denReisenden in die Hände des nächsten Thougyi überliefert haben,
ist er von der Verantwortung frei. Da die Räuber vielfach zu den
Dörfern selbst gehören, so sichert man sich durch ihre Mitnahme
als Bewachung, und ausserdem, weil sie wissen, dass sie selbst das
von ihnen Geplünderte zurückerstatten müssten. Die Art der Escorte
ist deshalb ziemlich gleichgültig, und habe ich mitunter meine
Leute Kinder oder Frauen pressen und als Escorte oder Wegweiser
mitschleppen sehen, wenn Niemand anders in einem Dorfe war.
Die Mittagsrast machten wir in einem Zayat des Dorfes
Mikan, neben einem durch einen Bürger Yeüiethen’s gegrabenen
Teich, in dem ich mich durch ein Bad erfrischte. Der Thougyi
wurde gerufen und um die nöthigen Lieferungen angegangen, als
Holz zum Kochen, Stroh für die Ochsen und Gerste für die Pferde.
Reisende, die gleichfalls im Zayat hielten, kamen von einem
nahegelegenen Markt, wo die Geschäfte nur durch Tausch abgemacht
wurden. Einige der Mädchen waren mit Glasperlen und
Silbermedaillons an Hals und Handgelenken geschmückt. Grade
als wir zum Aufbruch fertig waren, nachdem ich schon zu Pferde
sass, fiel Regen, und die Escorte, die schon vorher alle möglichen
Entschuldigungen hervorgesucht hatte, fand eine neue, drang
aber damit ebenso wenig durch. Wir passirten das Dorf Pindau
und nach der Pagode Schwedungundeh den fast trockenen Bach
Nyatschetdwin, der in den Paloun fällt. Die Pungyi des
Klosters waren herausgekommen und Sassen dort, die Reisenden
vorüberziehen zu sehen. Die Gegend war uneben gebrochen,
aber reich und in einer Fülle von Vegetation strotzend. Kleine
Dörfer lagen überall am Wege umher, so dass die Escorte jeden
Augenblick gewechselt wurde. Einmal war es nur ein kleiner
Knabe, der den ihm übeibrachten Befehl an den Goung des nächsten
Dorfes weiterlieferte. Ich fuhr ihn barsch an und fragte,
wie solch ein kleiner Knirps sich unterstehe escortiren zu wollen.
„Ach, gnädiger Herr ¡“-sagte er kläglich, „in unSerm Dorfe sind
nur zwei Häuser, und jetzt eben bin ich allein daheim. “ So liess
ich diesen Klein-Roland voranmarschiren.
Ein Theil des Waldes war gerade niedergebrannt und ritten
wir nun zwischen verkohlten Stämmen hin. Der erhitzte Boden,
gerade durch den Regen befeuchtet, dunstete ein erstickend
schwUles Miasma aus, dem ich froh war auf einer Wiese zu entkommen,
wo eine Caravane Schan ihr Lager aufgeschlagen hatte
und hübsche Pony umherjagten. Sie reisen mit Pack-Ochsen, die
neben den abgeladenen Gütern standen. Dann geriethen wir in
eine lehmige Strasse, die schon so durch den gefallenen Regen auf-
geweicht worden, dass der Wagen kaum vorwärts zu bringen war.
Es .dauerte auch nicht lange, so brach er und ich hatte Mühe, noch
vor Nacht in dem Flecken Bainihn auzukommen. Dort gab es
zwei Thougyi, und war nun vom Hause des Einen nach dem Ändern
umherzuschicken, da Jeder eine gute Entschuldigung hatte,
die Pflichten auf die Schultern seines Nebenmannes zu schieben.
Zuletzt gelang es, einen Tischler und Schmied herzukriegen, die
die Nacht durcharbeiteten, so dass wir schon früh wieder unterwegs
sein konnten.
Der Morgen war herrlich. Wiesen in glänzendem Grün
lachten zwischen dunkeln Büschen, der würzige Duft der Blumen
des Pan-Baumes füllte die Luft und lieblich sangen die Vögel in
der erfrischten Natur. In dem Dorfe Bornley wurde ein Markt
abgehalten, gebildet durch die Karren, in denen die Güter gebracht
waren, und unter denen sie gegen andere vertauscht wurden.
Eine zweite Verkaufsreihe wurde durch die herbeigetragenen
Körbe gebildet. Meine Ochsen hatten schon am vorigen Tage
solch deutliche Zeichen von Ermüdung gegeben, dass ich sie
in diesem Dorfe durch neue zu ersetzen dachte; aber als ich einen
Markttag dort fand, erlaubte ich keinen Halt, und blieb nur
selbst zurück, um ein paar der nöthigsten Einkäufe zu machen.
Als ich später den Wagen einholte, steckte er mitten im Walde,
ohne Möglichkeit weiter zu kommen, und nur mit Hülfe einiger
leer von Yemethen zurückkehrenden Karren, die dorthin Gerste
gebracht hatten, kamen wir zuletzt in Niaunglundede an, neben
dem trockenen Wasserbette des Zinlae-Flusses, in dem indess
kleine Brunnen gegraben waren. Dort wurde ausgespannt und
der Thougyi für Futter angegangen. Er liess eine ausweichende
Antwort zurücksagen und weigerte sich zu kommen, als gerufen.
Selbst als die Passrolle geschickt wurde, zeigte er Widersetzlich