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 sich  hatte Platz  nehmen  und  den kleinen Tisch  mit Betel,  Thee  
 und Cigarren  hatte  hinstellen  lassen,  trug  ich  ihm mein Anliegen  
 vor.  Seine Frau  war  unterdess  auch  herzugekommen  und  lag  
 an  seiner Seite,  den Verhandlungen  zuhörend.  Er gab  nach  der  
 den  Birmanen  geläufigen  Art  gleichgültiger  Verstellung  keine  
 bestimmte Antwort,  sondern  sagte,  dass  er doch Kabain besuchen  
 müsse,  um  die Canal-Arbeiten  zu besichtigen,  und  dass  er  dann  
 selbst sehen würde,  wie  die  Sache  läge.  Als  ich Abends  zurück  
 kam, war  der Myowun  Schon im Hause  gewesen.  Mein Hausherr  
 sowohl,  als  auch  der Koch,  schienen  sich  von  dem  Schrecken,  
 den  ein  so  hoher Besuch  in  diesem  Lande  einzuflössen  pflegt,  
 noch  nicht  erholt zu haben.  Er war noch  im Dürfe  und kam bald  
 wieder  zurück,  mit  dem  langen  Schwanz  seines  Gefolges  und  
 unter dem Vorträge von Fackeln,  da  es schon  dunkel  geworden  
 war.  Der  kleine Hof füllte  sich bald mit Schirm-  und  Schwert-  
 und  Standartenträgern,  mit Polizisten,  mit  Reportern  und  mit  
 Nichtsthuern,  der Myowun  selbst aber,  nebst den Dienern,  die  
 mit der Beteldose,  den Cigarren  und  den Wasserkannen betraut  
 waren,  stieg  zu  meinem  Zimmer  hinauf  und  nahm  dort Platz.  
 Er  wolle  sich  jetzt  in  Müsse  meine  Wundersachen  anschauen,  
 denn  solche besitzt in Birma  jeder Europäer.  Mit viel  hatte  ich  
 mich nicht versorgt,  aber  ein  paar mechanische Spielwerke,  eine  
 Musikd'ose,  eine Electrisirmaschine,  die  Revolver,  und  seihst  
 Uhren,  Operngläser, - Gewehre,  Säbel  u.  s.  w.  genügten  doch  zu  
 seiner Unterhaltung,  und dann  liebte  er auch,  wie jeder Birmane,  
 in  der Medicinkiste  umherzukramen, mit deren vernachlässigtem  
 Zustande er als Kenner sehr wenig erbaut gewesen sein würde.  Am  
 liebsten hätte er alle  diese Curiositäten nicht nur angeschaut,  sondern  
 auch sich angeeignet,  und selbst die Arzneien alle mit Freuden  
 verschluckt,  wenn  ich  sie  ihm  anempfohlen hätte,  doch musste  er  
 sich  vorläufig  mit  Thee  und  Gebäck  begnügen,  dessen Ueber-  
 bleibsel von seinen Leuten  eingepackt wurden.  Vom Hause meinte  
 er,  dass die Wohnung durchaus  nicht passend  sei,  als Diebstählen  
 und  Räuberanfällen  ausgesetzt.  Wenigstens  müsse  ein Wachtposten  
 aufgestellt  werden  und  dessen  tägliche Ablösung würde 
 bei  der weiten Entfernung der Stadt  auch  seine  Schwierigkeiten  
 haben-  Als  ich  ihm  die  Vortheile  derselben  rühmte  und  das  
 Risico  mit  meinen  Waffen  übernehmen  wollte,-  gab  er  weiter  
 keine Antwort,  sondern  sagte  nur,  dass  er  noch am  nächsten  
 Tage weiter  sehen würde,  weil  er  die Nacht in Kahain  zu verbleiben  
 habe.  Er war. ein  fetter,  runder,  lustiger Herr  und wir  
 unterhielten  uns  recht  gut,  nur  dass  seine  Begriffe Uber Eigenthumsrechte  
 in  der Ausbildung  etwas  vernachlässigt schienen. 
 Am  ändern Morgen  ging  ich  nach  dem Hause  des Thougyi,  
 wo  der Myowun Hof hielt und Recht  sprach.  Er  sass  unter  einem  
 grossen Gemälde,  auf dem  ein Verbrecher  ausgepeitscht und  ein  
 anderer  zur Hinrichtung geführt wurde,  und machte mich  darauf  
 aufmerksam als das Emblem,  dass er das Gerichtsschwert  in  seiner  
 Hand  halte.  Seine noch jugendliche Ehehälfte,  die  sich vor ihm  
 hingelagert hatte,  schien  eben  so viel  zu verstehen,  als  ihr Herr  
 Gemahl,  denn  sie  sprach  oft mit  ein  und  dictirte  den  Schreibern  
 die Worte  oder verbesserte  dieselben.  Der Myowun  liess Frühstück  
 bringen,  in  einer Mannigfaltigkeit  kleiner Sch aalen,  die  
 auf einen  tragbaren Tisch  gestellt waren,  und  lud  mich zur Theil-  
 nahme  ein.  Das Essen wird  gewöhnlich  in  gefirnissten  Schaalen  
 aufgetragen,  von  denen die breitere, mit Reis gefüllt,  dieMitteein-  
 nimmt,  während  eine Zahl  grösserer oder kleinerer, mit Fleisch,  
 Fisch  und Eiersaucen  gefüllt,  sie  umgiebt.  Die  rechte Hand dient  
 dazu, aus dem Reis einen Ballen zu machen und ihn  in den Mund zu  
 stecken.  In den dünneren Suppen liegen Löffel aus Holz oder Metall. 
 Als  ich  nach Hause  zurückkam,  fand  ich  einen Boten  des  
 Kalawun, des schon erwähnten Armeniers, der mit der Aufsicht über  
 die Fremden betraut war,  und  einen  an mich  adressirten Brief.  In  
 demselben theilte mir der Herr Consul, der als früherer Dolmetscher  
 der  birmanischen  Gesandtschaft  in  Frankreich  wahrscheinlich  
 diplomatisch  hatte plappern  lernen,  in  etwas  hochtrabenden Ausdrücken  
 mit,  dass  die birmanische Regierung  mit dem  höchsten  
 Erstaunen  die  von mir gethanen Schritte bemerkt habe,  und  dass  
 ich  mich  unverzüglich  von  Kabain  nach  Mandalay  zurückzubegeben  
 hätte.  Ich wusste Anfangs  nicht,  was  ich  aus  diesem  
 albernen Schreiben machen  sollte,  da aber der Bote  um Antwort