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 (fünf Töpfe)  Töpfe,  fünf Kundungen.  Mitunter wird dasselbe Wort  
 wiederholt, wie Myoh-kyauk-myoh,  sechs Städte.  Des Wohlklangs  
 wegen,  ohne  weiter  den Sinn  zu beeinflussen,  können  eine Auswahl  
 von Partikeln  dem  Satz  eingeschoben  oder angehängt werden, 
   und in  dem  richtigen Gebrauch  derselben  zeigt sich  die  rhetorische  
 Kunst.  An  der  Menge  fast  gleichlautender Sylben,  in  
 denen nur geringe Unterschiede  der Aussprache  die Veränderung  
 des  Sinns  anzeigen,  wird das Birmanische von dem Siamesischen  
 übertroffen,  doch  fehlt  es  auch  dem  ersteren  nicht  daran.  Le  
 meint  Luft  oder  Wind,  unbeständig  oder  umhergeworfen,  und  
 dient zuweilen  auch nur  als  bedeutungslose Partikel.  Le’  meint  
 1.  einen  Bogen,  2.  schwer,  3.  vier,  4.  achtungsvoll.  ’Le  meint  
 1.  gewohntsein,  2.  spreuartig.  Lae meint  1. verändern,  2.  leer,  
 3.  fallen,  4.  einen  Baum  und  dient  5.  als  Fragewort.  Lä  (ly)  
 meint  ein  Feld,  Hlä (hly) meint ausleeren,  Hie  meint  ein Boot,  
 ’Hie meint sichten, Hie’ meint klein,’Hlae meint rund, Hlae’ meint  
 einen  Karren.  Philologisch  sehr  interessant,  aber  praktisch  
 ebenso  unangenehm,  ist das  im Birmanischen  und Siamesischen  
 häufig wiederkehrende Beispiel,  dass Dinge, die in einem gewissen  
 Gegensätze  zu  einander  stehen,  durch  eine  nur  ganz  unmerkliche  
 Tonveränderung unterschieden werden.  Den Eingeborenen  
 genügt diese vollkommen,  und  es ist ihnen bequemer,  die beiden  
 Worte  als SeitenstUcke  nebeneinander zu stellen,  statt  sie  als Gegensätze  
 von  einander  zu  entfernen.  Dem  Fremden  natürlich  
 würde  es  lieber  sein,  dass  sie  scharf als  solche markirt  würden,  
 um Missverständnisse  zu vermeiden.  Bei Reisen  in  den  hinterindischen  
 Ländern, wo je nach  der Jahreszeit Wasser-  oder Landtransport  
 gewählt werden muss  und  auf vielen Wegen immer  die  
 Auswahl  zwischen beiden  offen  steht,  kommt es hundert Mal  vor,  
 dass  die Frage  erörtert wird,  ob  man  mit  einem Boot  (hie)  oder  
 mit  einem Karren  (hlae’) fahren  solle,  und im raschen Gespräch  
 kann leicht eine verkehrte Bestellung gegeben werden.  Eine Aushülfe  
 bietet  sich  indess  hier  oder sonst  in der Reduplication  des  
 Wortes oder Anhängung von Synonymen. 
 Die  Aequinoctialstürme,  die  aus  grauen Wolken  am  öden 
 Strande hinstrichen,  die Felshlöcke mit  dem weissschäumenden  
 Meere umbrausend,  gaben  uns  für  einige Tage Stubenarrest,  und  
 um das Bad nicht zu verlieren,  liess ich meinen Diener mit  einem  
 wasserdichten Karen-Korbe  folgen,  in  den beim Auskleiden  rasch  
 die Kleider  hineingeworfen  wurden,  bis  icb  sie,  nach  dem Benutzen  
 von  einem  paar Wellenbrüchen,  unter Schirmen  wieder  
 anlegte.  Doch musste beim Nachhausekommen noch  einmal  gewechselt  
 werden.  In Pegu  giebt  es  eigentlich  nur  zwei Jahreszeiten, 
   die  nasse und  trockene, wogegen man  in Ava drei  unterscheidet, 
   die kalte,  heisse und regnerische. 
 DerBazaar Amherst’s ist verhältnissmässig lebhaft und wohl  
 versorgt.  Europäer  lebten  keine  in  dem  Ort  ausser  Capitain  
 Peach,  ein  alter Lootse,  der meistens  abwesend war,  um damals  
 die Schiffstonnen  im Hafen neu  zu  legen.  Gelegentlich besuchte  
 ich  das Kloster  des Wuttuh-Kyaung,  wo  Talein- Pungyi  lebten.  
 Die Umgegend ist meist Gehölz  und Wald,  doch werden  die  dort  
 im Gefängniss placirten Convicts  zum Strassenbau verwandt. 
 Nach einigenWochen kehrte ich mit demPostschiff zurück. Wir  
 fuhren  in Ermangelung von Wind,  den Fluss mitderFluth hinauf,  
 aber grade bei Sonnenuntergang fing uns  an dieser zu fehlen,  obwohl  
 wir  schon  im Angesichte Molmein’s waren.  Um  nicht die  
 Nacht auf dem unbequemen Schiffe  zu bleiben, wünschte ich  an’s  
 Land gesetzt  zu werden,  und überredete  zuletzt den  eingebornen  
 Capitain,  trotz vielfacher Einwendungen  und Gegenvorstellungen,  
 sein  Boot dafür  abzusenden,  obwohl  er  es nur  bis  zur nächsten  
 Uferstelle  geben könne  und  die Entfernung  von  dort  noch weit  
 sei.  Der  reissende  Strom  verzögerte  selbst diese  kurze Ueber-  
 fahrt bis zur Nacht,  und  sah  ich mich mit meinem Diener an  einer  
 morastigen Stelle  ausgesetzt, wo  schlüpfrige Planken  den Anfang  
 eines  Pfades  bilden  sollten,  der  später  zu  einem  Wege  führen  
 würde.  Zugleich  fing  es  an zu regnen,  und  erreichten  wir  erst  
 nach mehreren Stunden  ein Dorf,  von wo  ich nach  der Stadt für  
 einen Wagen  schickte  und  mitten in der Nacht bei Herrn Brooks  
 ankam. 
 Während meines  ersten Aufenthaltes wurde in Molmein  unter  
 Feuerwerken  und Schauspielen  das Fest des Honigs  gefeiert,