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 Schmücken  sie  der Fürsten Hand,  
 Dorthin bist  auch  du  gerufen, 
 Du,  die Krone  in  dem Land. 
 Ob  er meiner noch  gedenket, 
 Die hier  trauernd  sitzt und weint?  
 Ob  das  Schicksal  es  so  lenket,  
 Dass  au fs Neu’  es uns  vereint? 
 Sie  ruht  auf ihrem  goldnen Pfühle, 
 D e s   L a n d e s   s to lz e   K ö n ig in , 
 Umfächelt  von  des Abends Kühle, 
 T r ä u m t   s ie   d ie   S tu n d e n   a n g s tv o l l  h in . 
 Sie  denkt des  Gatten — weilt  er  drüben  
 Doch lang’  im  feindlichen Gebiet; 
 Ihr Herz  ist  schwer,  das bang  der  trüben  
 Vorahnung nächt’ger Flor umzieht. 
 „Was  säumst  du,  meines Herzens Wonne ?  
 O kehr’  zurück zum  goldnen Haus, 
 Schon senkt im Westen  sich  die  Sonne  
 Und  löscht  die  Strahlenfackel  aus. 
 Und  schon mit dumpfem  schwerem Klange  
 Hallt von  dem Thurm  der Glocken Ton, 
 S ie   tö n e n   d um p f ,  s ie   h a lle n   la n g e , 
 Doch jetzt  sind  sie  verklungen  schon. 
 Sie  sterben hin in  dumpfem  Schweigen,  
 Vom Tag  erlosch  das  letzte Licht —-  
 Ich muss  das Haupt  voll Kummer neigen,  
 Denn  dich  erblickt mein Auge  nicht. “ 
 Kalt  geht die Luft,  aus Finsternissen  
 Kein  Stern  in ihre  Seele  scheint, 
 Sie  sitzt auf ihrem  goldnen Kissen, 
 D ie   s to lz e  K ö n ig in ,  s ie   w e in t. 
 Birmanische  Städte-Legenden. 
 Die  Legende  über  die  Gründung  der  Dagon-Pagode  in 
 Eangnn. 
 (Ausland  1863.  No.  27.) 
 Am Ende  der  vorigen Kalpa  sprossten  auf dem Felshügel'von Tingoteah,  wo  
 jetzt dieDagon-Pagode  steht,  fünf Lotus-Blumen  auf.  Sie öffneten  und  enthüllten  
 in  ihrem Kelch  jede  eine Tinga  (das  gelbe Gewand  der Priester  oder  Pungyi),  
 dann kam  ein mächtiger Vogel,  der  dort  ein  grosses Ei niederlegte,  und  aus  diesem  
 kam  der Karawut hervor,  der mit  den  fünf Tingas  zum Himmel  flog.  Dies  
 war  ein Omen,  die Erscheinung  der  fünf Buddha’s in der  jetzigen Kalpa  vorhersagend, 
   denn  bald  nachher kam  die Zerstörung der Welt,  die  in der vorigen Kalpa  
 existirte.  Dann  folgten  die Myriaden  von Jahren, welche  die Vernichtung  dauerte,  
 dann die Myriaden  der Wiederherstellung,  und  zuletzt  stand die neue Erde  da,  
 fertig  den  ersten Buddha Kekkuttan  zu  empfangen.  Er legte  auf dem Tingoteah-  
 Fels  seinen  Stab nieder,  Gaunagan  sein Wasserfilter  und Kattaba  sein Untergewand. 
   Zu Gautama’s  Zeit  wohnte  auf Tingoteah  ein  riesiger  Skorpion,  so  riesig, 
   dass  er  jeden  Tag  einen Elephanten  für  seine Nahrung  verlangte,  und die  
 Zähne  derselben waren,  gleich Pfählen,  um  seine Höhle  aufgehäuft.  Eines Tages  
 kamen  sieben  Schiffe  der  Kala  (Ausländer)  des  W eg es,  und  den  weissen  
 Schimmer des Elfenbeins  am Lande  sehend,  landeten  sie  dort.  Sie  füllten  ihre  
 Schiffe mit der kostbaren Ladung,  und  waren  in  bester Arbeit begriffen,  als  sie  
 plötzlich  den Kiesen-Skorpion  auf sich  zukommen  sahen.  Sie lösten in Eile ihre  
 Schiffe  und  standen  aus  in  S e e ,  aber  siehe  d a ,  in  der See  hauste  eine  nesige  
 Krabbe  mit  ausgestreckten  Scheeren,  um  Alles  zu  zermalmen,  was  dazwischen  
 kam.  Die  Schiffe  passirten  glücklich  in  der Mitte hindurch,  ohne  die  Spitzen  der  
 Scheeren zu berühren,  aber  der  grosse  Skorpion,  der  fo lg te ,  stiess  an  sie  auf 
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