klären, weil sie die Ersten gewesen, die im Lande angekommen.
■Die vornehmsten der Thiere sind der die Sonne bewohnende
Pfau, der Hase, den Mond bezeichnend, und der Henza, der mit
seinen den Kleinodien gleichen Augen freundlich auf den Fremden
blickt. In ihm, als Haupt der Vögel, hatte sich Gautama verkörpert,
als er die niederen Welten noch durchwanderte und in
seine Foim legt man den zur Begrüsgung von Gästen angebotenen
Ihee. Von den Amuletten spi das sicherste der in einem Baum
gefundene Stein, Titmadae genannt, der (wie die Goldblättchen)
unter die Haut gebracht wird und den ich dort als harten Klumpen
mehrfach gefühlt habe. Die rothen Talismane, die auf den Arm
tättowirt werden, schützen gegen Krankheit, solche auf der Brust
machen unempfindlich gegen Wunden. Gegen Schlangenbiss wird
das Moay-szay (von schwarzer Farbe) eingeimpft. Die das Fleisch
hart und unverwundbar machende Medicin (dabih-dzay) wird für*
drei Monate und länger gegessen.
Am zweiten Abend erschien in der Begleitung eines der
jlingeien Prinzen, der sein Schüler war, ein gelehrter Herr Professor
in meiner Wohnung, um die Unterrichtsstunden zu beginnen.
Er hatte früher lange in einem Kloster gelebt, war aber jetzt
aus dem Mönchsstande ausgetreten und schon seit mehreren Jahren
vei heirathet. Er theilte mir den von dem Könige entworfenen
Studienplan mit, der indess, obwohl von so hoher Quelle kommend,
meinen Beifall leider nicht gewinnen konnte. Erst sollte
das Birmanische gründlich erlernt, dann mit dem Pali ein Anfang
gemacht werden und schliesslich würden wir die heiligen Bücher
lesen. Das möchte schon gut gewesen sein, wenn nicht die
Klausel hinzugekommen wäre: nach üblicher Landesweise, denn
eine andere verstand mein Lehrer nicht. Die gründliche Erlernung
des Birmanischen allein hätte aber dann mehrere Jahre in Anspruch
genommen, und der ganze Weg vom birmanischen Alphabet an bis
zum Paramatta würde ungefähr ein halbes Menschenleben,erfordern.
Ich wollte aber gleichmit dem Paramatta anfangen, denn
da,s allein war e s, was mich interessirte. Das Birmanische war
mii nicht Selbst-Zweck, sondern nur Mittel, um andere Zwecke
in Birma dadurch zu erreichen, und für meine Absicht verstand
ich schon damals genug davon. Die Palischule eines Indo-Chinesen
durchzumachen, der Jahre lang unverständliche Floskeln
im gedankenlosen Auswendiglernen herplappern muss,- ehe
er ihren Sinn versteht, ist natürlich ein Experiment, das
bei Indo - Germanen fehlzuschlagen pflegt, schon wenn nach
alter .Schule die Euclidischen Elemente erlernt werden sollten.
Aus diesen und ändern Gründen, die wegen verweigerter Arzneien
hinzukamen, entwickelte sich allmählig im Laufe der Zeit eine
Missstimmung im König, die ich selbst bedauerte, der aber nicht
abzuhelfen war, da seine Wünsche mit meinen Absichten unvereinbar
blieben. Meinen Lehrer hatte ich bald dahin gebracht,
dass er mich nach meiner Art unterrichtete, und an der Stelle des
Buchstabirbuches Collegien über Metaphysik las, aber der Arme
schwebte'stets in Todesängsten, dass sein Abweichen von den
königlichen Vorschriften entdeckt und geahndet werden möchte.
Der König von Birma ist nur gewohnt zu befehlen, und es war
einmal unter den Umständen nicht zu ändern, dass er an mir
Jemand finden musste, der ihm in allen Dingen entgegen war.
Mein Lehrer und häufig auch der Prinz Hessen sich durch meine
Anschauungsweise überzeugen, aber den König zu überzeugen,
war eine andere Sache. Einmal war Niemand da, der ihn zu
überzeugen versucht oder gewagt haben würde, und dann hätte
er auch selbst nicht Überzeugtsein wollen. Dass ich ihm mehrfach
widersprochen hatte, konnte sich bei einer an unbedingten Gehorsam
gewöhnten und so nothwendigerweise empfindlichen Persönlichkeit
natürlich nicht verwischen, und seine temporäre Ungnade,
verbunden mit dem schon früheren Verdachte, der auf mir
ruhte, machte unter den argwöhnischen Birmanen meine Stellung
im Palast zu einer etwas schwierigen, bei der es Takthalten galt,
um nicht den Hals zu brechen.
Als ich am nächsten Tage den Prinzen besuchte, liess derselbe
gerade eine Pali-Erzählung, von Freundschaft und Treue handelnd,
vor seinen Hausbedienten ablesen, und gab selbst die
erklärenden Glossen und Illustrationen dazu. Er erzählte mir
dann von seinem grossen Vorfahren Alompra, der die Feinde
Birma’s durch himmlische Waffen fünferlei Art besiegte, nämlich
B a s t i a n , Ostasien. IX. 1 0