In den Häusern der Prinzen, die verhältnissmässig spät ver-
heirathet werden, treiben sich eine Menge junger Knaben umher,
während der mönchische Anstrich des Hofes weibliche Bedienung
bei ihnen ausschliesst; obwohl sich mitunter Wege finden lassen,
Besuche zu erhalten oder in der Stadt zu machen. Die Knaben
sind angeblich theils zur Aufwartung, theils zum Aufführen von
Tänzen und Mitwirkung in den Concerien. Neben der Tättowi-
rung wird durch Balbi und ihm gleichzeitige Reisende ein sonderbares
Verfahren mit Glöckchen beschrieben, ;wie ich Aehnliches
in Batavia auf einem Lingam aus den alten Ruinen in Stein ausgehauen
sah.
In einem der Höfe des Palastes steht ein hoher viereckiger
Thurm, zu dessen auf halber Höhe befindlicher Thür eine Treppe
aufleitet. In diesem Dzedi wird der Zahn des Herrn bewahrt,
der in früheren Zeiten von Ceylon gekommen ist und dann lang und
dick war; jetzt hat er sich sehr verkürzt. Er ist ein Unterpfand
für den grossen Ruhm (Bhundogyi) des Königs und würde mit
diesem verloren gehen. Vielleicht eine Nachahmung des un-
ächten, den einst der König Pegu’s erhielt. Eine Figur des Paya
in dem Nandau wird Maha-Pinnay genannt, und auch als der Zaunding
-Nat bezeichnet. Die Stirn ist mit einem Kranz dorniger
Knuppen umgeben, gleich denen, die sich auf der Jackfrucht oder
Pinnay finden.- Die Brahmanen legen vor derselben den Eid ab.
Die aus dem Holze des Pipul-Baumes gefertigte Figur des
Akkhinasakha-Paya wird in die heisse Sonne gelegt, wenn man
Regen wünscht.
Zu den berühmten Dichtern gehört Shin Tilowintha, der die
Bhunkyam oder die preisende Dichtung (Linga) des Herrn verfasst
hat. In Touindwuingui in der Nähe Prome’s geboren, ging
er nach Ava, wo er, zusammen mit Shin Alataya, dem Verfasser
des Paya-mih-kyam, diejenigen Verbesserungen der birmanischen
Sprache und Literatur einführte, die unter Alompra volle Geltung
erhielten. Der Letztere der Beiden wird für einen Paya-Alaun
(Embryo-Buddha) gehalten. Ihre aus dem Pali abgeleitete Form
sollen die birmanischen Buchstaben durch Schemakatissa erhalten
haben, den Verfasser der Tada Tinjo, der unter König Noatasa in
Pagan lebte. ShinYatthaya war im Jahre 830 geboren und hiess
Moung-Bout mit seinem Knabennamen. Als er 16 Jahre alt war,
schrieb er den Buridath-Linga, im 26. Jahre den Buridath-Zath
und im 56. den Zadutammataja. Unter König Schwenanjoh verfasste
er die Listen des Montaih und viele Bücher des Gambitaja
und Lokataja, sowie die Wuttoh-Kyaung-Lieder. Er starb im
Alter von 62 Jahren in Prome unter König Minbajindwuay.
Shin Thilavontha war im Jahre 815 an einem Freitage geboren.
Er kam von seiner Heimath Thaunthwingyi nach Ava unter König
Schwenanjoh, .schrieb die Verse über Tandoo, den Gesang
des goldenen Palastes (Mokwun), dieKyouktsa im Dupayon-paya
und Anderes. Das Bitagatkaundzin betitelte Buch enthält viele
Nachweisungen üßer die Literatur und Lebensbeschreibungen der
Verfasser. Die Linga oder Dichtersprache erfordert ein besonderes
Studium und die Hofsprache enthält so viele dem Pali entnommene
Worte, dass man sie bei oberflächlicher Betrachtung ebenso
leicht für einen Dialekt desselben ansehen könnte, wie man vor
Humboldt’s Zeit das Kävi für ein verdorbenes Sanscrit erklärt hat.
Die Birmanen wie die meisten Buddhisten besitzen eine gewisse
philosophische Vorbildung und sind grosse Dialektiker, wenn
es darauf ankommt. Schon in Vorderindien haben die Missionäre
einen harten Stand, wo nur die regelloseren Phantasieen der Brahmanen
zu bekämpfen sind, aber noch schwerer wird ihnen der Angriff
auf das streng logischzusammenhängende System des Buddhismus.
Die mächtige Propaganda der Missionen, die sich über die
ganze Erdoberfläche jetztausbreitet,ist ein höchst bedeutsames Element,
das eine eingeh ende Besprechung verlangt, und hier nicht weiter
berührt werden kann. Wenn der Missionär der Träger europäischer
Bildung ist, so mögen begeisterte und ihrem Berufe ergebene
Männer Grosses und Nützliches wirken; aber gegen die Maxime,
jeden pietistisch frommen darum schon für die Bekehrung der
Heiden geschickt zu halten und in die Welt zu schicken, muss im
Interesse der europäischen Wissenschaft auf das Energischste pro-
testirt werden. Nur durch unsere geistige Superiorität besitzen
wir ein Uebergewicht über die Eingeborenen fremder Länder,