praktisches Exempel zu illustriren, gab er ein Zeichen, worauf
ihm einige Goldkäfige mit Papageien gebracht wurden. Sie öffnend
und den Vögeln die Freiheit schenkend, schaute er trium-
phirend nieder auf den blutdürstigen Heiden, der sich nicht
scheute auf Mückenmord zu sinnen. Die Papageien sollen indess,
da sie den Weg aus dem Palaste nicht so leicht finden können,
in der nächsten Stube wieder aufgefangen werden, um eine neue
Vorstellung zu erwarten. Der König that dann noch mehrere
Fragen, worunter nach der Behauptung des über solch unchristliches
Gespräch schon längst entsetzten Kalawun auch die gewesen
sein soll, ob ich gleich ihm selbst den Thatanabyne, i. e.
den Oberpapst sämmtlicherBurmanen, „anbeten“ wolle. Der mir
mitgetheilte Ausdruck konnte jedoch im Birmanisehen auch nur
bedeuten „Ehrerbietung bezeigen“ oder „Aufwartung machen“.
Da indess mein Dolmetscher weder mit seinem Englischen noch mit
seinem Birmanischen recht in’s Klare zu kommen schien, liess
ich den König bitten, mir solche dubiöse Fragen lieber schriftlich
zukommen zu lassen, worauf ich dann in gleicher Weise antworten
könne.
Se. Majestät hatte dann die Gewogenheit, sich nach meinen
häuslichen Einrichtungen zu erkundigen, und fragte, wie hoch
sich meine Ausgaben im Monat beliefen. Da die Ausgaben auf
meinen Reisen in höchst verschiedener Weise wechseln und ich
erst wenige Tage im Palast war, hatte ich nicht die geringste
Idee darüber, und glaubte ohnedem, dass dies eine jener überflüssigen
Fragen sei, worin sich die Birmanen auszeichnen, und
auf die es sehr gleichgültig bleibt, was man antwortet. Ich
nannte also eine ungefähre Summe, und das Gespräch ging mit
anderen Fragen, ebenso nichtssagend, weiter.
Während desselben sah ich ein Individuum auf mich herankriechen
und einen vor sich hergeschobenen Sack neben mich
stellen, von dem ich durch den Kalawun hörte, dass er die vom
Könige für meine Ausgaben geschickte Summe enthielte. Obwohl
es zu Ibn Batuta’s oder Hiouenthsang’s Zeit Mode gewesen sein
mag, dass Reisende sich solch königlicher Gunstbezeigungen
rühmten, so war mir doch Nichts daran gelegen, und ich bat den
Kalawun, dem Könige zu sagen, dass ich das Geld weder bedürfe
, noch wünsche. Dieser Hofherr würde sich aber eher die
Zunge abgebissen haben, und da die Zurückweisung eines königlichen
Geschenkes in öffentlicher Audienz immer ein grösser
Etikettenverstoss gewesen sein würde, liess ich es dabei bewenden.
Der König deutete dann auf den Beutelträger, nannte
ihn seinen Schatzmeister, und sagte, dass ich ihn am Ende des
Monats um neue Auszahlung angehen und auch für sonstige Bedürfnisse
mich an ihn wenden solle. Da ich im zweiten Termin
keine Application machte, besuchte er mich seihst mit gefüllter
Börse. Ich protestirte jetzt ihm gegenüber entschiedener und
erklärte, dass ich gerne des Königs Gastfreundschaft angenommen
habe, aber nicht in seinem Solde stehen wolle. Er verwahrte
sich gegen eine solche Auffassung: der König mache Geschenke
, um seine Ruhmesgrösse (Bhundogyi) zu erhöhen und
besonders an fernhergekommene Fremde. Ich sei sein Gast, und
da er mir keine Speisen aus seiner birmanischen Küche schicken
könne, sende er an ihrer Statt die nöthigen Ausgaben *) für den
Koch. Geschenk sei ein Geschenk, und ob das Silber geprägt
oder sonst verarbeitet sei, könne keinen Unterschied machen.
Ohnedem, womit immer Alles abgeschnitten war, sei es des
Königs Befehl. Allerdings machen die Birmanen nicht den
Unterschied zwischen Geld und anderen Geschenken, und würden
mit derselben Unbefangenheit eine Münze nehmen, als
ein Medaillon, wie sie überhaupt wohl noch nichts verweigert
haben, aber mir war die Sache doch unangenehm. Ich
steckte die zweite Summe zu der ersten in eine besondere
Tasche, und später kam nicht mehr viel hinzu, denn als die
Schreiber in der Rechnungskammer merkten, dass ich mir
nichts daraus mache und das Geld nicht einmal zähle, zählten
sie es unter sich ab, um mich fernerer Mühe zu überheben. Als
ich später den Palast verliess, fand ich den Werth der von mir
*) Dr. Richardson während seines Aufenthalts inMonay ging es nicht besser.
The Tsoboa sent my five baskets of rice and 48 tickals of coarse silver for my
expences, which I was obliged to accept.