sitzen gegeben, als dass die Füsse von dem Könige weggewandt sein
müssten, wie dieses die übliche Stellung*) in Gegenwart jedes
birmanischen Vornehmen ist, und auch von diesen unter sich
gegenseitig beobachtet wird. Die Priester verbergen die untergeschlagenen
Füsse unter das lange Gewand. Hinsichtlich der
Begrüssung des Königs war dasUebereinkommen getroffen, dass
ich hei seinem Eintreten eine Kopfverbeugung mache, und als ich
zu nichts weiterem bereit gewesen und Uber das gewünschte
Zusammenlegen der Hände einige Schwierigkeiten erhob, hatte
man sich nach einigen Einwendungen zufrieden gegeben, ohne
besonders dringend auf Einzelnheiten zu bestehen, wie es mit
dem ganzen Ceremoniell überhaupt viel weniger genau genommen
wurde, als ich nach den von Ändern aus ihren Erfahrungen gemachten
Beschreibungen erwartet hatte.
Der König, neben dem einige seiner jUngern Kinder herumkletterten,
fixirte mich eine Zeitlang, stellte verschiedene Fragen
und wünschte dann meinen Beisezweck in Birma zu wissen. Er
wollte, dass ich direct ohne Dolmetscher ihn anreden sollte, aber
hei dem schlechten Birmanisch, das ich damals noch sprach und das
hei meinem kurzen Aufenthalt auch njchtviel besser geworden ist,
wollte ich sein an elegante Phrasen gewöhntes Ohr nicht zerreis-
sen, zumal mir die eigentliche Hofsprache noch ganz fremd war.
Ich fuhr deshalb fort mich meines Begleiters als Organ zu bedienen
und liess durch ihn Sr. Majestät zur Antwort mittheilen, dass
wir in Europa uns bestrebten fremde Länder und Völker kennen
zu lernen, und dass uns besonders die verschiedenen Religionen derselben
interessirten. Wir hätten bereits eine ziemlich vollständige
Kenntnissder meisten derselben, aber gerade von dem so weit verbreiteten
Buddhismus fehle es den Gelehrten noch immer an genügenden
Untersuchungen, und um einen Beitrag zurAbhülfe dieses
*) Le mot paryagka exprime la position d’un homme, qui ramène ves jambes
sous Son corps en les croissant et s’assied ainsi en tenant droit le haut du corps
(Bournouf). Von Mhosan Fani wird der Padma-asan (Lotussitz) der indischen
J o g i, als mit dem Farnishin ^glänzender Sitz) der Sipasier gleichartig beschrieben.
Mangels zu liefern, habe es mir am passendsten erschienen, diese
Lehre in Birma zu studiren, als demjenigen Lande, wo sie sich
am reinsten erhalten hätte. Dem König klang diese Rede gar
lieblich, trotz der Bruchstücke, in die sie durch meinen Dolmetscher
zerfetzt war, denn er ist selbst ein bigotter Zelot seiner
Religion und gilt für den tiefsten Kenner der heiligen Pali-Texte
im ganzen Lande. Sein Lehrer war der Pungyi Usandinah im
Kloster Mengalasanteik. Er sagte, dass es ein verdienstvolles
Werk sein würde, die Schönheiten des Buddhismus klarer an’s
Licht zu fördern, denn dieselben wären von den Fi emden nie
recht geschätzt und gewürdigt; dann fragte er, wie lange ich im
Lande zu bleiben gedenke. Ich sagte, darüber gerade keinen
festen Plan gemacht zu haben, und da ich ihn in so guter Stimmung
sah, dachte ich einen glücklichen Coup zu machen, und
fügte hinzu, dass es für meine buddhistischen Studien besonders
förderlich sein würde, auch Tagoung, wo 'alte Buddhabilder
gefunden, und die nördlichen Provinzen des Reiches zu besuchen,
und weil ieh alle diese später zu bereisen dächte, sich schon deshalb
meine Zeit nicht genau bestimmen lasse. Das war aber,
fehlgeschossen, die liebenswürdige Laune war verschwunden,
und der König entgegnete etwas mürrisch, dass das ein Gerede
mit zwei Zung,en sei. Wenn man studiren wolle, könne man
nicht reisen. Erst habe ich vom Erlernen der heiligen Bücher
gesprochen und jetzt wolle ich mich im Lande herumtreiben. Ich
wagte auf die altersgraue Vorzeit des hochberühmten Tagoung,
des Stammsitzes des birmanischen Königsgeschlechts, anzuspielen,
und seine Anziehungskraft für einen Forscher; aber der König er-
wiederte: Ach wasTagöungi! Freilich,war es einst ein alter
Königssitz, aber was ist es jet.zt? Ein Trümmerhaufen in einer
Wilderniss, dort ist nichts zu sehen. Gar nichts. Es folgte ein
Schweigen, da ich nicht mehr viel zu sagen wusste, und gern fort
gewesen wäre. Ich will einen Vorschlag machen, hob der König
wieder an. Für das Studium des Buddhismus giebt es kein
besseres Land als Birma, in Birma keinen besseren Platz als Man-
dalay, in Mandalay keinen besseren als meinen Palast. In meinem
Palaste steht eine Wohnung bereit, dort kann der Buddhismus