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 Ort trug das Gepräge  des Wohlstandes.  Vor den Häusern waren  
 in  Vierecken  kleine  Gärten  eingezäunt,  um  die  für  den  Curry  
 (das  heisse  Bagout  Indiens)  nöthigen  Gemüse  und  Blumen  zu  
 ziehen,  besonders  die  gelben Blumen,  mit denen  die Birmanen  
 gerne  ihre  durchbohrten  Ohren  schmücken.  Die  Mönche  des  
 Klosters,  das am Anfang der das Dorf umgebenden Bananengärten  
 lag ,  waren  dick und fett,  und  schauten mir wohlwollend,  aber  
 etwas  verwundert  nach,  als  ich  mir  die  Mühe  machte,  die  
 steilen Treppen  eines Holzgerüstes  zu  ersteigen, -das  dort wie  ein  
 hoher Wartthurm  das  Land  überschaut.  Oben  fand  ich  kleine  
 Pagoden, Buddhabilder und sonstige Opfergaben. Andere Miniatur-  
 Pagoden  hatte  ich  im  Dorfe  neben  dem Hause  des Myok  (Dorfältesten) 
   gesehen,  wohin  sie  zum Besten  eines im Hause krank  
 Darniederliegenden  gestellt waren. 
 Am  nächsten Morgen  fuhren  wir  in  den  Irawaddi  ein  und  
 sahen  dort den majestätischen  Strom  in  der ganzen Breite  seiner  
 Wasser  vor  uns,  ehe  er  dieselben  in die Mündungen  des Delta  
 zertheilt.  Unsere  Schiffer  profitirten  sogleich  von  den  höheren  
 Uferbänken,  um das Boot,  das  sie bisher, wenn  der Wind fehlte,  
 durch Stangen hatten vorwärtsstossen müssen,  an Stricken  entlang  
 zu  ziehen.  Die Ausdauer  der Indier  im Bootschleppen hatte  ich  
 ■schon  in  früheren Jahren  auf dem Ganges  zu bewundern Gelegenheit  
 gehabt,  wo  selbst die  schwächlichen Bengalen vom Morgen  
 bis Abend,  fast ohne Unterbrechung,  in  gleichmässigem Schritte  
 fortgehen,  und  die Birmanen  standen  ihnen  darin wenig  nach.  
 Während wir, nebst anderen Leidensgenossen,  im Schneckengange  
 längs des Landes hinkrochen,  sahen wir die  flussabwärts  ziehenden  
 Schiffe,  die  sich  in  der  Mitte  des  Stromes  hielten,  mit  
 reissender Schnelligkeit an uns vorbeischiessen.  Die rege  Schifffahrt, 
   die  den  Fluss,  im  Vergleich  mit  den  nur  noch  schwach  
 bevölkerten Ufern belebte,  zeugte von  dem  anregenden Einfluss,  
 den  der wachsende Handel Banguns  auf  sein Hinterland  auszuüben  
 begann.  Zayat’s waren neben verschiedenen Anlegeplätzen  
 erbaut,  und in denselben  sassen Karen, Bananen, Arecanüsse, oder  
 Cigarren  den Vorüberfahrenden zu verkaufen. 
 Für  das  Nachtquartier  wurde  in  der  Nähe  der  Städte  
 !  Donnabew  und  Yeikatapaya  angelegt.  Vor  dem  Abendessen  
 I  machte ich  einen Spaziergang nach  einer Pagoden -Buine,  die  im  
 Felde  stand,  und  trat auf  dem Wege  in  das Haus  eines Birmanen, 
   wo  ich im Vorübergehen mit bunten Farben bemalte Bilder  
 aufgehangen gesehen hatte,  die Scenen  aus Buddha’s Leben  darstellten. 
   Der  Besitzer  schien  ein  besonders  frommer  Mann  zu  
 sein,  denn  er hatte  auf der ändern Seite  des Weges  aus Bambusstäben  
 eine kleine Scheuer errichtet und darin eine Beihe Miniaturbilder  
 Buddha’s  aufgestellt.  Ein  halb  Dutzend  junge  Hunde  
 spielten dort umher,  und  als ich  einen  derselben  an mich  lockte,  
 bot mir der Eigenthüiner denselben  an  und  zwang  ihn  förmlich  
 auf,  ohne  Bezahlung  dafür  annehmen  zu wollen,  weil  er,  wie  
 mein Dolmetscher  bemerkte,  sich lieber später im Himmel  aus-  
 zahlen lassen wollte.  Um ihm  sein  gutes Geschäft  nicht zu ver-  
 I  derben,  liess  ich  den  jungen Köter  von  meinem Burschen  mit-  
 I  nehmen  und  nachdem  er zwei  Stunden  in  heisses  Seifenwasser  
 I  eingeweicht  war,  ins Boot setzen.  Dass  er  so  durch  seine ver-  
 I  dienstvolle Handlung den Tod von Hunderten  unschuldiger Flöhe  
 I  verschulden würde,  hatte der  habsüchtige Buddhist wohl vorher  
 I  nicht recht überlegt. 
 Als wir am nächsten Morgen  einen Halt machten,  damit die  
 I  Bootsleute ihren Beis kochen konnten,  rieth mir der Capitain,  ein  
 I  nicht weit vom Flusse  abgelegenes Dorf,  Saga-gyi  genannt,  zu  
 I  besuchen,  das  nach  seiner Beschreibung  ein wahres Muster ge-  
 I  zierterBeinlichkeit  sein musste.  Da sonst Beinlichkeit B  das Letzte j ■  ist,  was  man  m  birmanischen Dörfern  sucht,  so wollte  ich mir  
 I  die  Bekanntschaft  dieses  holländischen  Broek  nicht  entgehen  
 I  lassen.  Die  ganze  Aehnlichkeit  fand  sich  indess  darauf  be-  
 I  schränkt,  dass  ein  gepflasterter Weg hindurchlief, wahrscheinlich  
 I   gerade  deshalb  gebaut,  weil  sonst durch  den Schmutz nicht hin-  
 I  durchzukommen  gewesen  wäre.  An  dem  Wege  nach  einem  
 I  nahegelegenen  Kloster  standen  unter  einem  Banyanenbaum  
 I  Nathäuser oder Teufelstempel,  die  aus  einem Bambusgerüste be-  
 I  stehen,  in  dem  ein  kleiner Käfig,  gleichfalls  aus Bambus,  mit  
 I  den Opfergaben von Beis, Betel,  Früchten  u,  s, w.  aufgehängt ist.