denen sie zuweilen begegneten, wie man aus dem rauschenden
Rasseln der Bäume und dem Schwanken ihrer Wipfel bemerkte.
Die erste Anknüpfung neuer Beziehungen mit der Aussenwelt
geschah durch die ohrenkranken Damen, die wahrscheinlich die
Unterbrechung ihrer Cur nicht länger ertragen konnten und den
König petitionirt haben mochten. Mit einer derselben war eine
Art Krisis eingetreten. Als eines Tages die Zofe für Medicin gekommen
war, liess ich durch Moung Schweh, der bereits etwas
im Apothekerwesen pfuschte, eine Brausemischung in einer Sodaflasche
zustöpseln. Der galante Moung-gyi begleitete das Fräulein
beim Weggehen, und sie mochten vielleicht etwas zu lebhaft
gesticulirt haben, denn während das Pärchen hinter einem Busche
stand, geschah ein Knall, der Alles im nahen Hause des Prinzen
aufschreckte. Die Medicinflasche war in Stücke gegangen. Das
wurde jetzt das Tagesgespräch. Eine solch’ starke Medicin, die
Flaschen zersprengt, wenn die nicht hilft, was dann? Ich wurde
schleunigst um eine Erneuerung der starken Medicin gebeten. Und
siehe da, sie half! Nach einigen Tagen kam die Zofe hastig herbeigelaufen,
ausser Athem vor Freude. Der ganze Harem schwimme
inThränen, ihre Herrin könne hören. Sie habe in ihrem Gemach
ganz deutlich das Schwirren der Spulräder gehört, an denen im
Vorzimmer die Dienerinnen sassen und webten. Ich schickte ihr
zu Gefallen noch eine Dosis der Donneraranei, liess aber der
Kranken sagen, dass mein Vorrath in dieser und den anderen
Medicinen ganz erschöpft sei und dass ich bald Nichts mehr zu
geben haben würde.
Das ereignete sich kurz vor der erzählten Katastrophe mit
dem anderen Kranken. Als sie jetzt nach längerer Unterbrechung
aufs Neue schickten, wollte ich die Sache gleich ein für allemal
ganz abschneiden, und liess zurücksagen, dass keine Medicinen
mehr da wären. Als die Zofe doch wenigstens für ein kleines
Wenig der Donnermedicin jammerte, versprach ich zuletzt zu
versuchen, ob ich die nöthigen Substanzen in Mandalay auftreiben
könnte, da solch einfache Salze zuweilen in den Häusern
der Armenier zu finden waren. Als ich für diese und andere Besorgungen
in die Stadt gehen wollte, hielt mich der Wachtposten
an, der dicht neben meinem Hause stand, und der, wie ich bemerkte,
bedeutend stärker war, wie früher. Der wachthabende
Officier erklärte, Befehl zu haben, weder mich noch meine Diener
herauszulassen, nur der birmanische Koch könne für die nöthigen
Einkäufe einmal des Tages passiren. Auf meine Protestation
verlangte er einen Erlaubnisspass aus dem Hause des Prinzen.
So begab ich mich dorthin. Der Prinz war wie früher unsichtbar,
aber diesmal liess ich mich nicht abweisen, denn weiter durfte
die Sache nicht kommen. Ich erklärte ihm, dass ich als Gast des
Königs im Palaste lebe, nicht aber als ein Gefangener, und dass
ich meine Freiheit auf eine oder die andere Weise imnier und
sicher zu bewahren wissen werde. Der Prinz gebrauchte Ausflüchte
und entschuldigte sich, dass er diese Ordre nur gegeben
habe, um zu wissen, ob: ich zu Hause sei oder nicht, ln den
Audienzen könne es leicht Vorkommen, dass der König nach mir
frage, um mich rufen zu lassen, und er wünsche dann immer
richtige Auskunft zu geben. Ich willigte ein, ihm bei längerer
Entfernung durch meinen Diener davon Nachricht geben zu lassen,
bedang.aber aus , dass mir fortan ein .offener Weg bleibe,
um an den Thoren ein- und ausgehen zu können. Später waren
indess meine Diener dort neuen Scherereien ausgesetzt. Der
König war wie gesagt ein rigoroser Buddhist und hielt streng auf
die Beobachtung des Ahinsa. Bei meiner Wohnung im Palaste
würde ich nicht haben daran denken können Hühner zu schlachten,
aber diese wurden ohnedem auf demBazaarMandalay’s nicht
lebendig verkauft. Schon getödtete Hühner für die Küche zubereiten
zu lassen, ist in Birma ein unausbleibliches Uebel, das
sich nur in den Häusern der Armenier und Mohamedaner vermeiden
lässt, wo man ausserdem Ziegen und bei den ersteren
auch Schweine auf dem Tische findet. Das Schlachten eines
Ochsen wurde noch unter dem vorigen Könige dem Menschenmorde
gleichgesetzt und mit dem Tode bestraft. Fische ass ich
selten, da auch diese meist todt auf den Markt gebracht werden,
damit sie sich ohne Gewissensbisse kaufen lassen. Auf Reisen
in Indien ist man indess so gewöhnt, mit Hühnern und Eiern,
unter Zugabe von Reis, das Leben zu fristen, dass man luxuriös