Gott Nachricht zu geben. Die zu sprechenden Gebete sind schon
auf Papierstreifen geschrieben, die gewöhnlich in der Vorhalle
des Tempels verkauft werden, und Aufstecken derselben überhebt
der Mühe des Hersagens. Einige tragen solche Streifen
während der ganzen Feierzeit in den Händen und erwerben so
viele Gebetsverdienste, wie sie dieselben umherbewegen, so dass
solche den Uebergang zu den compendiöseren Gebeträdern der
Lamaisten bilden. Bei besonderen Gelegenheiten nehmen die
Kirchengänger ihr Bett mit nach der Pagode, um dort die Nacht
zuzubringen, wie es auch in orientalischen Kathedralen geschieht.
Die Reste der dargebrachten Gaben werden am nächsten Morgen
von Laienbrüdern, die sich zur Pagode halten, ausgefegt, da das
Keinigen derselben ein verdienstliches Werk ist.
In den vier Festtagen der Mondveränderungen sieht man die
Frommen im Festtagsschmucke auf den Zayats sitzen und heilige
Bücher lesen. Hat sich eine grössere Gesellschaft zusammengefunden
, so wird ein Pungyi eingeladen, der dann unter ihnen
Platz nimmt, und das Gesicht unter dem agirenden Fächer verbergend,
um nicht durch den Anblick weiblicher Wesen gestört
zu werden, eine Predigt hält, oder die Religionsgebote commen-
tirt, am liebsten das Uber die Mildthätigkeit. Mitunter lies’t er
einen Abschnitt aus den Palitexten, besonders aus den Wuttu
(beim Beginne der Fastenzeit gewöhnlich den Vetsandara’s).
Solche, die zur Verschönerung einer Pagode beigetragen haben,
begeben sich nach dem zugehörigen Kloster, um den Tag bei
den Mönchen, oder im Zimmer des Abtes, zu verbringen. Der
Festtag des Vollmondes heisst Labieh, der achte Tag Schiiniet,
der Neumond Lagua und der achte Tag darauf Lagua Schiiniet.
Für ihre Unternehmungen des täglichen Lebens lassen sich
die Birmanen besonders durch die Entscheidungen derBedin-Zea
(die Doctoren der Vedas) leiten, die ihre magischen Bücher vor
sich aufgeschlagen, an belebten Strassenplätzen, besonders vor
den Thoren, sitzen und Anlage von Geldcapital, Freundschaft und
Feindschaft, Ehen und Scheidungen bestimmen. Sie sind meistens
Schan’s ihrer Nationalität nach.
Einen dieser Bedin-Zea liess ich zu mir rufen, und er kam,
einen grossen Pack Bücher und Zinntafeln schleppend. Die Zickzack
Bücher waren zum Theil beschrieben, zumTheil mit magischen
Figuren oder mit aller Arten .Gemälden bedeckt. Auf die
gestellte Frage antwortet der Zeichendeuter, indem er unter beständigem
Gemurmel rasch Ziffern und sonstige Charactere auf
die Tafel schreibt, sie wieder auslöscht und durch neue ersetzt,
als ob er in einer verwickelten Rechnung begriffen wäre, und
dann das Resultat mittheilt. Auf das Ansuchen eines der anwesenden
Armenier , der ihm das Datum des Tages und Monats
seiner Geburt mittheilte, verkündete er ihm, dass er eine Reise
unternehmen würde, dass seine Tochter einem bevorstehenden
Unglück entgehen, dass innerhalb zwölfMonaten ein vierfüssiges
und ein zweifüssiges Geschöpf aus seinem Hause hervortreten
würde, dass was er begonnen, durch Andere beendet werden, dass
seine Frau binnen sechs Tagen sich mit ihm zanken würde. Der
Armenier hatte früher eine Baumwollenpflanzung angelegt, die
in Verfall gerathen und jetzt von einem Ändern mit Erfolg auf-
genommen war, aber, er hatte weder Frau noch Tochter. „Thut
nichfs, sagte der Prophet, es sind Dienerinnen da, die die Stelle
von einer Frau oder Tochter vertreten. “ Ein jüngerer Freund
erkundigte sich nach einem ihm theuren Wesen, ob er nach
weiter Trennung wieder auf Vereinigung hoffen dürfe. Der Bedin-
Zea schüttelte Kauri- Muscheln und Körner in einem1 Becher
zusammen und wenn sie herausfielen, entschied er nach der
Läge, welches der in dem erotischen Buche enthaltenen Lieder
er zu wählen hatte, von denen jedes eine Antwort enthalten haben
würde. Er sprach stets in der declamatorischen Monotonie der
Linga und zog sich nach erhaltener Belohnung, trotz seiner faux
pas, ganz vergnügt und selbstgefällig zurück.
Unter den Namen, die ich aus seinen Büchern copirte, war
Oupadanah-piudah, der auf einer.Schlange reitend, unter der
Erde lebt, die Arbeiten der Ackerbauer zu schützen; Sadiwayadat,
auf einem Pferde jagend, zeigt Mangel an Erfolg an, der rasch
vom Winde verweht wird; Sacaabadah (ein Affe, auf einer
Ziege reitend), deutet auf leichtfertigen Sinn u. s. w. In einem
Bilde zerbrach eine Krähe mit ihrem Sohnabel einen Topf voll