und Weise, wie über die vollgesogenen disponirt werden könne, dass
der Prinz Uber die Benutzung seines Hauses zum Blutvergiessen
und seines Gartens zum Vergraben lebendiger Thiere nieht sehr
erbaut war. Und ich meinestheils liess die Sache gern einschlafen.
Kaum hatte sich die finstere Wolke von der Stirne des Königs
verzogen und schien sein Lächeln sich mir auf s Neue zuwenden
zu wollen, als Alles bald wieder im schönsten Sonnenscheine
strahlte. Die geputzten Höflinge des Prinzen liefen bei mir ein
und aus. Sie brachten mir Bücher, schrieben Räthsel undSprüch-
wörter auf oder erzählten Märchen. Sie sangen und tanzten, sie
tranken Thee und rauchten meine Cigarren, Alles wie früher.
Der temporären Abwesenheit, wo sie in weiten Kreisen um mein
Haus herumgeschlichen waren, wurde gar nicht gedacht, und ich
empfing sie in der gewohnten Weise, als ob ihre Besuche nie
unterbrochen gewesen wären. Auch der Professor hatte seine
Stunden wieder begonnen. Die von ihm verfertigten Listen, besonders
psychologischen Inhalts, wurden oft von ändern Besuchern,
die gleichfalls als wohlunterrichtet bekannt waren, durchgesehen
und gerühmt. Manchmal dictirte er mir als-Schreibübung seine
poetischen Ergüsse vor, die er dann erst zu improvisiren behauptete,
und die von nichts als Blumen und Vögeln und Vögeln
und Blumen zwitscherten.
Der Prinz hatte nach dem Teich ein kleines Boot bringen
lassen, in dem er mich zuweilen einlud Abends mit ihm umherzufahren,
und auch sonst in dem Palast umherführte, um die
Merkwürdigkeiten desselben, die alten Staatscarossen, die Ställe
der weissen Elephanten, die Wasseruhr u. s. w. zu zeigen. An
die Thüre der Wagen war ein Pfau gemalt und vorne verzierte
dieselben der doppelköpfige Vogel Longyin-hnet. Auch die temporär
benutzte Scene des königlichen Theaters besuchten wir und
wurden hinter den Coulissen zugelassen. Im Hause des Prinzen
hielten sich damals viele der zur Bezahlung der Steuern aus
seiner Provinz herbeigekommenen Vasallen auf. Man suchte so
viel aus ihnen herauszupressen als möglich, und die rückständigen
wurden oft mit grossem Lärm und Geschrei herbeigeschleppt,
um im Hofe gefesselt zu werden und der Sonne ausgesetzt
zu bleiben, mit Androhungen von Prügeln nebenher. Doch
schien es meistens nur auf Einschüchterung abgesehen.
Bei einem vom Könige den Pungyi. gegebenen Feste wurden
grosse Vorbereitungen in der Strasse vor dem Palast getroffen.
Man hatte aus Bämbu eine höhe Platform aufgeschlagen, mit
einem Dache bedeckt und mit Teppichen behängen, auf deren
breiten Treppenstufen die vornehmsten Beamten standen. Von
den vier Richtungen führten Gänge zwischen den an beiden Seiten
hinlaufenden Reihen der Opfergaben hindurch, als mannshohe
Reistöpfe von ungeheuren Dimensionen, ebenso hoch aufgestapelte
Thürme von Bananen und ändern Früchten, und Gefässe mit verschiedenen
Zuthaten für den Reis. Die Mönche, 2000 an der
Zahl, gingen in neuen Gewändern dazwischen hin und erhielten
so reichlich, dass viele Lastträger engagiren mussten, um die
Gaben nach den Klöstern zu bringen. Rauschende Musik spielte
an verschiedenen Plätzen und das Volk drängte sich von allen
Seiten herbei. Durch einen roth bemalten Wagen (Nat-pu-dzay),
der auf niedrigen Rädern steht, werden die Opfergaben des Königs
nach dem Nat-Tempel gebracht, ehe Jemand anders sie dort
niederlegen darf. Bei einem anderen Feste im Palaste ritten die
Prinzen in der Procession auf reichgeschmückten Elephanten.
Eine grosse Feierlichkeit wurde bei der Volljährigkeit seiner
Tochter durch den Eimschweming veranstaltet, in dessen Palast
für eine Woche.das Drama Rama’s aufgeführt wurde. Eine Feierlichkeit,
die gleichfalls grossen Zulauf herbeizog, wurde auf dem
Mandalay-Hügel abgehalten, als der König dort den Grundstein
einer Pagode*) legen liess, Nachmittags zog der König oft unter
Musik in seine Gärten, wo ihm die gebrauchten Goldgefässe mit
Erfrischungen vorgetragen wurden. Von einem hohen Bambu-
thurme dort konnte er Stadt und Umgebung überschauen.
*) Beim Stiften einer Pagode wird Wasser tropfenweis auf die Erde gegossen
und die Pungyi lesen die Formeln a b , um ausser Mandaundri alle Götter und
Menschen zur Zeugenschaft herbeizurufen. Dasselbe geschieht, um ein Geschenk
rechtskräftig zu übertragen, und im Mallalingarawuttu nimmt König Bimbasara
diese Ceremonie v o r , als er Gautama das Kloster Weluwun schenkt.
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