Beamten, lassen ihre Schirmträger vor dem äus'sern Thor. Ehe
Zeugen herbeikamen, hatten wir von den Schirmen ein zusammengewickeltes
Paket gemacht, mit Tuch bedeckt, so dass Niemand
sehen konnte, was darin war, und trugen sie zurück in eine für sie
ungefährlichere Atmosphäre. Am inneren Thore mussten die Karren
halten und standen Soldaten bereit, um mein Gepäck nach dem
Hause zu tragen. Als ich ankam, trieb sich dort einer der jungen
Prinzen mit seinen als Spielgefährten dienenden Vasallenkindern
umher, und da der Diener, um das Abendessen zu kochen, nicht
wusste, wo er Wasser holen sollte, lief der ganze Trupp Knaben
mit ihm, um ihm einen Brunnen zu zeigen. Doch hatten sie sich
in ihrem Diensteifer versehen. Denn als der Koch, ein Tamule
aus Madras, für neue Füllung zurückkehrte, wurde ihm zu wissen
gethan, dass solcher Brunnen das Wasser liefere, um des Königs
Fttsse zu waschen, und dass ein schwarzer Kala daraus nicht Wasser
ziehen dürfe. Die Birmanen nennen jeden Fremden überhaupt
Kala oder Barbar, und bezeichnen die Mohamedaner meistens als
Schwarze im Gegensatz zu den Weissen oder Europäern, die sie
für die Herren der Ändern halten. Fremde, die neu in’s Land kommen,
heissen wilde Barbaren, und solche, die durch längern Umgang
mit den gesittetenBirmanenHoffnungszeichen einiger Verfeinerung
durchblicken lassen, werden des Titels gezähmte Barbaren gewürdigt.
Seit der mehrfachen Bekanntschaft mit Engländern istindess
der Ausdruck Angkrit für gebildete Europäer in Aufnahme gelangt,
und ist durch wiederholte Besuche französischer Missionäre,
Offiziere und Kaufleute auch schon der Name Franzes zugefügt.
Die Portugiesen dagegen, die sich überall in Indien mehr mit
den Eingeborenen gemischt haben, werden weniger streng von
diesen geschieden. Mit zunehmendem Einblick in die Verhältnisse
anderer Länder werden sich natürlich diese Begiiffe mehi
und mehr aufklären.
Bald nach meiner Ankunft im Hause erschienen mehrere
von den Hausbedienten des Prinzen, von denen sich besonders
Einer durch seine manierirten Geberden und gewählten
Phrasen als gewandter Hofmann zu erkennen gab. Er war nach
birmanischer Art ein äusserst eleganter, feiner Dandy und jedenfalls
ein grösser, schöner Mann von prächtigem Ebenmass des
Körpers. Sein Name war Moung-gyi, und er war geschickt, um
nach allem Nöthigen zu sehen. Für das Wasser wurde die Einrichtung
getroffen, da die für allgemeinen Gebrauch geöffneten
Brunnen für meinen Diener zu weit waren, dass täglich einige
grosse Thonkrüge zweimal durch Soldaten gefüllt wurden, und
andere -waren für das Holzhacken bestimmt, Haus und Umgebung
rein zu halten und sonstige Dienste zu thun.
Der Prinz, stattete mir einen Besuch ab, wozu er auf den
Schultern eines • stämmigen Kerls herbeigetragen wurde, und
sobald er ins Zimmer trat, fielen alle Anderen darin platt auf den
Bauch. Das War besonders hinderlich für meinen Diener, der dann
den Theetopf sammt Tassen auf der Erde vor sich herstossen musste
und wenn er damit glücklich an dem hohen Tische, an dem wir
’auf Stühlen sassen,' angelangt war, noch immer nicht wusste,
wie er hinaufreichen sollte, wenn ich es ihm nicht abgenommen
haben würde. Als sich später diese Besuche" des Prinzen häufiger
wiederholten, hielt ich bei meinen Leuten nicht streng darauf, ob
sie die Etikette genau beobachteten , und der Prinz selbst war
vernünftig genug, unter Ausnahmen eine Ausnahme zu statuiren.
Als er durch die Zimmer umherging und an das Bett im Schlaf-
gemach kam, fragte er nach der Kopfseite und fand zu seinem
Entsetzen, dass bei der von mir im Bette angenommenen Lage
die Füsse gerade nach demjenigen Th eil des Palastes gerichtet
sein würden, wo der Goldfüssige selber schläft. Im ganzen Palast
muss aber Jeder so im Bette liegen, dass die Füsse vom Palast
weggewendet sind, was ad notam zu nehmen war.
Der Prinz Uberliess mich beim Weggehen Moung-gyi, durch
den ich Uber Alles Auskunft erhalten könnte, und der in der That
über eine Menge Dinge besser als andere Birmanen unterrichtet war,
und gewöhnlich für ihm vertraute Fragen schon einen Spruchtext
zur Antwort bereit hatte. Er nannte mir eine Menge Palibezeichnungen
für die doppelte Namen führenden Städte und meinte, dass
die Palibücher von Tiho durch Johandas schon früher gebracht
seien, ehe noch Schinbodegosa das Anet zugefügt habe. Den
Namen Myamma wollte er nicht als viel, sondern als schnell er