dem Boot in die Fenster blickte. Erst in dieser Ueberschwem-
mungszeit gewinnen die Dörfer der. Birmanen ode.r Talein ein
substantielles Ansehen und finden sich wirklich in ihreni Elemente,
das das in den trockenen Monaten mit seinen nackten
Pfählen, hölzern und kahl dastehende Fachgerüst hinter die
Coulissen schiebt. Die, vor Ueberschwemmungen gesicherten
Bergvölker bauen ihre Häuser auf flacher Erde, oder, wenn Schutz
gegen Tiger nöthig wird, hängen sie zwischen'die Zweige der
Bäume, wie die Puleahs in ihren Wäldern Nester bauen.
Balbi affirmeth, that they build their houses in Silon (Siam) very
high and every house hath a boat belonging thereto, for a passage
and transportation of the family in that their winter time or annually
deluge. And some poore persons have'slight houses of
reed or timber, set upon planks tied together, which they can remove
whither they please (s. Purchas). In- San Francisco sah
ich Häuser auf Wagen umlierfahren. Pfahldörfer sind überall
ein culturhistorisches Naturprodukt, so lange die Kunstfertigkeit
in Wasserbauten noch nicht hinlänglich fortgeschritten is t; um
den niedrigen Sumpfboden in jeder Jahreszeit trocken zu halten.
Gegen Abend landeten wir an dem Zayät des Dorfes Young-
kani, der mit Wänden und Thür versehen war. -Er stand halb
im Wasser, halb im Morast, und das Hinschaffen des Gepäcks
auf diesem Boden, wo man weder stehen noch schwimmen konnte,
war nicht leicht. In dem kleinen Kloster daneben fand ich einen
hochbejahrten Pungyi, zu dem bald darauf sein nicht viel
jüngerer College herbeigetrippelt kam. Die beiden Greise
wurden im Verlauf des Gesprächs so vertraulich und fassten so
wohlwollende Zuneigung,- dass sie alle ihre Ueberredungskünste
anwandten, mich für ihre Religion zu retten, und die herrlichen
Freuden der Nathimmel, die dann in Aussicht stünden, nicht
lieblich genug zu rühmen vermochten. Meine Erwiederung, dass,
wenn dort Ngapie und andere Delicatessen Birma’s aufgetischt
würden, ein Kala sich darob schwerlich ergötzen würde,
machte keinen Eindruck, und selbst die Bemerkung, dass
bei der Verschiedenheit der Volkscharaktere die Verschiedenheit
der Religionen vielleicht beabsichtigt gewesen, wollten diese
Zeloten, ganz gegen die sonstige Toleranz der Buddhisten, die
Bergmann auch unter den Kalmüken fand, nicht gelten lassen.
Alle auf dem Erdenrunde beteten zuGautama und bezeigten dem
birmanischen Pungyi ihre Verehrung, nur die Chinesen (Tayop)
allein ausgenommen: so stand es in ihrem Katechismus. Neben
diesen zweiPungyi wohnten im Kloster noch sieben Moung Schin und
sechs Kyaungtha. Das Dorf enthält etwa 30 Häuser und die Bauern
leben vom Reisbau, ihre Producte in Molmein oder Rangun verkaufend.
Die Felder*) werden jetzt, wo sie mit Wasser bedeckt
sind, bepflanzt, indem jedes Korn für sich mit den Fingern einzupressen
ist, wenn das Vieh fehlt, um sie einzutreten. Die Ernte
fällt in den Natdan-Monat (December). Im Nayoon-Monat wird
gepflügt. Das Dorf wurde nicht durch einen König gegründet,
sondern bildete sich von selbst, als die Bewohner sich dort all-
mählig zusammenfanden. Die Dörfer längs des Baches verfertigen
Salz, indem sie die Erde aufpflügen und auf eine hohe
Tafel werfen, wo sie mit Wasser ausgewaschen wird. Diese Lösung
wird dann gekocht, und wenn hineingeworfener Reis aufschwillt,
so ist das Salz gut, wenn er niedersinkt, so ist es nutzlos.
Das Salz wird später in Tongu verkauft.
Als ich den alten Mönch nach Talein-Büchern fragte, erwiederte
er, keine zu haben. Vor der Zeit Alompra’s gab es Talein-Pungyi’s
undTalein-Bücher, jetzt aber ist Alles durch denbirmanischenünter-
richt absorbirt. Als Alompra auf seinem Feldzuge gegen Yuthia gestorben
war, verfertigten die Soldaten ein Bild von ihm, das sie nach
derHeimathzurückbrachten. DiePagodeTeikthelainThatungwird
jährlich von vielen Pilgern besucht. Unter den im Kloster aufgestellten
Figuren war die des Gautama vom Naga beschützt, und
die des Sabupadih - min im Königsornat. Ein die Mönche be*)
In Tonquin beschreibt Bissachère das Besäen der der Ueberschwemmung
ausgesetzten Felder: Un homme avec deux morceaux dé bois pointus fait des trous
de quatre à cinq pouces de profondeur à un pied et demi de distance les uns des
autres, une femme qui le suit jette dans ces trous quatre ou cinq de riz sans se
donner la peine de les recouvrir, les eaux refoulés par le flux étendent la terre
sur ces riz et comblent lés trous au bout de cinq ou six jours. In Siam wird der
Reis später verpflanzt.
Bastian, Ostasien. II . ^ g