hätte. Er hätte kein Boot ankommen sehen und konnte äuch
von den vorübergefahrenen keine Auskunft geben', die der Beschreibung
nach auf das unsrige gepasst hätte. Die Klosterhöfe
der Pagode, an deren Fusse wir standen, waren schon verschlossen,
und so fanden wir uns ziemlich rathlos an dem Flusse,
der auf unsere Fragen nur durch sein einförmiges Bauschen antwortete,
ohne zu wissen, ob wir stromauf oder stromabwärts zu
suchen hätten. Wir folgten dem Hausirer, der nach seinem
Dorfe zurückging, und die steilen Felsen auf Wegen herunterstieg,
auf denen man den ersten Versuch lieber am hellen Tage
gemacht hätte. Wir kamen an einer flachen Sandbank des Flusses,
die in der trockenen Jahreszeit mit dem Lande zusammenhing,
heraus, und dort lagen verschiedene Boote angebunden, aus deren
einem höchst unerwartet, aber sehr erwünscht, der gesuchte
Capitain, der unsere Stimmen erkannthatte, hervorkam. Er wollte
der Instruction gemäss gehandelt haben, was mein Diener zwar
läugnete und er, da er noch mehr durch die Strapazen angegriffen
war, als ich selbst, gewiss nicht absichtlich gethan hatte, aber
doch vielleicht' aus Unkenntniss der Localitäten und richtigen
Benennungen verschuldet haben mochte.
In der Schwedzidong-Pagode, die ich am nächsten Morgen
besuchte, steht der Tempel des Schinbin- Kaukatan im Süden,
der Kassapa’s im Norden, der Gonagon’s im Osten und der Gau-
tama’s im Westen. Auf den Wänden waren Scenen aus den
Dzat’s gemalt mit Beschreibungen darunter. Der Thorweg der
Pagode war mit Bettlern besetzt, und eine Menge Fremdenführer
und Cicerone’s drängten sich um uns, da der Merkwürdigkeiten
so viele sind, dass der Pilger sie allein nicht alle finden kann.
In dem Tempel Schwesandoh (Schwesanginpaya) wird die vergoldete
Figur eines heiligen Fisches bewahrt, die König Noathasa
dorthin gestiftet. Daneben steht in einer Einzäunung das wunderbare
Boss des Königs Yansitta, auf dem er geflügelt durch die
Lüfte ritt. Mandaundries unter Schirmen ringen das Wasser aus
ihrem feuchten Haar und halten Bücher. Thaumeda hat sich vor
Buddha niedergeworfen, dass er über ihn wegschreite.* Ueberall
stehen Tische für Opfergaben, von Belu’s getragen, und die
Figuren der Manothihas oder geflügelten Mannlöwen in kniender
Stellung. In einem niedrigen Gebäude liegt Schinbinlaunpaya
in der ganzen Länge seines Körpers ausgestreckt. Ein anderes
Gebäude, das Bildniss Poemingyi’s enthaltend, war geschlossen,
und wurde gegen eine Bezahlung von zwei Kupien nur dem geöffnet,
der die ganze Pagode ringsum vergolde. Zugänglicher ist
Scbinbinsaundaundiyeh, der Gott der Himmels-Assecuranz. In
einer Kammer stand ein grosserStein mit einer Inschrift Uber die
von König Noathasa beherrschten Länder. Ein anderer mit
Kyouktsa beschriebener Stein stand in einer schon verfallenen
Pagode, die von einem Thathay (reichen Manne) angelegt war.
Die .Thüren und Dächer der Götzenhäuser waren durch reiche
Schnitzereien verziert. In einem Vorrathshause wurden die Pa-
lanquine (Schwewo) aufbewahrt, die von Königen geweiht
waren. An den Ecken des überdeckten Steinsitzes (Teahosinoder
Kanzel) für predigende Pungyi’s, der von Löwen getragen wird,
finden sich placirt, als Zuhörer, ein Naga (Schlange), einKalon
(Drache), ein Wftya (Weiser oder Zauberer) und König Koyopa-
mingyi. Alle Arten Verkäufer trieben sich umher, sowie Mönche
und Nonnen; die letzteren, die rasirt und weissgekleidet sind (Ma-
thilaschin oder Mathaodau genannt), leben in kleinen Strohhütten
ausserhalb des Tempels und haben meistens ihre Eltern bei sich.
Aus einer dieser Hütten sah ich beim Vorübergehen einen alten
Mann, Gebete murmelnd, hervorkommen und eine Schaale mitBeis
vor einer Figur am Thürpfosten hinstellen. In dem nahegelegenen
Dorfe Nyoung-uh wohnt ein,e Colonie Pagodesklaven, die zu
diesem Tempel gehören. Sie flechten in zierlicher Weise, ausser
Körben, auch Trinkbecher, die kein Wasser durchlassen, und
von den Pilgern viel gekauft werden. Ihre Frauen sassen in
einer bedeckten Strohhalle eines Pagode-Hofes zusammen, flechtend
und Gebete singend, um sich, wie sie sagten, Verdienst zu
erwerben und so in der nächsten Existenz mit einer lieblichen
Stimme geboren zu werden. Die Männer fand ich imNatzeim oder
Göttertempel, ebenfalls mit Flechten beschäftigt. Sie hatten die
Figuren aller ihrer Dämone um sich herum. In der Mitte sass
Apaeschwemyosin, ein klotziger, dickbäuchiger Nat mit einem