Der in der Nähe hausende Dämon kommt dann gelegentlich, um
davon zu naschen, wenn sie ihm die Vögel nicht vorher gestohlen
haben. Das Kloster, Sapupatipaya genannt, hatte mit den zugehörigen
Gärten und Parkanlagen einen ziemlichen Umfang und
schien früher noch ausgedehnter gewesen zu sein, da viele
zerbrochene Figuren umherlagen und an zusammengestürzten
Pagoden kein Mangel war. Darin darf aber kein Zeichen des
Verfalles gesehen werden, so lange die wirklich im Gebrauche
stehenden Tempel und Zellen im guten Stande sind, denn der
Buddhist wird nie, oder nur in besonderen Fällen, eine alte
Pagode restauriren, sondern lieber eine neue daneben bauen.
Im ersteren Falle würde er für fremdes Verdienst arbeiten, im
letzteren aber für sein eigenes.
Unter den Pagoden dieses Kyaungs fand sich eine in der
Kuppelform, die zwischen Dom und Spitze mit mehreren Reihen
bunter Glasstücke verziert war. In einer ändern standen die Figuren
auf Marmor ähnlich bemalten Piedestalen. Beide zeigten kleine
Nischen ringsum, mit Buddhafiguren gefüllt und waren durch Löwen
in der den Buddhisten eigentümlichen Fabelgestalt bewacht. In
der Nähe standen auf einem steinernen Fundament zwei Colossal-
Figuren Gautama’s, mit Spuren rother Farbe, und weiterhin ein
Steinsarkophag, auf dem zwei andere Figuren, gleichfalls in
gigantischen Dimensionen, ausgestreckt lagen. Sie waren von
klagenden Schülern und betenden Yahandas umgeben und sollten
Gautama mit seinem jüngeren Bruder oder Vetter Ananda (Nitchi
Ananda) darstellen. Diese Scene habe ich auch sonst häufig in
birmanischen Tempeln wiedergetroffen, aber gewöhnlich findet
sich nur die eine Figur des sterbenden Gautama unter seiner
trauernden Umgebung. Die Seiten des Steinsarges waren mit allerlei
Schriftzügen bekritzelt, theils in den Gefühlsergüssen frommer
Pilger und Reisender, besonders aber durch Knabenhände, die
in Birma nicht nur Tische und Wände, sondern auch Tempel beschmieren.
Als ich anfangs noch die cursive Schrift schwer
lesen konnte, war ich oft sehr enttäuscht, wenn mein eiligst herbeigerufener
Munschi, um eine an besonders heiliger Stelle angebrachte
Inschrift zu entziffern, mir eine Spalte aus dem
birmanischen Thinboungyi (die Abc-Fibel) vorbuchstabirte. Die
Kloster-Pagoden erkennen sich immer durch die auf Stangen
gesteckten Henza- Vögel (Wombai-Henza), in deren Form auch
die Gewichte gemacht sind. Von den Pungyis (Mönchen) sah
ich nur wenige, da sie nach ihrer Religionsvorschrift um 12 Uhr
Mittags zu essen aufhören müssen und sich deshalb dann für den
Rest des Tages zum Schlafe hinlegen. Ihr Klostergebäude war,
wie gewöhnlich, aus Holz gebaut, aber eine hohe Treppe breiter
und polirter Steinstufen führte zu der Eingangsthür, die mit zierlichem
Schnitzwerk geschmückt war. An der Seite stand, durch
ein Strohdach geschützt, eine breite Steinplatte, einen Abdruck des
heiligen Fusstapfens darstellend und in Fächer für die Mannigfaltigkeit
der verschiedenen Figuren getheilt. Ueber dieselbe
wölbten sich zwei Nagaköpfe (der Drachenschlange). Der Teich
des Klosterhofes enthielt den Priestern geschenkte und deshalb
heilige Fische, die Niemand verletzen durfte.
Auf dem Rückwege berührten wir eine Colonie Shan, die
sich von Körbeflechten ernährte, und trafen dann auf dem
offenen Felde vier Pagoden, von denen zwei von rothen Ziegeln
erbaut, zwei mit Stucco belegt waren, in Nachahmung von
Marmor. Durch die offenen Nischen der noch unvollendeten
Ziegelpagoden konnte man in die eine hineinblicken und in der
Höhlung den viereckigen Grundpfeiler sehen, Uber welchem das
Gebäude errichtet war. Ueber der Figur des sitzenden Buddha
erhob sich das Haupt der behaubten Schlange, wie Uber der
Vischnu’s in Vorderindien. Von den übrigen Figuren war eine mit
einer pagodenartigen Kopftracht geschmückt und Sabubuddha
genannt. Solche gekrönte Buddha’s finden sich häufig neben den
kahlköpfigen Repräsentationen und sollen den zur Weihe ausgezogenen
Königssohn bezeichnen oder auch den Besieger Mara’s.
Ausgedörrt von dem heissen Sonnenbrand, der in dem
schutzlosen Feld auf uns niedergeprallt hatte, eilten wir einem
Wäldchen von Cocos- und Arecapalmen zu, das uns schon lange
aus der Ferne in seine Schatten gewinkt hatte. In einem etwas
verfallenen Kyaung (Kloster) sass ein alter Mönch, von einem
Dutzend Knaben umgeben, die im Unisono lasen oder buchsta