leicht um einige Wochen differiren. Ausserdem war ich, obwohl
bedeutend gestärkt durch die Seebäder, noch immer nicht ganz
hergestellt und für die Nächte war mir das Gefühl Seherischer Pulsation
durch den ganzen Körper gebliehen. Ich hoffte, wenn ich
aus dem zu bequemen und etwas stagnirenden Leben Molmein’s
heraus wieder in die freie Reisebewegung käme, dass die geistige
Beschäftigung und Anregung meine beste Kur sein würde, und
die Aussicht auf Zeitgewinnung ist ausserdem immer verführerisch,
wo so viel zu thun bleibt. Ich liess deshalb durch MoungSchweh
ausser dem tamulischen Koch mit seinem Gehülfen noch einige
Leute miethen, und engagirte ein Boot, um den Gyne-Fluss bis
zur. Grenze zu befahren. Mit herzlichem Dank für die sorgsame
Pflege, die er mir hatte angedeihen lassen, nahm ich Abschied
von meinem Wirth und fuhr mit zwei Böten am 29. October vonObo
ab. Da für mehrere Tage, wie ich wusste, Gebirgsgegenden zupassi-
ren sein würden, in denen scharfe Nachtwachen nothwendig wären,
und die Unzuverlässigkeit der Eingeborenen darin mehrfach von
mir erprobt war, so hatte ich einen früheren Matrosen, einen spanisch
englischen Creolen aus New-Orleans, engagirt, der schon
zweimal einen Teakhändler in die Wälder begleitet hatte und von
demselben empfohlen worden war, vielleicht um einen so desperaten
Character, als welcher er sich später bewies, los zu werden. Ich
liess ihn in der Besorgung des grösseren Bootes mit meinen übrigen
Leuten und dem Gepäck, während ich mit Moung Lin und dem
siamesischen Dolmetscher das andere einnahm.
Die Ufer des Salwehn waren niedrig, mit Schilfen bedeckt.
In einem Bach, wo wir hineinfuhren, konnte einige Zeit das Segel
benutzt werden, und zum Frühstück wurde in Tantaron gehalten,
unter schroffen Felsen, auf deren vorspringender Spitze die Pagode
Dhammatath stand neben dem im Baumwuchs versteckten Dorf.
Erst gegen Mitternacht langten wir in Gyne an, wo Fischer
mit Fackeln Netze stellten. Ich liess mein Bett nach einem
Zayat bringen, während die Leute im Boofe schliefen.
Am ändern Tage passirten wir den Einfluss des Flusses
Pondot oder Houngnoh in den Gyne. Zwischen geneigten Ufern
wanden wir uns durch den Jungle, bald rudernd, bald segelnd.
Zur Erholung der Bootsleute hielten wir am Vormittage im Dorfe
Karnih, aus 40 Häusern bestehend. Ich verbrachte die Zeit des
Aufenthaltes in dem Kloster, und wurde dort von einem Bewohner
des. Dorfes besucht, der der Gründer desselben gewesen.
In der birmanischen Zeit lebte er inMobih in der Nähe Martaban’s,
später nach Abtretung der Provinzen an England, in der Nachbarschaft
der drei Pagoden. Von dort kam er mit zehn Begleitern,
Taleins wie er selbst, nach dem Flusse, lichtete den Jungle
und erbaute das Dorf. In dem Kloster wurde das Thinbugyi (das
Buchstabirbuch) in der Taleinsprache den Kindern gelehrt.
Nach dem Aufbruch fuhren wir in einem engen Bache hin,
zwischen dichten Büschen, und die kreischenden Hühner benutzten
die Gelegenheit, sich aus dem Käfig herauszuarbeiten und zu
entfliehen, so dass wir sie auf den Zweigen wieder einzufangen
hatten. Die Ufer waren lehmig und schlammig. Für die Nacht
hielten wir in einem Dorfe, das von Schan undToungthu-Toungsu
bewohnt war. Da sich keine passende Accommodation am Lande
fand, verblieb ich im Boot.
Mit dem frühesten aufbrechend, fuhren wir unter hohen Ufern
hin, die mit Wald bedeckt waren. In der Entfernung wurden Gebirge
sichtbar. Die Morgenrast ward im Dorfe Lokain gemacht, wo
eine Landungstreppe zum Wasser hinabführte. Am Nachmittage
nahm der Fluss einen sehr gewundenen Lauf an. Einzelne
Häuser erschienen zerstreut zwischen dem Dickicht an denUfern,
die jetzt sandig waren. Hier und da hob sich die Spitze einer
Pagode Uber den Wipfeln der Bäume hervor. Dann, indem sich
der Lokain-Fluss erweiterte, wurde der Blick auf eine Gebirgskette
geöffnet. Nachdem wir in den engen Bach Kaukarit eingefahren
waren, liefen die Böte vielfach auf den Grund. Abgebrochene
Stämme steckten im Wasser, oder die Bäume ragten
mit ihren Wurzeln und anhängender Erde daraus hervor. Ausserdem
wurde der Weg durch die aufgestellten Fischreusen beengt
und die Zweige hoher Bambubüsche hingen über oder in das
Boot. Abends spät kamen wir in dem Dorf Kaukarit an, wo milder
Goung-yok, der Myothougyi und der Sayin ihre Aufwartung
machten und behülflich waren, das Gepäck nach dem für die