der Niengjen-tschaun hinfliesst. An einer Seite der Stadt breiten
sieb grüne Wiesen aus, und aus denselben steigen kleine Hügel
auf, an denen die Pagoden und Klöster gebaut sind. Die Löwen
und übrigen Zierratlien sind mit bunter Stuccatur belegt. Als
ich dort einen Patienten examinirte, der an einer in dem feuchten
Niengjen nicht ungewöhnlichen Krankheit litt (bei der der Arm
unter entzündlicher Spannung ungeheuer anschwillt, als ob sich
das- ganze Muskelfleisch in condylomatöse Gewächse verwandeln
wollte), sah ich grosse Stücken Rindfleisch in den Klosterhof
hereintragen und für die Tafel zurichten. Als ich Uber diese
verbotene Nahrung verwundert schien, zeigte man mir unten auf
der Wiese das Aas einer Kuh, die dort an einer Krankheit gefallen
war, und jetzt von Laienbrüdern zum Besten ihrer verehrten
Mönche in Sicherheit gebracht wurde, ehe die gierig lauernden
Hunde und Krähen sich darum streiten würden. Nach dem Da-
bistan entschied Jemschid, dass Leute niederer Kasten das Fleisch
gefallener Thiere essen könnten, ohne eine Sünde zu begehen.
Doch fügtFani hinzu, dass diese Sitte abgekommen wäre, weil sie
als ungesund und Krankheiten erzeugend, erkannt worden. Nach
Einführung der Gebete zur Sonne verbot Akbar Kühe zu schlachten,
weil ihr Fleisch schwer verdaulich wäre, und nach der Ansicht
der Aerzte Krätze, Grind, Aussatz, Elephantiasis und andere
Hautkrankheiten erzeuge.
Am nächsten Morgen ritt ich durch den Wald nach dem
Dorfe Zinsaeh-joa, das am Ausflüsse des Baches Zinsaeh-tschaun
in den Paloung oder Sittangfluss liegt, um mich dort für Böte nach
Tongu zu erkundigen. Der Landweg schien in der That so mit
Räubern überlaufen, dass ich mit meinen wenigen Leuten und
ohne Aussicht, zuverlässigere zu erhalten, nicht wohl wagen
durfte, dort die Grenze zu überschreiten. Ein Patih-Kaufmann
(muhamedanischer Indier), der vor einigen Tagen im Anschluss
einer grossen Caravane von Tongu heraufgekommen war, erzählte
mir, dass sie für zwei Tage und Nächte durch eine organisirte
Räuberbande in einem der festungsartigen Zayat belagert
waren und sich nicht hatten rühren können. Auch erfuhr ich,
dass das schon gehörte Gerücht über die Ermordung des englischen
Grenzcommandanten die Wahrheit gesprochen habe. So
entschloss ich mich den Wasserweg zu wählen, der, obwohl ebenfalls
nicht ohne Gefahr, da die Grenze immer zu passiren blieb,
doch unter zwei Uebeln das kleinere schien.
Im Dorf Zinsaeh-joa ritt ich beim Hause des Aeltesten
vor, und erkundigte mich über die nach Topgu in Ladung
liegenden Sehiffe oder über solche, die. dorthin gemiethet werden
könnten. Seine Frau, die allein zu Hause war, hatte in-
dess nicht viel Auskunft zu geben, und so ging ich mit
Moung Schweh nach dem Ufer, wo wir verschiedene Böte
auf den Werften oder fertig sahen, aber alle nur klein und unbrauchbar.
Der Sittang tritt gerade hier aus den Bergen der
Schau hervor und ist nur noch für eine kleine Strecke weiter aufwärts
schiffbar. Höher hinauf besitzt er den Charakter eines
Gebirgsstromes, durch Wasserschnellen unterbrochen. Die Nähe
der Teak Waldungen bietet grosse Erleichterung für den Schiffsbau,
und folgen deshalb auch die meisten Bewohner Zinsaeh-joa’s
diesem Erwerbszweig. Nach längerem Suchen sahen wdr einen
ziemlich grossen Kahn,, der unterhalb des Dorfes, angelegt hatte,
und von dem ich hörte, dass er seine Fracht für Tongu schon
completirt habe. Da ich ausser einem Knaben Niemand an
Bord fand, ging ich zum Aeltesten zurück, der mir ein Frühstück
vorsetzte und die nöthigen Directionen gab. Der Capitän lebe
in dem Dorfe Tanpinjoa (das Dorf der Palmbäume), bei dem
ich auf dem Rückwege nahe vorbeizupassiren hatte, und fand ich
es in einer seitlichen Lichtung des Waldes, von verwüsteten
Bananen-Pflanzungen umgeben. Der Capitän wohnte bei seinem
Vater, der schon seit drei Monaten auf dem Krankenbette lag, in
Folge von Wunden, die er bei einem räuberischen Einbrüche in
seinem Hause erhielt, als er nicht schnell genug das Geld herbeigeschafft
hatte. Ich engagirte die Cajüte zur Passage für mich
und meine Diener , und glaubte der Kahnführer in zwei bis drei
Tagen fertig zu sein. Beim Zurückreiten fanden wir bei einem
Zayat Verkäuferinnen mit Früchten sitzen, die indessdas Azekiay-
Geld und selbst das reinere Dain-Silber, als noch nicht rein genug,
verschmähten. Sie wollten nur für Betelnüsse verkaufen oder