könne. Die Klosterbibliothek, erzählte er mir, enthielte ungefähr
100 Bände, grösstentheils zum Pitagat gehörig. Einige der Figuren
in seinem Zimmer waren mit einem spiraligen Thurm als hohem
Kopfschmuck verziert. Auf meine Frage nach der Bedeutung erklärte
er es für ein Zeichen grösser Glorie, und auf die weitere
Frage, warum es bei ändern Bildern fehle, meinte er, Alles das
sei überein wie bei der Manifestation Buddha s, halb Feuer und
halb Wasser. Das Eine sei so gut als das Andere, es sei doch
immer derselbe Gott. In der buddhistischen Symbolik indessen
bezeichnet die königliche Haupttracht entweder Buddha in seiner
Transfiguration alsZina*), der Sieger unter dem Bodhi-Baum,
oder als den unter den Lobpreisungen Keisa Gautama’s in
den Wald ziehenden Prinz , nachdem sein Turban durch die
Hand eines Nat in tausend Windungen aufgethürmt war, die
doch nur wie eine einzige erschienen. Eine protestantische
Richtung der Mönche, zu der mein Freund gehören mochte,
sucht aber Unterschiede möglichst zu verwischen. Im einem
ändern Kloster wurde] der als König mit dem Nakin geschmückte
GautamaTandzadzaun-Paya genannt, aus seiner königlichen
Existenz. Buddha’s Figur mit gethürmter Kopftracht
heisst Bhodiri (der Gott mit dem Griff) und die Figur mit der
Kopfbeule: Paundoh-uh (die Bedachung von Aitersher). Diedurch
die Gedankenkraft hervorgetriebene Usnischa würde phrenolo-
gische Untersuchung verlangen. Unwissende Mönche, die die
Pali-Namen nicht kennen, unterscheiden die vielen Figuren nur
als stehende, sitzende und liegende. In einem Buche fand ich
die Bemerkung, dass nach dem Gebrauch, der Verfertiger einer
stehenden Figur eine sitzende, und nach dieser eine liegende
machen lassen könnte, aber nicht umgekehrt, weil man nicht zurückschreiten
dürfte.
Als wir beim Weiterfahren durch einen Wald kamen, hatten
die schon den ganzen Tag lärmenden und polternden Hühner,
denen das Rütteln und Stossen der Karren nicht zu gefallen schien,
*) Das Word Jai, wie (nach dem Dabistan) in der Abadi- oder Azari-Sprache
ein Heiliger genannt wird, erinnert (bemerkt Troyer) an Jina or Jaina from ji (to
conquer or excel) in the Jaina sect.
sich durch den Kerb durchgearbeitet und waren entwischt. Nach
vergeblichen Versuchen sie zu erhaschen, wurden sie geschossen,
um sie nicht zurückzulassen. Erst nach Sonnenuntergang kamen
wir bei dem Dorfe Hansa-Yoa an und fuhren an einem Zayat
vor, der in der Umzäunung eines Klosters ausserhalb stand; da
indess die Mönche auf unsere Frage nach Wasser nichts zu haben
behaupteten, begaben wir uns nach dem Hause des Thougyi, der
bestätigte, dass das Wasser aus weiter Entfernung herbeigebracht
würde und deshalb auch nicht reichlich mittheilen konnte. Das
Dorf ist nach einem Tsoboa oder Prinzen der Schan (Han) genannt,
dem es früher gehörte. Bei dem unveränderlichen Sonnenumlauf
der Tropen ist die Tageszeit immer leicht zu berechnen, und der
Birmane, um die Stunde zu bezeichnen, zeigt mit der Hand, wie
hoch die Sonne war, oder sagt vielleicht vergleichungsweise,
einen Palmbaum hoch.
Noch vor Tag brachen wir auf, mussten aber im Jungle
halten, da sich so viele Wege kreuzten, dass wir fürchteten,
den richtigen zu verlieren. In einem Brunnen, wo wir vorbeikamen,
war das Wasser so spärlich, dass es nur mit flachen Korbschüsseln
herausgeschöpft werden konnte. Sonst wird Wasser
mit Eimern aufgeholt, die durch das Gewicht an der ändern Seite
des Brunnenbalkens sich wieder heben. Weiterhin indess kamen
wir zu einem Teich (Hansada-Yaykan), der zum Baden diente,
während viele Karren sich mit Wasser beluden, um dasselbe nach
den Dörfern zu schaffen. Gegen Mittag rasteten wir in dem'
Zayat eines Klosters neben dem Dorfe Yapiledeh. Im Felde
war ein offener Brunnen gegraben, aber mit so wenig Wasser,
dass es mit Löffeln aufgetunkt werden musste, und die Leute
standen da wartend, bis die Reihe an sie kommen würde. Daneben
war ein anderer Brunnen, ziemlich voll mit Wasser, aber
ein gelbes Tuch, das Ubergehängt war, reservirte ihn für die
Pungyi, da es für Solche eine grösse Sünde sein würde, aufge-
rührtes Wasser zu trinken, und viele Benutzung diesen Brunnen
ebenso schmutzig machen würde, wie den ändern. In Vorderindien
sind solche Priesterbrunnen häufiger. Ich hatte mich einst
für mehrere Tage in den Tempel - Ruinen Mahabalipuram’s ein-
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