daun darf ausser ihm nur von Gliedern seiner Familie getragen
werden. Auf der offenen Ebene in der Nähe einer der
neuen Pagoden war eine weite Fläche durch aufgesteckte Pfähle
gekennzeichnet, und mein Begleiter sagte mir, das sei der Platz,
Wo der König beim Besuche der Pagode zu sitzen pflege, weshalb
Niemand dort hindurchgehen dürfe, ohne die Schuhe oder Sandalen
auszuziehen. Solche Höflichkeit kennen die Birmanen,
sonst aber könnten sie noch lernen. Denn als ich eine Schaar^
junger Klosternovizen,. die mit niedergeschlagenen Augen im
Gänsemarsch hintereinander hertrottirten, vorbei passiren lassen
wollte, warf der Erste beim Ausweichen einen schüchternen
Seitenblick, der nach den Begeln seines Ordens durchaus nicht
gestattet war, und als dieser Unglückliche einen in Europa ganz
annehmbaren Bart sammt einem Korkhut, der in Rangun für elegant
gegolten hätte, vor sich auf die Strasse gepflanzt sah, prallteer drei
Schritte auf seine Hintermänner zurück und hauchte halb ohnmächtig,
welch ein Scheusal! Wahrscheinlich hielt er mich für einen
Belu*). Es kostete manche Trostzusprüche seitens seiner Gefährten,
bis erMuth fasste vorwärts zu gehen. Unterwegs begegneten uns
Männer, die grosse Käfige mit Sperlingen auf dem Rücken nach der
Stadt schleppten, um diese von ihnen auf den Feldern gefangenen
Vögel auf dem Markte an Solche zu verkaufen, die durch Freilassung
derselben sich Verdienst zu erwerben wünschen.
Beim Abendessen erzählte mir mein Wirth von dem verschiedenen
Wechsel der Residenzen und manche Hofanekdoten.
Der heilige Name, den der König für Mandalay ausgewählt hat,
soll Yatanabhumi sein, wie man munkelt. Mandalay mag bedeuten:
das durch die Mantras der Gottheit geweihte Feld. Da Herr Ter
Minas noch sein früheres Haus in Amarapura hatte, von einem
Einhüter bewohnt, bis es von selbst zusammenfallen würde, so
ritt ich ändern .Tages dorthin, da mein erster Besuch dieser Stadt
*) Der Missionär Malcolm beschreibt den Schrecken und die Bestürzung,
die seine Erscheinung nicht nur unter Kindern und Frauen hervorrief. Even the
dogs set upan unusual barking, but thefiercest of them run,if Istopfora moment.
I have sometimes put to partial flight a herd of buffaloes, to whom my white face
and my white dress are as terrific as to dogs.
nur ein flüchtiger gewesen. Die Landstrasse zwischen Mandalay
und Amarapura ist sehr belebt, und wird, wenn sie sich der letztem
Stadt nähert, von dicken schattigen Bäumen besetzt. Eine Menge
Buden und Verkaufsläden sind an beiden Seiten aufgeschlagen,
um die Vorbeiziehenden zu erquicken. Das Halbweghaus bildet
die Pagode Payagyi, ein viel besuchter Wallfahrtsort, besonders
für Pilger aus den Schaniändern. Einige von dort gekommene
Frauen, die ich sah, trugen dicke Röcke, und zum Theil Hosen,
andere hatten die Beine mit Zeuglappen umwickelt. Um den
Klosterteich waren unter Schirmen die Figuren eines Ochsen,
Büffels und Krebses gestellt. In dem nahen Königskloster
(Kyaung-dau) Patokhapayakyaung (das heilige Kloster der Originaltexte
oder Patau) waren die Kapellen mit zierlich bemalten
Porzellanfeldern ausgelegt. In dem Nathause lag vor zwei Figuren,
deren Köpfe nach verschiedenen Seiten lehnten* (Thama-
dewa-Nat genannt), ein konischer Stein, den die Verehrer aufzuheben
suchten. Nach der Inschrift von Ramrih hatte der birmanische
König die grosse Statue Aracän’s durch denZauber seiner Heiligkeit
herbeigezogen, aber die historischen Bücher sprechen leider von
roher Waffengewalt.
In Amarapura besuchte ich die Pagode Mahasetjathia, vor
deren ein grosses Bronzebild enthaltendem Götzenhause zwei
Holzfiguren, Thangaiyauk genannt, standen. In einem alten
Buche wurde eine Tradition gefunden, dass Mahasetja (Maha-
Sakhja-min), der Grosse und Mächtige, von Süden herbeikommen
würde, um Amarapura zu erobern. Deshalb wurde an dem Platze,
der zur Errichtung seines Thrones hestimmt war, ein Palast aufgebaut,
und nach dem Niederbrennen desselben die Figur hingesetzt.
Ein Birmane erzählte mir einst geheimnissvoll, dass er
gesehen habe, wie die Engländer hinter der grossen Pagode in
Rangun ein Modell der Stadt Mandalay, ganz genau mit allen
Einzelheiten aufgebaut und sie dann durch ihre Soldaten dies
Pseudo-Mandalay erstürmt hätten, um bei dem nächsten Siege,
der Eroberung des wirklichen sicher zu sein. Der erwähnte
Platz ist derjenige, wo bei regelmässigen Truppenmanövern gewöhnlich
die Evolutionen ausgeführt werden, die dann dem Volke