  
 Möeht’ ich kühlen meinen  heissen  Schmerz. 
 Doch  dann kommt  der Mensch und  „geh’  zu Bette  
 „Schlafenszeit ist’s nun“,  er unwirsch  spricht, 
 H a ,  jetzt wieder dort  aus  seinem Bette  
 Ruft  er.  Rufe nur,  ich komme nicht. 
 Nein,  nein,  nein,  ich kann  nicht  gehen  
 Zu  des Waldes  ferner Flur, 
 Meine  Füsse woll’n  nicht  stehen, 
 Mit  den  Augen  folg’  ich nur. 
 Gehe  doch,  Herr der Giganten,  
 Zu  dem Berg,  der Tiger Hort,  
 Leoparden,  Elephanten  
 Und  das Einhorn  schwärmet  dort, 
 Siehe  dort,  auf Bergesstufen, 
 Ist’s  ein Mann,  der  dorten winkt?  
 Diesmal wirst umsonst  du  rufen,  
 Anders mir  im  Ohre klingt. 
 Nein,  nein,  nein,  ich kann nicht kommen.  
 Tapfrer Held,  zum Wald mit  dir; 
 Nein,  nein,  nein,  ich kann nicht kommen  
 Gold’ner Knab’,  zum Wald’ mit  dir. 
 Gehe  denn,  dein Herz  bewahrest:  
 Nicht vergiess  dein  rothes Blut,  
 Lieber Freund,  dass wohl  du  fahrest,  
 Mög’  das  Schicksal sein  dir  gut. 
 0  Madeya,  kleines  Städtchen,  
 Weithin  gehn dein Ruhm  und Preis,  
 Die  Cigarren  deiner Mädchen, 
 Die Cigarren  silberweiss. 
 Bastian,  Ostasien.  II.