gesammelt werden mag. Immer kann aber seine Hoffnung nur
auf die Zukunft gerichtet sein. Aus dem früher gesäeten Samen
ist in der jetzigen Existenz das Unkraut erwachsen und wird in
ihr auch Unkraut bleiben. Der Keim zu höherer Veredlung mag
geleigt werden, aber er wird erst in einer neuen Ernte zur Keife
kommen. Die einzige Rettung bietet sich in der Mönchsweihe
und wer sich stark genug glaubt, die Sinnlichkeit in sich nieder
zu kämpfen, nimmt deshalb gern seine Zuflucht hinter den Klostermauern.
Die den Buddhisten, trotz ihres ausgedehnten Gebotes
der Nicht-Verletzung, oft vorgeworfene Gefühllosigkeit gegen
Menschen und Thiere erwächst aus demselben Princip apathischer
Anerkennung des faetisch Bestehenden, in dessen Entwicklung
mitzuwirken das Selbstvertrauen fehlt. Ein Haufe Birmanen mag
lachend am-Ufer stehen und einen Mitmenschen mit dem Ertrinken
ringen sehen, ohne dass Jemand die Hand zur Rettung rühren
wird. Er erblickt vor seinen Augen nur den Gang des Fatums,
in das einzugreifen er nicht verpflichtet, und vielleicht nicht einmal
berechtigt ist.
Von der nahegelegeüen Pagode Sudaunpieh neben dem
Nat-Tempel in Taungbiongmyoh, das ich schon besucht hatte,
wurden lange Geschichten erzählt. Noatasa, der König von
Pagan, liess grosse Backsteine verfertigen, woran tausend Menschen
zu schleppen hatten, und bestellte dann an jeder der Seiten
tausend Mann zum Arbeiten. Als Aufseher ernannte er den weisen
Yansitta, den Sohn eines Naga (Drachen), den schnellfüssigen
Lonlaepae, der in einer Minute tausend Palmen erklimmen konnte,
den Helden Yanoupieh, der unter jedem Arm 500 Balken trug,
und den starken Athouaeju, der binnen einer Stunde hundert
Morgen Land mit einem Paar Ochsen zu pflügen vermochte, und
ausserdem die beiden Brüder Schwebingyi und Schwebingnay,
die Söhne des KalaBiatta mit derUngeheuerin(Belu)Sandamuki.
Diese Luzunggaun der Birmanen erinnern an die altiranischen
Pehlewan, mit deren Namen, wie Mordtmann bemerkt, im Orient
jetzt Ringer und Kunststückmacher bezeichnet werden. Als die
Pagode fertig war, kam der König, um sie zu besichtigen, und
sah zwei kleine Steine fehlen, an der Stelle, die dem Brüderpaar
übertragen war, und befahl sie zu tödten, aber man versuchte vergebens
ihre Körper zwischen grossen Steinen zu zermalmen, da
die Brüder die Kunst des Fliegens verstanden -und unverletzt
zwischen den Steinen oder darum herum wegschlüpften. Der
König, ärgerlich, verhöhnte sie, dass sie den Tod fürchteten
und versprach ihnen das Leben zu schenken. Sobald er sie aber
in seine Gewalt bekommen hatte, liess er sie dennoch hinrichten.
Die Seelen der Ermordeten gingen in Dämone Uber, und als der
König zurückkehren wollte, hielten sie sein Boot fest, und er
konnte nicht von der Stelle; bis er zu ihren Ehren einen Nattempel
erbaut hatte, für dessen Unterhalt er das Dorf Toungbioh
mit allem umliegenden Territorium an Feldern und Gärten anwies.
Der jetzige König hat den Götterwagen und die Insignien
der KönigswUrde fortnehmen lassen, aber obwohl er die Natfeste
verboten hat, werden sie doch noch, wenn auch wenigerglänzend,
gehalten. Der Erzähler dieser schrecklichen Begebenheiten war
erkältet und wurde mehrfach durch Niesen unterbrochen, er hielt
dann inne und murmelte erst einige Gebete, ehe er im Vortrage
fortfuhr. Die Nat unter dem Sakhya-min empfangen die Verehrungen
eines Heroen-Dienstes, mehr den Dämonen, als Göttern
entsprechend. Wie die Tengri der Mongolen zugleich die
Himmel und ihre Bewohner bezeichnen, meint Qura oder Sura
himmlisch (svar der Himmel) und dann die Sonne. Die Helden
werden so genannt (sagt Lassen), weil sie, wenn sie im Kampfe
fielen, den Svarga, den Himmel des Götterkönigs, zum Wohnsitz
erhielten. Auch Chormusda versammelt sie in seiner Walhalla.
Indra wird denen, die in der Schlacht fallen, die Welten verleihen
, in denen alle Wünsche erfüllt werden. Den Qurasena
besonders schreiben die Griechen die Verehrung des Herakles zu.
Am Nachmittage ging ich nach dem nahegelegenen Kloster,
und fand in dem Abte einen wohlunterrichteten Gelehrten, der
mir eine früher erhaltene Liste von den Pali-Namen der sechsundzwanzig
Buddha’s in’s Birmanische übersetzte. Ein Laie, der
zum Besuche bei ihm war, erzählte, dass man in Rangun Figuren
aus der Knochenasche der verbrannten Leichen mit Lehm zusammenknete,
um darüber Pagoden zu errichten, aber der Mönch
Bastian, Ostasien. II . ^