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 Theil meines  früheren Weges  zurückgeführt  haben,  weshalb  ich  
 die  directe wählte. 
 Dr. Williams  hatte  mir  freundlich  sein Haus  angeboten  für  
 die  letzten Tage,  um  meine Vorbereitungen  zur Eeise  zu  vollenden, 
   die  sich  vom  Palast  aus  nicht  leicht  besorgen  liessen.  
 Neben  ihm  wohnte  Herr d’Aveyra,  ein  französischer Negotiant,  
 der von  dem Könige  einige Teakwaldungen  der Schanberge  gepachtet  
 hatte,  und  seit kurzem  von Rangun mit  den nöthigen Arbeitern  
 angekommen war.  Er  konnte  von verschiedenen Abenteuern  
 auf  seinen Reisen  unter den  Schan  erzählen  und war  bei  
 dem  einen kaum mit dem Leben davon gekommen.  Auch Dr. Williams, 
   der  sich  schon vielfach  mit  dem Project  des  Landweges  
 nach  China  beschäftigte,  hatte  verschiedene  Excursionen  zu  
 dem Paloung-  und  Schangebiete  unternommen,  die  seitdem bedeutender  
 ausgedehnt worden  sind.  Ein  anderer Franzose, Monsieur  
 Channing,  der  mir  meine  Waffen  für  die  Reise  wieder  
 in  brauchbaren  Stand  setzen  half,  hatte  eine Gewehrfabrik  für  
 den Eimschweming eingerichtet und sprach mit französischer Lebhaftigkeit  
 von  den Besuchen,  die  ihm  dieser hohe Herr mitunter  
 abstatte.  Den König  nannte  er nur  l’Empereur.  Ein paar Seidenweber  
 waren  für  den  König  aus  Italien  verschrieben  durch  
 die katholische Mission,  deren Italiener jetzt mehr und mehr durch  
 Franzosen  ersetzt  werden.  Durch  die  Armenier,-  die  Wachs-  
 Einkäufe  gemacht hatten,  hörte  ich,  dass  der Vortrab  der  chinesischen  
 Caravane *)  in Madeyuwai  angekommen  war;  der  Rest  
 wurde  damals  erwartet,  ist aber  auch  in dem  Jahre,  wie  schon  
 in  dem vorigen,  ausgeblieben. 
 Ich machte jetzt mit Moung  Sch weh  tägliche Explorationen,  
 um ein tüchtiges Paar Ochsen,  nebst zugehörigem Wagen für meine  
 Landreise  nachTongu  aufzutreiben,  und kam  nach  längerem Pro- 
 *)  Die  chinesische  Caravane bringt  besonders  Seide,  Sammt,  Auripigment,  
 Honig,  Papier,  Goldschaum,  Goldblätter,  Eisenpfannen,  Confituren,  getrocknete  
 Früchte,  Aepfel u. s. w.,  um Baumwolle, Elfenbein, Edelsteine, Betelnüsse,  Opium  
 aus  Bengalen,  englische Manufacturen,  die  aus  Tavoy  eingeführte  biche  de mer,  
 sowie Vogelnester,  Haifinnen  u.  s,  w.  zurückzunehmen. 
 biren  zum Ziel.  Nach  dem  birmanischen Deitton müssen  Ochsen  
 und Wagen am  Sonnabend*)  gekauft werden,  um  Gluck auf der  
 Reise zu geben.  Als Begleitung hatte einer der armenischen Pächter  
 der Teakwaldungen,  Herr Mackertich,  der  sich  gerade  wegen  
 eines Processes  in Mandalay befand,  einige  seiner  Leute  angeboten, 
   die  die  Wege  gut  kannten  und  zurückzugehen  hatten.  
 Mit diesen  und  den Karrentreibern würden  die  drei Diener,  die  
 ich  bei  mir  hatte,  genügend  gewesen  sein.  Ausser  Moung  
 Schweh  war  der  Eine  der  Khyendwen - Leute  bei  mir  geblieben  
 ,  der  Bessere  der  Beiden  aber  wegen  eines  Todesfalles  in  
 seiner  Familie  nach  seinem  Dorfe  zurückgekehrt.  An  seine  
 Stelle  als  Koch  war  der Andere  getreten,  und  dann  hatte  ich  
 noch  einen  Freund  desselben  engagirt,  einen  Mäkleragent,  
 oder  mehr  eine  Art  Loafer  (im  amerikanischen  Sinne),  der  
 schon  alles  Mögliche  gewesen  war,  und  der,  wie  ich  hoffte,  
 durch  seine Gewandtheit  im  Schreiben  und Lesen  nützlich werden  
 könnte.  Aber  Moung  Schweh’s  Unbedachtsamkeit  machte  
 einen  zweiten  Strich  durch  die  Rechnung.  Ich  hatte  ihm  die  
 ungenügende  Entschädigungssumme  möglichst  zu  completiren  
 gesucht,  und  sein  leichter Holzkasten mit birmanischem Schloss  
 prangte bald wieder mit bunten Putzo’s und Hess auch Silber baaren  
 Geldes  durchschimmern.  Die Verführung war  zu  stark.  Eines  
 schönen Tages  stand Moung Schweh  aufs Neue vor  leeren Kasten,  
 der Eine  der Khyen-Birmanen war verschwunden,  und  den Ändern  
 musste  ich  des Verdachtes wegen  einstecken  lassen.  Das  
 war der Vorabend meiner Abreise,  die  auf den nächsten Morgen  
 festgesetzt war.  Mit dem Morgen kamen die Wagen,  die Ochsen,  
 die Treiber und die  sonstigen Begleiter,  aber woher  nun Diener  
 nehmen ?  Im  letzten Augenblicke brachte  mir  ein  im Hause bekannter  
 Schreiber  ein mauvais  sujet  seiner Familie,  einen Thu-  
 nichtgut,  dem  es  noch  nirgends behagt  hatte.  Er war  ein  un*) 
   Solche,  die  ihre Studien  an  einem Donnerstag beginnen,  werden  gründlich  
 lernen,  die  am Freitag  oder  Sonntag  einen  Anfang machen,  in Mittelmässigkeit  
 verbleiben ,  die  aber  am Dienstag  oder  Sonnabend beginnen,  werden  rasch  sterben, 
   heisst  es in  dem  von  Fowle  übersetzten Niti-kyam.