Am nächsten Morgen passirten wir das birmanische Zollhaus,
von dem eine Flagge wehte. Mehrere Boote hatten dort angelegt,
meistens mit Blumentöpfen am Steuerruder geschmückt.
Sonst fuhren sie auch das Bild eines Belu oder Ungeheuers, um
gutes Glück zu geben, und eine beliebte Figur ist die eines
Wissatho oder Wundermannes (wizzard)., Wir hatten jetzt mit
starkem Gegenwind und reissendem Strom zu kämpfen, und die
ermüdeten Bootsleute machten einen Anhalt. Zum Zeitvertreib
liess ich mich unterrichten, dass, wer Ngapie zu früh aus dem
Feuer nähme und behauptete, dass es gar sei, , wer ein vom
Feuer genommenes Bambuscheit nicht wieder in dieselbe Lage
brächte, worin er es gefunden, wer Zwiebeln mit seinem Beis
zur Feldarbeit mitnähme, durch Tiger gefressen würde, die der
erzürnte Nat zu seiner Bestrafung schickte. Als wir wieder aufbrachen,
rannte ein anderes Boot an das Unsere, erbot sich aber,
als ich es anhalten liess, den Schaden zu bezahlen; doch war
nicht viel geschehen. Bei der Abendrast erzählten die Bootsleute
von Tagoung, einer alten, alten Stadt zwischen himmelhohen
Bergen, in welche ein einziges Thor führe. Wenn die Leute
liegen bedürfen, brauchen sie nur ein Gewehr abzufeuern, und
sogleich fällt er in Strömen.
Am nächsten Tage hielten wir in Zoung-gyi-doung an, wo
in einem grossen Kloster Strassen zwischen mit Strohdächern bedeckten
Mönchszellen hinführten. Die Beiseboote standen am
Lande auf Bädern. Neben dem Sandsteine zeigen sich Muscheln
enthaltende Kalkschichten.
Die Morgen und Nächte waren jetzt bedeutend kälter geworden,
so dass das Wässer sich beim Baden warm anfühlte. Als ich
mich durch längeres Umherschwimmen erquickt und aus dem
Wasser hervorkam, fragte ich nach dem Namen eines nahen
Dorfes, und hörte, dass es Mya-goung-pyai oder das lachende
Crocodil heisse, und freute mich, nicht weiter zur Erheiterung
dieser garstigen Bestie beigetragen zu haben.
Hinter den rothen Klippen Maluns sahen wir eine auf hohem
Hügel errichtete Pagode zum Ehrendenkmal Maha-Bandula’s, des
unter den Birmanen hochgefeierten Generals, der allein im ersten
Kriege die Engländer im Schach zu halten verstand. Bald darauf
kamen wir in Menhla an, dem Sitz des birmanischen Gouverneurs,
und das Benehmen meiner Bootsleute wurde jetzt gewaltig timid
und ängstlich, da sie, aus der englischen Provinz kommend, sich
in dem Gebiete ihrer unabhängigen Landsleute nicht geheuer
fühlten. Da Moung Schweh noch immer seine Wunde verband
und nicht gehen konnte, wollte ich einen der Schiffer als
Wegweiser mitnehmen, um die Pagoden zu besuchen, konnte
aber nur durch Drohungen dieselben dazu bewegen, mir als
Fremdem diese heiligen Gebäude zu zeigen, ohne vorher die Er-
laubniss der Begierung eingeholt zu haben. Die birmanischen
Soldaten, die unter einem grossen Schuppen ihre Gewehre und
Pulverkasten aufgehäuft hatten, drängten sich auch in ziemlich
unverschämter Weise um uns herum, doch ging ich unbelästigt
in den Klostergebäuden umher, die mit bunter Stuccatur überklebt
waren. Die Thüren liefen meistens auf Bädern, und auch
kleine Häuser standen auf Bädern, sowie Sessel zum Niederlegen.
Mein Koch konnte auf dem Markte noch mit englischen Bupien und
Anna’s einkaufen, aber man sah schon vielfach das birmanische
Geld gebraucht, an das ich mich für später auch zu gewöhnen
hatte. Eine Münze besteht nicht in Birma. Der frühere König
liess einige Bupien mit seinem Pfau*) prägen, aber sie sind ganz
verschwunden. Das Bullion, das den Birmanen im Handel dient,
besteht aus drei oder vier verschiedenen Alloys von Silber mit
Kupfer, das beste, fast reines Silber, heisst Bau, das nächste Dain
oder in anderen Verhältnissen Youetni und das geringste, aber
am gewöhnlichsten im kleinen Handel gebrauchte Azekiay.
Wenn man auf den Markt geht, hat man sich mit einem Stück
solchen Silbers, mit einem Hammer, einem Meissei, einer Wag-
schaale und entsprechenden Gewichten zu versehen. Was kosten
diese Kochtöpfe ? Zeigen Sie mir Ihr Geld,. entgegnet der Kaufmann,
und bestimmt, nach dem Aussehen desselben, den Preis
zu dem oder dem Gewicht. Man lässt sich dann einen kleinen
*) The coins of the peacock type seem to have formed the recognized silver
currency of the central and eastern provinces of the Gupta dominion. (Thomas.)