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 einen  Führer,  um  mieh  nach  dem Hause  des Kranken  zu bringen.  
 Derselbe wohnte ausserhalb desPalastes, in ziemlicher Entfernung,  
 und  litt,  wie. die Untersuchung  ergab,  an Gallensteineñ,  die  ihn  
 periodisch  mit  schmerzhaften  Kolikanfällen  quälten.  Bei  der  
 Zurückkunft  theilte  ich  das Ergebniss  meiner Visite  dem Kronprinzen  
 mit,  der  fragte,  oh  ich Medicin gegeben  habe  und  sich  
 Uber  meine  verneinende  Antwort  verwundert  stellte.  Er  ging  
 indess  in  die  innern Gemächer  des Palastes,  wo  sich  der König  
 an  der Tafel  befand,  um  zu  rapportiren.  Beim Zurückkommen  
 sagte  er,  dass  der  König  es  mir  schon  als  seinen  besondern  
 Wunsch mitgetheilt habe,  diesen Kranken behandelt Zusehen,  und  
 dass  ich  ihm Medicinen  schicken  möge.  Ich  erwiederte,  keine  
 entsprechende Medicin  zu besitzen,  und  dass  ein Arzt  ohne Medicin  
 ebensowenig  etwas  ausrichten könne,  als  ein Tischler ohne  
 Handwerkszeug.  Ohnedem habe  ich  mich  immer und  auch  dies  
 Mal  gegen  die Uebernahme  einer Krankenbehandlung verwahrt.  
 „Aber der König will  es,“  sagte  er mich  zornig  anblickend,  „der  
 König befiehlt. “  Ich  suchte  ihm,  soweit  es  die Ausdrucksweise  
 der  birmanischen  Hofsprache  erlaubte,  begreiflich  zu  machen,  
 dass auch des Königs Befehle zuweilen  an Unmöglichkei t scheitern  
 können,  und brachte  ihn wenigstens  soweit,  dass  er mir zuhörte,  
 und  noch  einen Versuch heim Könige  zu machen versprach. 
 Er hlieh  lange  fort.  Die in  der Halle, wo  das Gespräch  geführt  
 wurde,  postirten Soldaten  sprachen mit verdächtigen Seitenblicken  
 über  den  Kala,  der  meinte,  keine Medicinen  finden  zu  
 können,  obwohl  der  König  ihm  verspreche,  dieselben  zu  verschaffen. 
   Die Macht der königlichen Majestät gebietet,  und  doch  
 wagt  ein Barbar  zu  zögern  und  zu zweifeln!  Diese edeln Vater-  
 landsvertheidiger waren gewöhnlich mit derjenigen Unterhaltung  
 beschäftigt,  wodurch  in  Europa  die  Portugiesen  bekannt  sind.  
 Hatten  sie  aber  ein  lebendes Wesen  aus  den Haaren  ihres Nebenmanns  
 herausgekrabbelt,  so blieben sie in Verlegenheit,  was  damit  
 zu machen,  und  das Accompagnement des gemüthlichen Knipsens  
 fehlte.  Es  war  ihnen  indess  gelungen,  ein Auskunftsmittel  zu  
 finden.  Das  activ beschäftigte  Paarsass  auf  der  obersten Treppenstufe, 
   so. dass  die Thierchen bequem  auf  die Untensitzenden  
 herabfallen  konnten,  um  dann  nachher  diese vorzunehmen.  So  
 transferirte man  die Läuse  nur von  einem Kopf nach  dem  ändern  
 und das Vergnügen des Jagens  blieb  immer neu und  immer  schön. 
 Endlich  kam  der Prinz  zurück.  „Ich  habe  dem Könige  die  
 Erwiederungen  wiederholt,  aber Se. Majestät  will  durchaus  die  
 Cur  unternommen  sehen.“  Ich bedauerte nicht dienen  zu können.  
 Er  schleuderte  mir  einen  Blick  sprachloser  Wuth  zu,  stampfte  
 mit  demFusse  auf,  und  rauschte  unter  seinen  goldenen Schirmen  
 davon;  aber  auf  ein  beim Weggehen  gegebenes Zeichen  blieben  
 zwei  seiner Begleitung  zurück,  die mir nach  meinem Hause  folgten  
 und  dort  schweigend  Posto  fassten.  In  meine Dienerschaft  
 war  ein Todesschrecken  gefahren.  Sie  erwarteten jeden Augenblick  
 die Henker  erscheinen  zu  sehen,  oder  wenigstens Ketten  
 und Cangue.  An  die  Stelle  meines  indischen Koches  hatte  ich  
 einen  birmanischen  angenommen,  der  auch  seinen Sohn  mitgebracht  
 hatte,  und  beide  waren  ohne  Stimme,  in  jeder Geberde  
 Entsetzen  und  Schrecken  ausdrückend.  Mit Moung Shweh  ging  
 es  nicht  besser.  Ich  lachte  ihn  aus Uber  seine  Furcht,  obwohl  
 ich wusste,  dass  mit der Erbitterung  eines  birmanischen Königs  
 in  seinem  eigenen Palaste  nicht  zu  spassen  war.  Die im Hause  
 aufgepflanzten Leute  des Prinzen ignorirte  ich völlig und handelte,  
 als  ob  sie nicht da wären.  Auch  zogen  sie  sich  schon  bald wieder  
 zurück.  Furcht ist immer  unnütz  und in  diesem  Falle würde  sie  
 seihst  gefährlich  gewesen  sein.  . 
 Für  acht  Tage  war  mein  Haus  ein  gefeites.  Todtenstille  
 herrschte  in  seiner Nachbarschaft  und Niemand  kam  ihm  nahe.  
 Die Besuche  der prinzlichen Hofbedienten blieben  aus,  und wenn  
 ich  Moung Schweh  dorthin  schickte,  war  das Haus — entweder  
 verschlossen  oder der Prinz  schlief,  und  er wurde kurz  und  finster  
 abgefertigt.  Er kam  dann  eine  grausige Geschichte  zu -erzählen  
 von  dem,  was  er  die Leute  flüstern  gehört  und  was  der König  
 Alles  beabsichtige.  Ich  fertigte  ihn  damit  immer  kurz,  als  
 Albernheiten,  ah  und  bemühte  mich  mein  Leben  ganz  in  der  
 frühem Weise  fortzusetzen,  denn  ich  hatte  bemerkt,  dass Späher  
 umherschlichen,  um  aus  der Ferne  zu  beobachten.  Einige  der