goldeten Kapelle die Figur des Schwesajatta steht, mit dem
ausgestreckten Finget; nuf den Palast Mandalay’s niederweisend,
als das göttliche Gebot, dort eine Stadt zu gründen. Nach der
alten Prophezeihung wird der Gott in kurzen Jahresperioden sich
allmälig immer weiter und weiter nach den Sch anbergen zurückziehen,
die den Hintergrund der Ebene Mandalay’s begrenzen und
diese Residenz nach sich ziehen. An der ändern Seiten wo der
Hügel mit einer schroffen Felswand abfällt, sitzt ein gigantischer
Buddha, in unbeweglicher Beschaulichkeit nach dem gegenüberliegenden
Gebirge hinblickend. Dort sind in dem harten Gestein
einige Höhlen, mit Ziegeln aufgebaut und übertüncht, von Eremiten
bewohnt. Einer derselben begegnete uns auf dem Berge,
einen mit Ringen behängten Eisenstock tragend, um durch das
Klirren derselben die Begegnenden zum Ausweichen zu ermahnen,
damit seine Meditation nicht unterbrochen würde. Als wir
seine leerstehende Behausung besahen, fanden wir Nichts darin,
als eine zum Bett dienende Erhöhung aus Stein.
Von dem Hügel blickt man gerade in die Quadrate Mandalay’s
hinein, aus derep Mitte der Uber den Thronsitz des Königs, als das
Centrum, gestellte Spiralthurm mit sieben Windungen in goldenen
Verzierungen emporgteigt. Der König von Birma vergleicht sich
dem Götterkönige, der in Thoudathana herrscht auf dem Berge
Meru in seinem Palaste Weydzayanta. Die umliegende Ebene
fängt schon an sich mit buntgeschmückten Klöstern und Pagoden
zu bedecken, an denen eifrig fortgebaut wird. Der ganze Hügel
Mandalay’s schwärmt mit Hühnern, die dort, als in einem heiligen
Asyl, freigelassen werden. Der König liess eine Zeit lang jeden
Tag einhundert zum Schlachten bestimmte aufkaufen und dort
hinbringen. Fromme Verdienstsucher schleppen täglich Körbe
voll Reis und Korn dahin, so dass das Geflügel dick und fett ist.
Eier werden in solcher Masse gelegt, dass sich in der Nähe eine
Colonie Hunde angesiedelt hat, um das Ueberflüssige zu verzehren.
Da,s weite Herz, das die Buddhisten für alle Wesen haben, '
verschiebt das richtige Gleichgewicht, wie aus Guzerat (wo die
Vogel-Hospitäler älter sind als die Hunde - Versorgungshäuser
Londons) bei Purchas bemerkt wird: For men they had not
an hospitall, th.at were thus hospitall to fowles. In einer kleinen
Kapelle im Aufgang zum Hügel stehen drei schwanzlose Enten
in der Form des Henza, in jeder von welchen eine aus Ceylon
gebrachte Zahnreliquie stecken soll, und vor ihnen liegt ein
halbovaler Stein, mit Charakteren beschrieben; dieser wird zur
Erforschung der Zukunft aufgehoben, und giebt, wenn schwer,
ein ungünstiges Omen für das zu unternehmende Geschäft.
Beim Rückweg gingen wir durch die innere Stadt und ändern
Palaste vorbei. An jedem Eckthurme der viereckigen Mauer
steht ein niedriger Kuppelstein, und dort sowie unter dem
Thron und den Thoren seien beim Bau menschliche Schlachtopfer
begraben, damit sie in Dämone verwandelt treue Wache
hielten, erzählte mir mein Begleiter in leisem Flüstern. Damals
wurden Leute bestimmter Namen, die unter bestimmten Constel-
lationen und an bestimmten Tagen geboren waren, gesucht, besonders
solche/deren Ohren nicht durchbohrt waren, oder junge
Mädchen. Niemand wagte auszugehen und als die Regierung,
um Leute herbeizuziehen, Schauspiele aufführen liess, war kein
Publikum da. Der König sei gegen diese grausame Ceremonie
gewesen, aber die Minister hätten es durchgesetzt, dass man den
von Alters her heiligen Gebrauch bewahre. Die Armenier wussten
noch mehr solche Grossmuttergeschichten. Von einem Birmanen
hörte ich später, dass unter den Eckthürmen der Mauer Mandalay’s,
sowie aller birmanischen Hauptstädte, mit Oel gefüllte
Krüge begraben würden, und dass die Brahmanen alle sieben
Jahre nachschauen müssten, ob sie noch gefüllt seien. Ein Abnehmen
des Oels würde Anlegung einer neuen Residenz gebieten.
Als das Oel sich in den unter Amarapura eingegrabenen Töpfen
zu vermindern begann, zeigten sich Tiger und Rehe in den Vorstädten,
ein Zeichen zu sein, dass die Gegend wieder zur Wild-
niss werden solle und der König an einem neuen Platz seinen
Thronsitz aufschlagen müsse. Ststtt dass aber jetzt Leute getödtet
würden, füge man nur Figuren als Thayaiga in die Mauern ein.
Auf dem Platze des jetzigen Mandalay habe Gautama erst als
runder Stein (govun), dann als Padaitateh, dann als Yathay und
zuletzt als Ngamangang gelebt, wodurch das vorher arme Land