störten Welten sich neue entwickeln , und wollte dann wissen,
wie unsere Religion diese Dinge darstelle, die, wie er gehört, „ keine
Wurzel habe“. Der grosse Nat, der den Menschen aus Lehm
geknetet, möchte wohl der Thagyamin oder vielleicht der König
des dritten Brahmahimmels sein* beides bekanntlich sehr untergeordnete
Dämone, nicht würdig, den Schuhriemen Buddha’s
zu lösen, und ausserdem würden sie beim Bau der Erde nicht
selbst Hand anlegen, sondern denselben ihrem gnostischen Architekten
Visvacarma überlassen. Ich erwiederte ihm, dass die unvollkommenen
Bruchstücke, die er überdasChristenthum gehört, vielleicht
Mysterien einschliessen könnten, deren Erklärung ich bei mei-
nernoch unvollständigen Kenntniss des Birmanischen nicht wagen
würde, undauf späterverschieben müsste, dass ich ohnedem nicht zu
den religiösen Pungyi’s meines Landes gehöre, wo es, nicht wie in
Birma eine, sondern zwei Klassen gebe, sondern zu den Pungyi
der Wissenschaft, und dass ich ihm deshalb nur eine der- populären
Versionen geben könne, wie sie unter den Uneingeweihten
umliefen. Ich sprach ihm dann von dem kosmischen Weltgebäude
und der Structur des Erdballs, wobei ich die-astronomischen
Entfernungen und die geologischen Perioden, als nur aus
dem Gedächtniss citirt, eher zu multipliciren geneigt war, um sie
dem buddhistischen Verständniss*) näher zu bringen, hoffend,
dass Professor Hansen mir deshalb nicht zürnen wird. Ich ex-
temporirte über den Urnebel Laplace’s und die Sonnenwirbel
Descartes’, bis ihm selbst der Kopf neblig wirbelte und er mit
Fragen aufhörte, um nur zuzuhören. Hätte er mich noch mehr
gequält, so würde ich ihn von den Kasernen im Monde unterhalten
haben, die man weiland von einer siidlichen Sternwarte
*) Die Buddhisten, die die Ewigkeit anszuziihlen suchen, haben Zahlen, von
denen eine einzige, um sie nur niederzuschreiben, einen mehrere Meilen langen
Papierstreifen erfordern würde, und sie übertreffen die Sandrechnung des
Archimedes. An einem harten Diamantfels, hundert Meilen im Quadrat, streift
alle 1000 Jahre leicht die Flügelspitze eines vorbeischwebenden Schmetterlings,
und wenn durch diese zarte Berührung die ganze Masse schliesslich in unsichtbare
Atome verwandelt sein wird, dann ist ein Tag in einer ihrer untergeordneten
Perioden vorübergegangen.
aus sehen konnte, oder von der Pluralität der Welten, die in ihres
gelehrten Verfassers niedlicher Beschreibung mit den Terrassen
der Bhamyahimmel wetteifern können.
Der König, wissend, dass ich Arzt war, hatte schon mehrfach
hinsichtlich dieser Profession in der birmanischen Anschauungsweise
Uber dieselbe gesprochen. Ein Hindu hatte ihm in seinem
Garten eine Distillery von Rosenwasser und anderen ätherischen
Oelen angelegt, und er zählte mir in einer Audienz dieselben vor,
zu wissen, wünschend, welche wunderbaren Eigenschaften dieselben
besässen. Da die meisten derselben nur als Stomachiea,
Diuretica oder Emmenagoga zu verwenden waren, blieb er mit der
erhaltenen Auskunft nicht recht zufrieden, weil er allerlei geheime
Kräfte in diesen Parfümen vermutkete, die so hübsch röchen
und so würzig schmeckten. Ein ander Mal fragte er mich, ob ich
viel Ohren - Medicin habe, d. h. irgend eine kleine Pille oder
Pülverchen, das man einem von Geburt an Tauben oder sonst an
welchem Ohren - Uebel immer Leidenden heute eingiebt, so dass
er morgen wie ein Luchs hört. ' So ist die Vorstellung der Birmanen,
wenn sie nach der Medicin irgend einer Krankheit fragen.
Ich erwiederte, dass von Ohren-Krankheiten einige sich heilen
Hessen, andere nicht, dass dieMedicinen je nach der Art derselben
verschieden wären, und dass die meisten Gehörleiden schwer zu
behandeln seien. Der König aber wusste es besser. Ich war
nämlich im Palaste als der grosse Ohrendoctor bekannt, der
Zaubercuren machen konnte. Als ich noch bei dem Armenier
lebte, hatte man mir ein kleines Kind vorgeführt, von dem zu ver-
muthen stand, dass es taubstumm war. Ich hatte gerathen, vorläufig
die Ohren durch Einspritzen rein zu halten, und in Aussicht
gestellt, einige Versuche mit Electrizität zu machen, wenn es
möglich sein sollte, meine in Unordnung gerathene Maschine wieder
in Stand zu setzen. Das Letztere gelang in Mandalay nicht, da
sie durch die darüber instruirten Mechaniker nur noch mehr verpfuscht
wurde; aber die Verwandten hatten in Nachahmung der
von mir mit einer Uhr angestellten Versuche bemerkt, dass der
Kranke anfinge das Ticken zu verspüren, und sich überredet, dass