ruhiger Gast, schon lange aus seiner Heimath an der Grenze der
Singpho-Gebiete fort und ohne Beschäftigung.
Um nicht zu warten , wurde er gemiethet und ihm bedeutet,
dass er die Küche zu versorgen hätte, was allerdings gar nicht
in seinen Kopf zu wollen schien. Die Sachen wurden aufgepackt,
der Gefangene, aus dem Nichts herauszubringen wary musste
entlassen werden, und um Mittags den 26. April, brachen die
Karren auf. Ich folgte nach einem herzlichen Abschied von
Dr. Williams am Nachmittag, fand aber bei meiner Ankunft !in
Amarapura in dem Hause des Herrn Ter Minas , wo das Zusammentreffen
verabredet war, noch Niemand vor. Das lange Ausbleiben
war mir etwas ängstlich, weil meine Sachen in den Händen
von lauter neuen und mir noch ganz unbekannten Leuten waren,
doch kamen sie spät am Abend glücklich an. Die gewöhnlichen
Accidentien einer birmanischen Karrenreise hatten sie gleich auf
diesem kleinen Wege aufgehalten und verzögert. Wagen und
Ochsen wurden in dem engen Hof zusammengepfercht und möglichst
unter Obdach gebracht, da in der Nacht Regen fiel.
Am Morgen brachen wir zeitig auf, um baldigst an die Fähre
desMyit-ngay zu gelangen, wo immer Aufenthalt zu fürchten war.
Durch rechtzeitige Drohungen gelang’es indess, den Fährmann
aus seiner apathischen Faulheit aufzurütteln, und setzten wir mit
den Karren zwischen zwei schwimmenden Flössen befestigt nach
dem alten Ava über. Von da schickte ich Dr. Williams Sein
freundlich so weit geliehenes Pferd zurück und miethete in dem
nahegelegenen Bazaar von Taadoo, zu dem über den Myit-tha
eine lange mit Verkaufsläden besetzte und theilweise niedergebrochene
Plankenbrücke führte, noch einen ändern Karren mit
Ochsen, wofür freilich erst viele Umständlichkeiten und weit-
läuftige Verhandlungen überwunden werden mussten. Durch die
Strassen wurde ein Pan-Payä (Blumengott) geführt, ein mit
Blumen überdecktes Rohrgerüst, dem eine lange Processiön von
Mädchen, die jüngsten voran, folgte, alle mit Blättern bedeckte
Wasserkrüge tragend.
Wir blieben die Nacht in dem neben der Pagode des Dorfes
gelegenen Zayat und arrangirten das Gepäck aufs-Neue, damit
wir noch vor Tagesanbruch aufbrechen konnten. Der eine in
Mandalay gekaufte Wagen, von zwei Ochsen gezogen, enthielt
unter einem von Matten und Bambu aufgeschlagenen Dache die
Koffer, Reisesäcke und das Bett, auf dem ich niederliegen konnte.
Der andere Wagen, der hinzugemiethet wurde, trug den Rest des
Gepäckes, die Kochgeräthschaften und liess noch Platz für einen
der Dienerschaft. Diese bestand aus Moung Sch weh, der indess
durch das Palastleben etwas verwildert war und erst wieder in
Ordnung gebracht werden musste, dem Koch wider Willen und
zwei .-Talein, die zu ihrer, Arbeit in den Teakwaldungen zurückkehrten.
Neben dem gemietheten Karren ging der Ochsentreiber
her, der noch ein freies Paar Ochsen zur Aushülfe bei sich hatte,
die seine ihn begleitende Schwester trieb. Dieser Karren war
nur als Retourgelegenheit gemiethet bis naehMaithila, einer Stadt,
an der unser Weg nahe vorüberführte, etwa auf der halben Entfernung
nach Tongu, dem Ziel meiner Reise.
Die wenigen Armenier in Mandalay, die diese Strasse aus
zeitweiliger Bereisung der Teakholzungen kannten, hatten mir
keine, einladende Beschreibung davon gemacht: der Weg sei wüste
und öde, den Anfällen der Raubthiere in den Wäldern und der
Räuber in der Nähe der Dörfer ausgesetzt. Mangel sei an Allem,
selbst an Wasser* und man dürfe die Reise nur in starker Begleitung
unternehmen. Allerdings;,sind alle diese abgelegenen Gegenden
Birma’s verrufen, besonders wenn sie., wie die von mir
zu passirende, ein Grenzgebiet streift. In diesem Falle kam noch
hinzu, dass sie nicht nur von dem herrenlosen LandgUrtel zwischen
englischem und birmanischem Territorium durchschnitten
wurde, sondern sich auch an die Schanberge lehnte, die, ein beliebter
Aufenthalt der Plünderer, ihnen sowohl Zuflucht, wie
passende -Plätze zum Hervorbrechen boten. Meine Leute waren,
wie schon bemerkt,, sehr zusammengewürfelt. Noch im Augenblick
der Abreise hatte ich meinen früheren Diener entlassen und
einen annehmen müssen, dem man die Bereitwilligkeit zu jeder
unsinnigen That ansah, aber keine grosseUeberlegung. Von den
Talein’s war der eine ein höchst roher Geselle, im Walde aufgewachsen
und nur für ihn geschaffen, der andere vielleicht nicht