
 
        
         
		2 Die Küste. 
 denen über den Maisfeldern niedrige Hütten hervoiblicken und mit  
 Strohdächern  bedeckte  Landungsplätze  zu  den  nahegelegenen  
 Dörfern  auffuhren. 
 In Fischerböten  an  schwimmende Bambus befestigt,  sassen  
 braune Peguer  mit hochgespitzten Strobhtiten  und  kreuzten, den  
 Fluss.  Mit geschnitztem Schnabel verzierte  Canoe,  durch Ruder  
 hinten und Vorn  bewegt,  fuhren vorüber,  und bald  legten,  ausser  
 den Zollhausofficianten,  auch Bazaarböte  am Schiffe  an,  um  die  
 nach der Seereise stets erwünschten Früchte und frische Provisionen  
 zu überbringen.  Die Dörfer wurden  zahlreicher,  das Land  zeigte  
 sorgfältige und  ausgedehnte Vegetation,  bald  schimmerte  in  der  
 Sonne  die  silberne Spitze  der Pagode Syriam’s  aus  einem Walde  
 dunkelbelaubter Baumgruppen emporragend,  und  dann nach  einer  
 neuen Wendung  des  Flusses,  erhob  sich vor  uns  der colossale  
 Schwedagon,  die  goldene  Pagode  Rangun’s,  von  der  sich  die  
 Reihe  der Häuser  und Hütten,  die  die Stadt  ausmachen,  nach  
 dem Ufer,  und längs  desselben,  erstrecken.  Die  Fluth  erlaubte  
 nicht mehr,  denselben Abend die  letzten Untiefen zu passiren,  und  
 erst  am  nächsten  Morgen  konnten  wir  im  Hafen  Rangun’s  die  
 Anker werfen. 
 Vpn  meinen Freunden  in  Rangun,  denen  die Ankunft  des  
 Schiffes  signalisirt war, hatte Einer derselben  die Zuvorkommenheit, 
   mich  in  seinem Boote  abzuholen,  und bald landeten wir an  
 der Treppe  eines Holzgebäudes,  von  dem noch über einen  langen  
 Plankenweg wegzugehen war,  ehe wir den  sicheren Boden  fester  
 Erde  unter  unsern  Füssen  fühlten.  Die "Naturnothwendigkeit  
 der birmanischen Pfahlbauten  sprang  sogleich  in  die Augen,  denn  
 ohne  diese  hohen  Gerüste,  auf  die  die  Häuser  gestellt  sind,  
 würden  sie  in  dem  lehmigen Morast versinken. 
 Rangun wurde nach  dem  letzten birmanischen Kriege von den  
 Engländern  annectirt  und  erlangte  bald  eine Bedeutung  in  der  
 Handelswelt durch  seine reiche Reisausfuhr,  die  von Jahr zu Jahr  
 zunahm.  Der Reis wird  gewöhnlich  aus  den  umliegenden Provinzen  
 als Paddy  nach  der Stadt  gebracht,  dort  mit  der  Handmühle  
 der Chinesen  oder  den  eigenen  der  Kaufleute,  die  jetzt  
 auch  eine  Dampfmühle  hinzugefügt  haben,  gereinigt  und  dann 
 Die Küste. 3 
 verschickt.  Auch Teakholz wird  exportirt,  obwohl  für dasselbe  
 Molmein  gelegener  ist,  und  Rangun  wird  erst  dann  völlig  in  
 seine  richtige Stellung  eintreten, wenn  durch  die  freie  Schifffahrt  
 bis Bamo,  der Handel mit Yunan,  auf dem  nächsten Landweg in  
 das  Innere China’s, wieder  eingeleitet oder besser,  wieder hergestellt  
 ist,  da  er im Mittelalter  schon  existirte. 
 Nachdem  die  Küsten  Hinterindiens  bereits  vielfach  durch  
 europäische  Schiffe  besucht  waren,  wurden  die  officiellen  Beziehungen  
 ,  in welche  die  englischen Colonien Vorder-Indiens  zu  
 Birma  traten ,  durch  die  beabsichtigte Factorei-Anlage  am  Cap  
 Negrais  herbeigeführt,  als  Fleetwood  Uber  die  deshalb  veran-  
 lassten Verhandlungen  nach Ava geschickt wurde.  Andere  friedliche  
 Missionen  folgten,  bis  sich  die  ersten Ursachen  zu  Missstimmung  
 aus  den Thronstreitigkeiten  in Manipur  entwickelten  
 (1762)  und  später fast  zu Feindseligkeiten  führten,  als  die Engländer  
 durch  die Einmischung  der Birmanen,  um den Raja von  
 Kachar wieder  einzusetzen,  ihre  Grenze  in  Sylhet bedroht sahen.  
 Durch  die  Eroberung  Arakans  (1784)  waren  die  Birmanen  in  
 Chittagong  ebenfalls  Nachbarn  der  Engländer  geworden  und  
 nachdem  die  für  die Unabhängigkeit  ihres Landes  kämpfenden  
 Kronprätendenten  sich  auf  brittisches  Gebiet  geflüchtet  hatten,  
 blieben  auch dort feindliche Reibungen nicht lange aus.  Dieselben  
 erneuten  sich besonders während des Aufstandes  des Häuptlings'  
 Khyen-bran  im  Jahre  1811,  und die Birmanen,  die  damals  und  
 später bei den in VOrderindien vielfach beschäftigten Gouverneuren  
 Calcuttas  unvermuthete  Nachgiebigkeit  fanden,  wurden  immer  
 übermüthiger  und  anmassender  in  ihren Forderungen.  Als  der  
 König  sich  nicht länger durch  die  in Assam  ausgebrochenen Unruhen  
 beschäftigt  sah,  gab  er durch  die  gewaltsame Usurpation  
 der Insel Shapuri  das  erste Zeichen zum offenen Kampf  und obwohl  
 dieselbe  vor  dem  Anrücken  der  aus  Calcutta  gesendeten  
 Verstärkungen  wieder  geräumt  werden  musste,  folgte  gleich  
 darauf  eine  Reihe  von Scharmützeln am Bharteka-Pass.  Nach  
 der Kriegserklärung des General - Gouverneurs  erzwang der den  
 Oberbefehl  führende General  Sir  Archibald  Campbell  im  Jahre  
 1824 die Landung in Rangun und nach dem siegreichen Vordringen 
 x*